Borussia Mönchengladbach Schwache Fohlen besiegen Berlin - Das Spiel in der Analyse

Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach hat am 29. Spieltag der Fußball-Bundesliga den ersten Heimsieg seit Mitte Januar eingefahren. Die Elf vom Niederrhein setzte sich gegen Hertha BSC mit 2:1 (0:1) durch und rutschte damit auf Platz acht in der Tabelle.

Torwart Yann Sommer von Mönchengladbach jubelt nach dem 2:1 gegen Berlin.

Foto: Ina Fassbender

Für gute Berliner hatte zunächst Kalou die Führung erzielt, nach der Pause gelang dann dem eingewechselten Hazard per Doppelpack die Wende für über weite Strecken der Partie schwach spielende Gladbacher.

Nach seinem doppelten Joker-Streich gegen Berlin samt Spielende lässt es sich Borussias Matchwinner Thorgan Hazard nicht nehmen, ein kleines Tänzchen mit Tochter Elayna auf dem Rasen der Gladbacher Arena zu vollführen. Hazard verrät später: Das ist der Sieges-Tanz aus einem Computerspiel gewesen. „Dieser Tanz ist aus Fortnite. Ich spiele das gerne auf der Playstation.“

Der heißt aus Gladbacher Sicht Thorgan Hazard. Der belgische Nationalspieler dreht im zweiten Durchgang die Partie. Ihm gelingt nach Vorarbeit von Herrmann und Drmic der Ausgleich. Minuten später verwandelt er einen Strafstoß sicher zum 2:1-Enstand.

Zwei Mal kommt der Videobeweis zum Einsatz — und zwei Mal ist die daraus resultierende Entscheidung korrekt. Zunächst nimmt die Unparteiische Bibiana Steinhaus einen Treffer von Gladbachs Patrick Herrmann zurück, da zuvor Passgeber Hazard bei der Annahme ganz knapp im Abseits gestanden hatte. Ärgerlich für die bereits jubelnden Fohlen-Fans — jedoch liegen Steinhaus und Co richtig. Ebenso, als sie — allerdings mit einiger Verspätung — auf Strafstoß für Gladbach entscheiden. Lustenberger hatte Elvedi umgesenst. Warum Steinhaus dieses klare Foul (samt Assistent) nicht auf Anhieb gesehen hatte und es den Videobeweis überhaupt benötigte, dass sollte in diesem Zusammen durchaus erwähnt werden dürfen.

Unmöglich dann, was sich dutzende Chaoten in der Gladbacher Kurve in Richtung Steinhaus erlauben. Ihren generellen Ärger über den Videobeweis bringen die Krawallmacher mit übelsten Beleidigungen gegen die Unparteiische zum Ausdruck („Steinhaus, du Hure!“). Wofür sich Sportdirektor Max Eberl (44) später in einem TV-Interview im Namen des Vereins bei Steinhaus entschuldigt. Die Entgleisungen gehen jedoch weiter. So wird von Teilen des unzufriedenen Publikums auch eine Entlassung des Trainers gefordert („Hecking raus!“).

Nach der Partie legen sich dann Teile einer Hardcore-Gruppierung in der Nordkurve mit den Gladbach-Profis an. Kein Jubel trotz eines Heimsieges, die Spieler wollen eine Aussprache — offenkundig ein Flop-Unterfangen. Der Borussia-Park gleicht in diesen Tagen einem Pulverfass. Die Basis ist angesichts der verkorksten Rückrunde in Teilen auf die Barrikaden gegangen. Gladbach droht zum zweiten Mal in Folge das internationale Geschäft zu verpassen. Die Erwartungshaltung am Niederrhein hat inzwischen eine Ebene erreicht, dass nicht einmal mehr Aufholjagden samt Heimsieg die enttäuschte Anhängerschaft zumindest vorrübergehend darüber hinwegtrösten können. Wie „gesund“ dies in Summe für einen sich immer noch Aufstrebe-Modus befindenden Klub aus der niederrheinischen Provinz sein mag — das werden wohl die kommenden Wochen und Monate im Borussia-Park zeigen.

Eine Partie, die sich recht simpel so zusammenfassen lässt. Borussia spielt gegen unbequeme Berliner eine überaus schwache erste Halbzeit. Die Hertha-Führung zum 1:0 durch Kalou, begünstigt durch einen Vestergaard-Fehler, ist verdient. Nach der Pause lässt Hertha gegen weiter schwache Fohlen selbst allerbeste Einschussmöglichkeiten (Kalou, Selke) ungenutzt. Borussia erwacht plötzlich aus der Lethargie, der eingewechselte Hazard sorgt mit einem doppelten Torstreich für die Wende. Gladbach gewinnt am Ende glücklich 2:1, die Fans feiern den Heim-Dreier aber nicht.
Die Trainer-Stimmen:

„Ich bin froh, dass wir das Spiel noch gedreht haben. Natürlich hat jeder im Stadion gesehen, dass die Mannschaft nicht vor Selbstvertrauen strotzt im Moment. Wir haben eine ganz schwache erste Halbzeit abgeliefert. Das lag sicherlich auch daran, dass Hertha in meinen Augen richtig gut gespielt hat. Sie haben uns sehr früh attackiert und uns Probleme im Spielaufbau gemacht. Wir waren zu langsam, zu behäbig und haben nur hinten herumgespielt. Da kann ich jeden Pfiff, den es zur Halbzeitpause gab, verstehen — auch wenn ich weiß, dass die Mannschaft im Moment eine komplizierte Situation zu meistern hat. In der Pause haben wir das System umgestellt, mit der Einwechslung von Thorgan Hazard wollten wir öfter in Richtung des Berliner Strafraums kommen. Hertha hat nach der Pause drei, vier riesige Chancen liegengelassen. Meine Mannschaft hat dann aber mit viel Moral und viel Charakter das Spiel gedreht. Es war ein glücklicher Sieg, der aber sehr wichtig für uns ist.“

„Wir haben viele richtig klare Torchancen gehabt, die hätten wir nutzen müssen. Mönchengladbach hat individuelle Qualitäten ohne Ende. Ich kann meiner Mannschaft nicht viele Vorwürfe machen: Sie hat es taktisch gut gemacht, hat den Spielplan umgesetzt, und es in den Zweikämpfen und bei Ballbesitz clever gemacht. An Ende gehen wir trotzdem ohne Punkte nach Hause — das ist ärgerlich.“