Gladbach wartet weiter auf ersten Rückrunden-Dreier
Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach bleibt weiterhin sieglos in der Rückrunde der Fußball-Bundesliga. Die Mannschaft von Trainer Lucien Favre verspielte am Samstag im Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim eine 2:0-Führung und musste sich am Ende mit einem 2:2-Remis begnügen.
Mit nunmehr 35 Punkten nach 22 Spieltagen und nach sieben Auftritten ohne „Dreier“ laufen die Fohlen Gefahr, in den kommenden Wochen aus den Europapokal-Rängen zu rutschen. Die Verfolger aus Berlin, Augsburg und Mainz haben nur noch einen Zähler Rückstand. Nach dem Schlusspfiff bekamen die Borussen die Enttäuschung der eigenen Fans zu spüren. Als sich die Spieler vom Anhang in der Nordkurve verabschieden wollten, setzte ein nicht zu überhörendes Pfeifkonzert ein.
Vor dem Anpfiff im Borussia-Park war die Welt noch in Ordnung für die VfL-Treuen. Die Nordkurve empfing die Fohlen mit einer Choreografie, gezeigt wurde zudem ein riesiges Banner mit der Aufschrift „Ganz egal wer kommt, uns kriegt niemand klein“. Fast zwei Stunden später war die euphorische Stimmung beim Gladbacher Anhang allerdings fast ausnahmslos verschwunden.
Er wusste dem Spiel im Borussia-Park seinen Stempel aufzudrücken: Hoffenheims Offensiv-Wirbler Kevin Volland. Der 21-Jährige zeigte wiederholt sein Extraklasse und warum er zu größten Talenten im deutschen Fußball zählt. Zug zum Tor, Schusstechnik, Kombinationsspiel, Durchschlagskraft — Vollands Qualitäten sind nicht zu übersehen. Er sorgte immer wieder für Unruhe im Gladbacher Strafraum, leitete mit einem feinen Pass auch gedankenschnell den Hoffenheimer Anschlusstreffer zum 1:2 durch Firmino ein.
Es lief die 81. Spielminute, als so ziemlich jedem Borussen-Anhänger plötzlich der Atem stockte. „Das darf doch nicht wahr sein, da pfeift der Elfmeter“, dachten wohl viele unter den fast 50 000 Zuschauern. Schiedsrichter Tobias Stieler hatte allerdings vollkommen richtig entschieden, wie die TV-Bilder zeigten. Borussias Abwehrchef Martin Stranzl hatte Hoffenheims Johnson tatsächlich gefoult, dem Unparteiischen blieb keine andere Wahl, als auf den Punkt zu zeigen. Eine Aktion, die so hätte gar nicht passieren müssen, da VfL-Schlussmann ter Stegen auch noch zur Stelle war und die Situation hätte bereinigen können. Den Strafstoß zum 2:2-Endstand verwandelte Salihovic dann bombensicher.
Borussia startete zunächst furios in die Partie. Herrmann und Jantschke nutzten Hoffenheimer Defensivfehler gekonnt aus und brachten die Fohlen früh in Führung. Doch die Gäste aus dem Kraichgau kamen nach rund 25 Minuten immer besser ins Spiel und setzten die Borussia immer mehr unter Druck — ohne jedoch wirklich zu den ganz großen Einschussmöglichkeiten zu kommen. Volland und Salihovic aus der Distanz — das war es zunächst. Borussia verlor allerdings immer mehr die Linie im Spiel, hätte jedoch bei einem Konter durch Herrmann (29.) bereits alles klar machen können.
Das sollte sich rächen. In Durchgang zwei erhöhte Hoffenheim den Druck, während Borussia es partout nicht gelingen wollte, noch einmal einen Gang höher zu schalten. Dazu gab es in der Defensive immer öfters Lücken. Der Hoffenheimer Anschlusstreffer zum 1:2 überraschte daher nicht wirklich. Gladbach hatte dennoch die Chance zur Vorentscheidung, doch Hrgota und Kramer vergaben kläglich. Zu allem Überfluss leitete Stranzl dann mit einem Blackout den Ausgleich für die Gäste durch Salihovics Strafstoß ein. zwar von Beginn an den Ton an, wirkte aber nach den Negativ-Erlebnissen der vergangenen Wochen insgesamt verunsichert.
So kamen auch die Kraichgauer bei Kontern immer wieder gefährlich vor das Tor - unterstützt von einer Borussia, die allzu schnell die Zügel schleifen ließ. Der 2:0-Vorsprung hatte bei Filip Daems & Co. eine trügerische Sicherheit verbreitet.
Lucien Favre (Trainer Borussia Mönchengladbach): Es war ein gutes Spiel, leider haben wir am Ende nur ein 2:2 erreicht. Wir haben gut angefangen und hatten nach dem 2:0 auch noch die Chance, das dritte Tor zu erzielen. Dass Hoffenheim sehr gefährlich ist, wussten wir. Das 1:2 war sehr unnötig. Das war psychologisch nicht einfach für uns, weil wir unbedingt gewinnen wollten. Wir hatten dann zu wenig Ballbesitz, kamen aber trotzdem zu Chancen, das 3:1 zu machen. Leider ist uns das nicht gelungen. Dann haben wir den Elfmeter und das 2:2 bekommen. Es ist eine große Enttäuschung. Wir erleben im Moment eine sehr schwierige Phase.
Markus Gisdol (Trainer 1899 Hoffenheim): Ich hatte von Anfang das Gefühl, dass wir ganz gut im Spiel sind und trotzdem lagen wir plötzlich 0:2 hinten. Das war für uns natürlich eine schwierige Ausgangslage. Wir haben in der Halbzeit versucht, uns neu zu ordnen und den Druck zu erhöhen - das ist gelungen. Wir haben das Anschlusstor gemacht und sind letztlich noch verdient zum Unentschieden gekommen. Wenn man in der Bundesliga 0:2 zurückliegt und am Ende noch 2:2 spielt, ist das klasse. Deshalb ein großes Lob an meine Mannschaft.