Borussia Mönchengladbach Spiel eins nach dem Gipfelsturm

Mönchengladbach · Das Top-Spiel im Westfalenstadion: Borussia Mönchengladbachs Cheftrainer Marco Rose kann bei Borussia Dortmund keine Krise erkennen.

Gladbachs Herrmann feiert, das Team hatte mit dem 5:1 gegen Augsburg, zu dem Herrmann zwei Tore selbst erzielt und einen Treffer vorbereitetet hatte.

Foto: dpa/Marius Becker

Max Eberl hat das große Ganze immer realistisch im Blick. „Wir nehmen die Situation in der Liga so wie sie ist. Das Gedränge ist groß. Alle sind eng beieinander. Aber wir sind Tabellenführer. Das ist doch wunderbar“, sagt der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach. Auch Cheftrainer Marco Rose stellt nüchtern fest: „Es ist ein gutes Gefühl, als Spitzenreiter nach Dortmund zu fahren. Ansonsten ist nichts passiert. Wir wollen positiv auftreten und ein gutes Spiel machen.“ Im Übrigen hält er trotz mancher gegenteiligen Ansicht und aufkeimenden Genörgels in jeder Beziehung große Stücke auf den kommenden Gegner, der als Tabellenachter freilich leicht hinterherhinkt. „Ich kann beim BVB nun wirklich keine Krise erkennen“, betonte Rose gestern im Borussia-Park.

Sicher wäre es vermessen, das momentane Tabellenbild über zu bewerten, gleichwohl dürften die Gladbacher als Spitzenreiter und den ersten guten Ergebnissen in dieser Spielzeit mit einem gewissen Wohlgefühl den Kurztrip nach Dortmund antreten, wo das Top-Spiel der achten Runde am Samstag ab 18.30 Uhr vor erneut grandioser Kulisse über die Bühne geht. 81 365 Zuschauer werden eines der größten Stadien Europas bis auf den letzten Platz füllen. Der erste Gipfelsturm in dieser Saison, der den Anhängern von Borussia Mönchengladbach vielleicht einen goldenen Oktober beschert, ist perfekt gelungen. Nachdem sich andere ambitionierte Teams in der Liga unisono geziert hatten, mit einem Schlag Rang eins zu erklimmen, nutzte Borussia Mönchengladbach am siebten Spieltag durch einen 5:1-Sieg gegen Augsburg die Gunst der Stunde und erfreut sich nun seit 14 Tagen ihres exquisiten Tabellenplatzes.

Für Cheftrainer Marco Rose ist Rang eins seit geraumer Zeit zur Gewohnheit geworden: In der österreichischen Bundesliga betrachtete er das Geschehen fast permanent „von oben herab“ und beendete seine beiden Spielzeiten in der Alpenrepublik sogar als Champion. Aber Österreich ist Vergangenheit, die deutsche Bundesliga eine andere Hausnummer, als Titelaspiranten werden vornehmlich der FC Bayern, Dortmund und Leipzig genannt. Und deshalb ist es für Rose schon etwas Spezielles, mit seiner Mannschaft das Feld der besten deutschen Fußball-Klubs anzuführen und als Nummer 1 dem hochgepriesenen BVB zu begegnen. So schwer die Aufgabe für die Gladbacher auch sein mag, Rose will auch in Dortmund von seinen Ansprüchen nicht abweichen. Er fordert wie immer das Maximale, eines der Lieblingswörter des Gladbacher Coachs.

Mit Salzburg siegte Rose vor eineinhalb Jahren 2:1 in Dortmund

Rose kennt die westfälische Szenerie recht gut, die knisternde Atmosphäre und die emotionale Strahlkraft, die von der imposanten Südkurve ausgeht. Es war nicht immer das pure Vergnügen, wenn der 43jährige Coach im Westfalenstadion gastierte, die beiden letzten Male aber schon. Als Spieler mit Mainz 05 begann er mit einer 0:3-Schlappe (2005), um ein Jahr später vor 73 000 Zuschauern mit einem 1:1 aus Dortmund zurückzukehren. Seinen größten Triumph erlebte er als Trainer von RB Salzburg im März 2018 bei den Schwarz-Gelben, als seine Schützlinge mit einem 2:1-Sieg beim BVB den Grundstein für das Erreichen des Viertelfinales in der Europa League legten. Was mit einem 0:0 im Rückspiel auch locker gelang.

Ein bisschen Hoffnung bleibt auf den Einsatz von Stefan Lainer

Borussia Mönchengladbach muss in Dortmund erwartungsgemäß auf Matthias Ginter (Schulter ausgerenkt) verzichten. Für ihn dürfte Tony Jantschke in der Innenverteidigung zum Einsatz kommen. Optimistisch gibt sich der Trainer hinsichtlich der Nominierung von Stefan Lainer, der eine Außenband-Verletzung schnell auskuriert hat: „Wenn er in den weiteren Trainingseinheiten keinen Rückschlag erleidet, könnte es mit ihm am Samstag klappen.“ Sicher hingegen ist, dass Kapitän Lars Stindl nach sechs Monaten Pause wegen eines Schienbeinbruchs wieder im Kader stehen wird.

Lainer ist wie alle anderen Zugänge zu einem Volltreffer in der Fohlen Elf avanciert und enorm wichtig für das Umsetzen des Spielsystems von Marco Rose, von dem Sportdirektor Eberl regelrecht schwärmt: „Auch wenn die Mannschaft den Ansatz noch nicht immer zu 100 Prozent auf den Platz bekommt, ist das neue System und unser Weg fast in jedem Spiel erkennbar. Darüber hinaus harmoniert unser Cheftrainer als Mensch, gemeinsam mit seinem Trainerstab, den er mitgebracht hat, hervorragend mit Borussia. Er ist super hier angekommen und repräsentiert den Klub großartig.“