Gladbach beklagt Remis - Augsburgs Team „macht Spaß“
Augsburg (dpa) - Das Schlussbild auf dem Rasen offenbarte die konträren Stimmungswelten. Minutenlang feierten die Augsburger Anhänger ihre Lieblinge nach dem späten Ausgleichstor von Joker Arkadiusz Milik in der 88. Spielminute wie glorreiche Sieger.
Die Gladbacher Fußballer schlichen zeitgleich mit gebeugten Häuptern als gefühlte 2:2 (1:1)-Verlierer vom Rasen in der SGL-Arena.
„Wenn du 2:1 führst, musst du das Ding mitnehmen. Wenn du da hinwillst, wo wir hinwollen, musst du solche Spiele gewinnen“, klagte Nationalspieler Max Kruse, der verhinderte Matchwinner der Borussia. „Wir sind sauer“, ergänzte Torwart Marc-André ter Stegen mit grantigem Gesichtsausdruck. Ganz anders der FCA-Kosmos. „Die Mannschaft macht mir Spaß“, schwärmte Trainer Markus Weinzierl.
Zehn Punkte haben Gladbach und Augsburg jeweils auf dem Konto, aber das löst nur beim Überraschungsteam Euphorie aus. Der erste Zähler auf fremdem Platz war unter dem Strich erneut zu wenig für die Borussia, die nach dem Rückstand durch André Hahn (27.) nach Toren von Kruse (33.) und Branimir Hrgota (71.) vor 30 352 Zuschauern dicht davor war, die Auswärtsmisere zu überwinden.
Dafür fehlte am Ende die Reife einer Spitzenmannschaft. „Der Ausgleich war naiv“, rügte Innenverteidiger Martin Stranzl das Abwehrverhalten beim 2:2. „Wir haben einen tödlichen Fehler gemacht“, beklagte auch Trainer Lucien Favre und versuchte, sich mit dem einen Zähler zu trösten: „Wir haben auswärts in dieser Saison schon besser gespielt - aber ohne Punkt. Den nehmen wir mit.“
Ohne das späte 2:2, mit dem sich die Augsburger „für den hohen Aufwand belohnten“, wie Coach Weinzierl hervorhob, hätten sich Kruse und Co. für ihre Effektivität feiern lassen können. „Gladbach hat aus wenig viel gemacht“, bemerkte FCA-Profi Halil Altintop.
Aber nicht genug für höhere Ansprüche, wie Kruse festhielt: „Über die ersten vier Plätze brauchen wir nicht zu reden im Moment.“ Statt Champions League dürfte ein Europa-League-Platz das Optimum für die Borussia sein. Zumal der nächste Prüfstein Borussia Dortmund heißt. „Die Dortmunder kommen nicht nach Gladbach, um Larifari zu spielen“, warnte Sportdirektor Max Eberl, für den am Freitagabend trotz der eingebüßten zwei Punkte insgesamt „das Positive überwog“.
Der dreimalige Nationalspieler Kruse konnte sich persönlich mit seinem vierten Saisontor und dem fünften Tor-Assist für höhere Aufgaben empfehlen. Nach den Ausfällen der verletzten Topstürmer Miroslav Klose und Mario Gomez erscheinen die Perspektiven für den 25-Jährigen für die kommenden WM-Qualifikationsspiele glänzend. „Ich weiß nicht, wie der Bundestrainer plant“, sagte Kruse: „Aber wenn ich die Chance kriege, will ich sie nutzen.“
Rasante Entwicklungssprünge wie Neu-Nationalspieler Kruse macht der FC Augsburg in seiner Gesamtheit. „Drei Spiele in sechs Tagen, das war neu für uns“, bemerkte Manager Stefan Reuter zur ungewohnten Englischen Woche, an deren Ende die FCA-Profis bemerkenswerte Reserven mobilisierten. „Wahnsinn, diese Moral der Mannschaft“, staunte Mittelfeldchef Daniel Baier. „So ein Spiel hätten wir vor einem Jahr vielleicht nach einem Konter noch 1:3 verloren“, sinnierte Weinzierl: „Man sieht, dass die Mannschaft gereift ist.“
Im Herbst 2013 hat Augsburg nicht nur eine intakte erste Elf, sondern inzwischen auch Qualität zum Nachlegen auf der Bank wie Torschütze Milik. „Augsburg wird noch gar nicht so wahrgenommen“, meinte Borussen-Manager Eberl: „Die haben nicht umsonst zehn Punkte geholt.“ Zur Belohnung genehmigte Sportchef Reuter den FCA-Profis einen „dezenten Wiesnbesuch. Wenn er zur Regeneration beiträgt, sollen sie es machen. Es gibt ja auch alkoholfreie Maß!“