Ex-Borussen bleiben Gladbach treu
Von Jan Delura bis Peter Wynhoff: Viele ehemalige Profifußballer leben und arbeiten immer noch in der Stadt.
Mönchengladbach. Mit Profifußball beruflich nix mehr am Hut, aber Gladbach dennoch treu: Viele ehemalige Borussia-Spieler leben und arbeiten noch immer in der Stadt. An der Lüpertzender Straße 163 zum Beispiel betreibt Michael Delura ein Fitnessstudio. Seit Sommer 2012 ist der mittlerweile 29-Jährige ein Franchisenehmer des Unternehmens Body Street. Damit sorgte er bereits für das Leben nach dem Fußball vor, denn er war seinerzeit noch beim VfL Bochum unter Vertrag, beendete erst im Sommer 2013 seine von vielen schweren Verletzungen geprägte Karriere. Beruflich ist er also in Gladbach geblieben, obwohl er lediglich ein Jahr lang bei der Borussia spielte: In der Abstiegssaison 2006/2007 absolvierte Delura 28 von 34 Saisonspielen, erzielte dabei drei Treffer.
Damit ist der gebürtige Gelsenkirchener in guter Gesellschaft. Denn während zahlreiche Ex-Borussen dem Verein oder zumindest dem (erweiterten) Profifußball treu bleiben und als Trainer (Arie van Lent, Oliver Neuville, Christian Ziege), Manager (Max Eberl) oder in anderer Funktion reüssieren, haben noch mehr einen beruflichen Weg gewählt, der sie vom Bundesligasport weggeführt hat. Mönchengladbach oder zumindest der Region blieben sie trotzdem treu.
Beispiel Marcel Witeczek und Michael Klinkert. Die beiden verbindet eben nicht nur ihre gemeinsame Zeit bei Borussia (1997 bis 2001), sondern vor allem ihr beruflicher Alltag nach der Fußballkarriere. Beide absolvieren seit Jahren Sporteinheiten mit Schulklassen im Auftrag der AOK. „Bis Februar besuchen wir 26 Schulen“, sagte Klinkert jüngst bei einer Stunde in Hamminkeln. Klinkert (46) wohnt noch in Mönchengladbach, Witeczek in Krefeld. Letztgenannter ist übrigens nach der Profikarriere einem anderen „Leistungssport“ verfallen: dem Ausdauersport. Der 46-Jährige nimmt an Volksläufen und Triathlons teil und weist eine Marathon-Bestzeit von 2:58 Stunden auf.
Mehrere andere Ex-Borussen sind derweil in die Versicherungsbranche gewechselt. So ist Thomas Hoersen (42), in Gladbach geboren und zwischen 1991 und 1998 am Bökelberg aktiv, Mitinhaber des SH Versicherungskontors in Niederkrüchten. Seine Schwerpunkte sind Sach- und Rechtsschutzversicherung. „Aufgrund meiner zwölfjährigen Erfahrung als Profifußballer liegt mir ebenso das Thema Krankenversicherung und Unfallversicherung sehr am Herzen“, schreibt Hoersen auf der Unternehmens-Homepage.
Jörg Jung — dadurch bekannt, dass er nur ein Bundesliga-, aber zwei Europapokalspiele für Borussia bestritt — wiederum hat eine Ergo-Versicherungsagentur an der Dohler Straße.
Einer ganz ähnlichen Tätigkeit geht heute Peter Loontiens nach. Anfang der Achtziger unterschrieb der heute 56-Jährige seinen ersten Profivertrag bei der Borussia, auch wenn er den weitaus größeren Teil seiner 73 Erst- und 52 Zweitligaspiele für Uerdingen absolvierte. Schon mit knapp 30 begann er seinerzeit in der Versicherungsbranche. Heute ist er Chef der LVM-Versicherungsagentur an der Roermonder Straße mit mehr als 4500 Kunden.
Einen ganz anderen Weg ist Markus Osthoff gegangen. Von 2000 bis 2002 kickte der Mittelfeldspieler für die Borussia, heute unterrichtet der 46-Jährige als Oecotrophologe an der Gustav-Heinemann-Realschule in Bottrop Hauswirtschaft und Sport. Zudem ist er als freiberuflicher Ernährungsberater tätig, mittlerweile jedoch auch als Fußballtrainer — beim SV Spellen (Voerde, Kreis Wesel) in der Bezirksliga.
Auch Karlheinz Pflipsen (44) ist dem Fußball und auch Gladbach als Inhaber der hiesigen Berateragentur „Sports11“ zwar treu geblieben — Peter Wynhoff (46), der nach seiner Kickerkarriere wie Hoersen bei der Kreisbau begann, ist mit im Boot —, aber sein Weg in die Kommunalpolitik hebt ihn doch auffällig vom weiteren Werdegang seiner Ex-Kollegen ab. Pflipsen sitzt seit der vergangenen Kommunalwahl für die FWG in der Mönchengladbacher Bezirksvertretung West. Seine Ambitionen beschrieb er einmal so: „Ich lebe in dieser Stadt, und ich möchte, dass es den Menschen in Mönchengladbach gut geht.“