Borussia Mönchengladbach Falsche Entscheidungen prägen Gladbachs Unentschieden gegen Schalke
Erst wird der "Fohlenelf" ein Elfmeter geklaut, dann verzetteln sich ihre Angreifer. Mit dem 1:1 gegen Schalke kommt Gladbach kaum voran.
Mönchengladbach. "Ihr macht unseren Sport kaputt", skandierten sowohl die Fans von Borussia Mönchengladbach als auch die des FC Schalke 04. Und das sogar gemeinsam, obwohl die Schalker Anhänger durch den Video-Beweis gerade um einen Elfmeter gegen ihre Mannschaft herum gekommen waren. Warum aber, darüber rätselten die 54 018 Zuschauer im ausverkauften Borussia-Park. War es doch ein normaler Zweikampf? Lag gar eine "Schwalbe" vor? Die Verwirrung komplett machte Schiedsrichter Sascha Stegemann, als er das Spiel dann an einem völlig anderen Ort als dem des Vergehens mit einem Freistoß für Schalke fortsetzen ließ. "In den vergangenen Wochen haben die Video-Schiedsrichter für viel Frust gesorgt. Das ist Fakt", sagte Gladbachs Innenverteidiger Jannik Vestergaard.
Was war geschehen? In der 40. Minute zeigte Stegemann nach einem Foul von Naldo an Stindl auf den Elfmeterpunkt. Eine absolut korrekte und daher völlig unstrittige Entscheidung. Dann aber meldete sich der Video-Schiedsrichter und bat Stegemann um die Überprüfung einer Szene, die sich rund zehn Sekunden zuvor ereignet hatte. Die Prüf-Instanz in Köln wollte bei Wendts Ball-Eroberung gegen Caligiuri ein Foul gesehen haben. Dies wollte dann plötzlich auch Stegemann und nahm den Strafstoß zurück.
Verwirrung auf dem Platz, Rätselraten auf den Rängen. Die beiden Manager Max Eberl und Christian Heidel bezeichnen die Entscheidung später als nicht falsch, doch was sollen sie auch sonst machen? Sie müssen den Video-Beweis stützen, um DFB und DFL nicht in den Rücken zu fallen. Inzwischen aber wird das Unverständnis größer. "Ich glaube, dass der Schiedsrichter zunächst alles richtig gesehen hat. Fast 15 Sekunden später alles zurückzunehmen, halte ich schon für bedenklich. Es ist ein schmaler Grat, die Überprüfung ging hier sehr weit zurück. Und ich weiß nicht, ob das so richtig ist", meinte Gladbachs Trainer Dieter Hecking.
Das schon - denn wenn die betreffende Szene mit der unmittelbar daraus resultierenden Situation zu tun hat, dann darf eine getroffene Entscheidung revidiert werden. Nur muss es sich dabei um eine glasklare Szene handeln, der Zweikampf Wendt gegen Caligiuri aber war eine 50:50-Entscheidung und die Intervention des Video-Schiedsrichters daher nicht erlaubt. "Das ist ärgerlich, schließlich geht es in der Bundesliga sehr eng zu. Da ist jeder Punkt wichtig", sagte Gladbachs Abwehrspieler Matthias Ginter.
Für die "Fohlenelf" wäre es möglicherweise das 2:0 gewesen, denn zu diesem Zeitpunkt lag sie durch einen Treffer von Christoph Kramer aus der 24. Minute in Führung. Es war Kramers erstes Tor seit 1088 Tagen, seinerzeit hatte der Solinger am 17. Dezember 2014 beim 4:1 gegen Werder Bremen getroffen. "Das Tor hat mir natürlich sehr gefallen. Dass es nur zu einem Punkt gereicht hat, ist zwar ärgerlich, geht unter dem Strich aber in Ordnung", sagte Kramer.
Vestergaards Eigentor (62.) führte zum alles in Allem leistungsgerechten 1:1, kostete die "Fohlenelf" jedoch die Heimpunkte neun und zehn. Und wenn Torhüter Yann Sommer kurz vor dem Abpfiff nicht gegen Burgstaller so bravourös gerettet hätte, dann wäre auch der elfte futsch gewesen. Dies freilich wäre nicht verdient gewesen, einmal mehr aber spielten die Borussen im Angriff zu verschnörkelt. "Da haben die Jungs heute nicht die besten Entscheidungen getroffen", sagte Manager Eberl. Womit Stindl und Co. dem Video-Schiedsrichter allerdings in Nichts nachstanden.