Doppeltorschütze Bankdrücker Hazard bringt Gladbach auf Kurs

Mönchengladbach (dpa) - Es war eine ungewöhnliche und auf den ersten Blick schwierige Situation für Thorgan Hazard. Doch der belgische Fußball-Profi genoss sie.

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Toto, wie sie ihn bei Borussia Mönchengladbach nennen, durfte erst zu den zweiten 45 Minuten gegen Hertha BSC ran. In all seinen vorangegangenen Bundesligaspielen dieser Saison gehörte der 25-Jährige zu Dieter Heckings Startformation.

Und was machte Hazard daraus? Den ersten Heimsieg nach 77 Tagen. Von der 45. Minute an durfte er sich beweisen - und Trainer Hecking wechselte mit ihm den Erfolg ein: Das 1:1 (75.) und das 2:1 vier Minuten später mit einem nach Videobeweis gegebenen Strafstoß lassen die Borussia wieder an die Europa-League-Teilnahme denken.

„Ich hatte Glück, wir hatten Glück.“ So kommentierte Hazard seinen ersten Doppelpack seit September 2016. Das doppelt empfundene Gefühl war nachvollziehbar. Denn ehe der jüngere Bruder von Chelsea-Profi Eden Hazard aus Salomon Kalous 0:1 (40.) noch den Dreier machte, hatte die Hertha viele Chancen, auf 2:0 oder gar 3:0 zu erhöhen.

Hazard indes hatte etwas gegen eine Niederlage. Aber überhaupt nichts gegen Heckings Entschluss, ihn zunächst auf der Bank zu lassen. „Das ist okay für mich“, bemerkte der Belgier, der happy war, seine Jokerrolle perfekt ausüben zu dürfen. „Das ist gut für das Selbstvertrauen, das ist gut für den Kopf“, ließ er wissen.

Für Hecking war es keinesfalls eine pädagogische Maßnahme, sondern nur eine, die Hazard endlich eine kleinere Pause ermöglichen sollte. „Ich muss einen Toto Hazard nicht kitzeln. Er hat in jedem Spiel die höchste Laufleistung und die meisten Sprints“, sagte Hecking über seinen Matchwinner.

Bislang war es wegen vieler Ausfälle unmöglich, Hazard zu schonen. Dass es jetzt, wo fast alle wieder verfügbar sind, machbar ist, stellte Sportdirektor Max Eberl zufrieden. „Thorgan hat nach seiner Einwechslung eine großartige Reaktion gezeigt. Es zeigt, was für eine Qualität bei uns von der Bank kommen kann“ - und das ist wichtig für den Kampf um die Teilnahme am internationalen Business.

Und die ist noch möglich bei 40 Punkten. Trotzdem gab es Pfiffe und vereinzelte „Hecking-raus“-Rufe. Nach den spannenden 90 Minuten und zwei Videobeweisen zum vermeintlichen 1:1 durch Gladbachs Patrick Herrmann (54.) und vor Hazards Strafstoß musste sich das Hecking-Team Teilen der eigenen Anhänger unter den 51 417 Zuschauern stellen. Der Vorsänger der Fans diskutierte sogar an einer Werbebande im Stadion-Innenraum mit einigen Profis.

„Es gab eine Diskussion über die Art und Weise“, schilderte Borussia-Kapitän Lars Stindl den Diskurs, über den Hecking erbost war: „Wir werden diese Mannschaft immer schützen, weil sie eines immer hat: Charakter und Moral.“ Hecking war vor allem darüber sauer, dass Torwart Yann Sommer in den Verbal-Clinch genommen wurde. Hecking: „Das ist sehr bedenklich. Das hat bei Borussia nichts zu suchen.“