Frontzeck: "Vertragsverlängerung war logische Konsequenz"
Saalfelden. Es ist ein nicht unerheblicher Vertrauensvorschuss, den Michael Frontzeck (46) am Wochenende vom Präsidium erhalten hat. Bis 2013 wurde sein Vertrag vorzeitig verlängert.
Im Interview mit dieser Zeitung spricht der Trainer von Borussia Mönchengladbach im Trainingslager im österreichischen Saalfelden über seinen Stil als Trainer, die neuen Spieler und blickt auf die Saisonziele sowie die Konkurrenz in der Bundesliga.
Sie sind seit 28 Jahren im Profigeschäft unterwegs, haben nicht nur die Arbeit bei der Borussia kennengelernt. Was ist anders bei diesem Verein als anderswo?
Michael Frontzeck: Dieser Verein hat eine unglaubliche Entwicklung genommen. 1982 bin ich hier angefangen, auf dem Bökelberg hatten wir im Schnitt 19 000 Zuschauer. Heute sind es im Borussia-Park 48 000. Ich bin in Mönchengladbach geboren, lebe hier seit vielen Jahren, genauso wie meine Familie. Die Borussia ist meine Heimat. Daher war es die logische Konsequenz, vorzeitig zu verlängern. Geld war dabei nicht die treibende Feder. Die Verhandlungen waren nach einem Tag vom Tisch.
Frontzeck: Wir standen, als ich hier angefangen bin vor eineinhalb Jahren, mit einem Bein in der zweiten Liga. Ich bin angetreten, um ein Fundament zu legen, um langfristig nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Wir wollen die 39 Punkte aus der vergangenen Saison verbessern. Mehr als das wird es in dieser Saison jedenfalls nicht geben. Fakt ist, neun Mannschaften in der Liga haben einen größeren Etat als wir. Dem Verein sind deswegen schon natürliche Grenzen gesetzt. Ich bin für Spinnereien nicht zu haben.
Frontzeck: Der Kader ist gut besetzt, auch wenn Igor de Camargo und Raul Bobadilla zum Saisonstart ausfallen sollten. Was die genannten Spieler angeht, nur ein Beispiel: Wir haben einen Etat für Spieler inklusive Trainerteam von 23 bis 25 Millionen Euro, der FC Bayern 120.
Frontzeck: Der Verein hat zum ersten Mal seit Urzeiten alle Leistungsträger gehalten. Mit Bamba Anderson, Igor de Camargo und Mo Idrissou haben wir uns in der Breite verstärkt. Mo passt zu uns, er gibt mir viele Möglichkeiten im Offensivspiel.
Frontzeck: Er ist jetzt in der Bundesliga bekannt. Die zweite Saison wird für ihn nicht einfach werden. Er wird seinen Weg machen. Ich werde ihn schützen, wenn er in ein Loch fällt.
Frontzeck: Zunächst ärgert mich maßlos, dass wir durch grobe Foulspiele in Freundschaftsspielen zurückgeworfen werden. Da müssen die Schiedsrichter härter durchgreifen. In der vergangenen Saison war der eigentliche Start nicht schlecht, die Niederlage im Pokal gegen Duisburg einmal ausgenommen. Wir haben sieben Punkte aus den ersten vier Spielen geholt. Danach gab es eine Serie von fünf Niederlagen. Die Wende brachte der 3:2-Auswärtssieg in Hamburg. Es war sensationell, wie 8000 Borussia-Fans in der Kurve selbst eine Stunde nach Spielende gefeiert haben.
Frontzeck: Wir haben im Borussia-Park 29 Punkte geholt, meist getragen von einer Atmosphäre, selbst als es nicht gut lief. Ich stehe als Trainer dafür ein, den Spielern zu vermitteln, immer alles zu geben. Dann dürfen sie auch Fehler machen.
Frontzeck: Ich denke, dass ich eine klare Ansprache habe. Jeder Spieler und jeder aus dem Trainerstab weiß, was ihn erwartet. Ich behalte auf dem Trainingsplatz gerne den Gesamtüberblick. Ich spreche vor dem Training mit den Co-Trainern Co-Trainer Frank Geideck und Manfred Stefes sowie dem Fitness-Coach Chris Weigl alles bis ins Detail durch. Die drei arbeiten dann auf dem Platz mit den Spielern, meist in Gruppen. Ich habe alles im Auge und greife ein, wenn mir etwas nicht passt. Ich glaube, diese Trainingsqualität hat uns weiter gebracht und war der Schlüssel zum Erfolg.
Frontzeck: In der Spitze der Liga steckt ein unglaubliches Potenzial. Ich halte die Bundesliga für die stärkste in Europa, mal abgesehen vom Geld, das in England gezahlt wird. Das wird sich allerdings schon bald relativieren. Nicht umsonst spielen Spieler wie Robben oder Ribery in Deutschland, deutsche Topspieler wie Bastian Schweinsteiger verlassen die Liga nicht. Trotzdem kann hier jeder jeden schlagen. Trotzdem wird immer wieder der Eindruck vermittelt, Deutschland würde fußballerisch hinterher hinken. Das stimmt nicht.