Borussia Mönchengladbach Ex-Gladbacher Younes spielt sich in Löws Rampenlicht

Gelsenkirchen. Er hatte die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben, doch am Ende setzte Amin Younes selbst den goldenen Schlusspunkt. Und das war auch die passende Pointe unter das Europa-League-Viertelfinale zwischen Schalke 04 und Ajax Amsterdam.

Amsterdams Amin Younes bejubelt sein Tor zum 3:2 gegen Schalke am Donnerstag.

Foto: Guido Kirchner

Denn mit zwei herausragenden Leistungen hat sich der frühere U21-Nationalspieler, der als vermeintlich Gescheiterter 2015 von Borussia Mönchengladbach zu Ajax gewechselt war, endgültig zurück ins Rampenlicht gespielt.

„Ich wusste selbst nicht, dass ich noch die Kraft habe, in der 119. Minute so zu marschieren“, sagte der 23-Jährige, nachdem er Ajax mit dem Tor zum 2:3 auf Schalke endgültig ins Halbfinale geschossen hatte: „Ich weiß gar nicht, ob ich schlafen kann und brauche bestimmt noch einen Tag, um das Ganze zu verarbeiten.“

Als die Schalker nach dem 0:2 im Hinspiel plötzlich 3:0 führten, habe er „einen kurzen Moment nicht mehr daran geglaubt“, gestand der gebürtige Düsseldorfer: „Aber es ist unglaublich, wie wir zurückgekommen sind.“ Und das nächste Ziel war für ihn auch schon klar: „Wer im Halbfinale steht, will auch ins Finale.“ Für Younes selbst könnte es bald noch höher hinausgehen: Bundestrainer Joachim Löw hat den Dribbler zumindest im Blick.

Christian Heidel staunte schon nach dem Hinspiel nicht schlecht. „Wie sich Amin Younes entwickelt hat, ist bemerkenswert“, sagte der Manager von Schalke 04 nach dem 0:2 im Europa-League-Viertelfinale in Amsterdam. Dabei hatte Ajax-Teamkollege Heiko Westermann es schon im Vorfeld angekündigt. „Auf engem Raum im Eins-gegen-Eins ist Amin einer der Besten, die wir in Deutschland haben. Mir fällt sogar kein Besserer ein.“

Als Younes die Aussage las, sprach er seinen Landsmann direkt an. „Ich habe zu ihm gesagt: Danke Heiko, jetzt muss ich liefern“, erzählt er schmunzelnd im dpa-Interview: „Aber so habe ich gesehen, dass ich mit solchem Druck umgehen kann.“

Davon waren sie in Deutschland nicht immer überzeugt. „Ich konnte Amin nichts versprechen“, sagte Mönchengladbachs Manager Max Eberl, als er den damals 21-Jährigen 2015 für 2,5 Millionen Euro abgab. Ganze 28 Pflichtspiele hatte er bis dahin für die Borussia gemacht, kein einziges über 90 Minuten. Trainer Lucien Favre konnte wenig mit ihm anfangen, eine Leihe zum Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern endete frustrierend, und die Konkurrenz in Mönchengladbach war riesengroß.

Es spricht für den extrem reif wirkenden Younes, dass er nun, aus seiner Position der Stärke heraus, nicht nachtritt. „Ich gebe nie anderen die Schuld. Ich bin selbst verantwortlich dafür, was passiert“, erklärt er: „Aber ich habe aus dieser Zeit sehr viel gelernt, was mir heute hilft.“ Denn bei Ajax blühte der 1,68 Meter große Dribbler mächtig auf. In bisher 55 Liga-Spielen kommt er auf 29 Torbeteiligungen, und auch am ersten Viertelfinal-Einzug des Traditionsvereins in einem Europacup seit 14 Jahren hatte er mit zwei Toren und drei Vorlagen großen Anteil. Beim 2:0 gegen Schalke war er einer der überragenden Spieler, holte den Elfmeter zum 1:0 heraus und verhalf zur guten Ausgangsposition für das Rückspiel.

„Ich hatte nach der U21-EM 2015 auch andere Optionen“, berichtet Younes: „Aber ich war mir sicher, dass Ajax menschlich und fußballerisch am besten zu mir passt. Ich konnte mich mit der Art des Fußballs sofort identifizieren und habe Vertrauen gespürt.“

Und so darf der in Düsseldorf geborene Sohn eines Libanesen durchaus auf eine Nominierung für die Nationalmannschaft hoffen. Beim DFB hat er alle Jugendauswahlmannschaften durchlaufen, bei der angesprochenen U21-EM war er der wohl beste Deutsche. Und als Joachim Löw bei der EM 2016 darüber klagte, dass es zu wenig Eins-gegen-Eins-Spieler im Land gebe, widersprach ihm der damalige U21-Coach und heutige DFB-Sportdirektor Horst Hrubesch: „Wir haben diese Dribbler. Es gibt nicht nur Sané, es gibt auch Amin Younes.“

Hrubesch ist ohnehin der große Förderer des 23-Jährigen. Dieser nennt ihn sogar einen Freund: „Er bedeutet mir sehr viel. Er war immer für mich da, hat mich immer geschätzt und besser gemacht. Als Fußballer, aber auch charakterlich“, sagt Younes: „Bei allen wichtigen Entscheidungen hole ich mir seinen Rat ein.“ So auch vor dem Wechsel nach Amsterdam. Es könnte eine Entscheidung sein, die Younes bis in die Nationalelf führt.