Trotz Niederlage gegen Köln Gladbachs Eberl hält an Schubert fest
Mönchengladbach. Nach dem wohl bittersten Tiefschlag in der aktuellen sportlichen Misere wurden die einstigen Fußball-Helden von Borussia Mönchengladbach auf dem Weg in die Kabine von den Pfiffen der Fans begleitet.
Das 1:2 (1:0) im 85. rheinischen Derby durch das Last-Minute-Freistoßtor von Marcel Risse war das sechste Bundesliga-Spiel in Folge ohne Sieg, die Mannschaft von Trainer André Schubert rutschte vor dem Champions-League-Duell mit Manchester City in der Tabelle weiter ab.
Doch bei dem zuletzt in der Öffentlichkeit in die Kritik geratenen und einst als Trainer-Shootingstar gefeierten Schubert will man beim fünfmaligen deutschen Meister weiter nicht die üblichen Bundesliga-Mechanismen wirken lassen. „Dass im Fußball immer Köpfe rollen müssen, nur weil Modeste mit einem angeköpften Kopfball trifft und ein Freistoß reingeht - das mache ich nicht mit“, betonte Gladbachs Sportchef Max Eberl. Der Ex-Profi hatte bereits vor dem Spiel in einem Interview die übliche Praxis bei Trainern, die Misserfolg haben, als „pervers“ bezeichnet.
Er habe eine Mannschaft gesehen, die „auch einen Sieg verdient“ gehabt hätte, sagte Eberl. Vor 53 757 Zuschauern im Borussia-Park spielte Gladbach eine gute erste Hälfte, in der Lars Stindl mit dem 1:0 (32. Minute) eine Torflaute seiner Mannschaft von 495 Minuten beendete. Dann kamen der Bruch und die Wende durch das kuriose Kopfball-Tor von Anthony Modeste (59.) und den Freistoß-Hammer von Marcel Risse in der ersten Minute der Nachspielzeit.
„Kontinuität hat uns geholfen, etwas Tolles zu erleben. Ich will aber auch Kontinuität, wenn es beschissen läuft“, sagte Eberl. Denn der Manager könne nicht erkennen, dass die Chemie zwischen Schubert und der Mannschaft nicht mehr stimme.
Schubert hatte nach dem fünften Spieltag der vergangenen Saison das Amt vom zurückgetretenen Lucien Favre übernommen - nach einem 0:1 in Köln, der damals fünften Niederlage in Serie. Vom letzten Rang führte Schubert das Team in die Champions League. „Sie sind bekannt“, sagte Schubert zu den Mechanismen. „Borussia ist ein großartiger Verein, hat zweimal in Folge die Champions League erreicht. Der Verein hat große Ansprüche. In der Bundesliga wird man an Punkten gemessen. Damit muss man als Trainer umgehen.“
Schubert änderte sein Team gegenüber dem 0:3 in Berlin auf vier Positionen. Und seine Mannschaft spielte eine überlegene erste Halbzeit. Es wäre mehr als das eine Tor von Stindl dringewesen, wenn beispielsweise der Freistoß von Ibrahima Traoré nicht an der Latte gelandet wäre. Stattdessen übernahm Köln im zweiten Durchgang das Kommando. Doch der Ausgleich durch Modeste war kurios: Ein langer Ball in den Strafraum landete auf dem Kopf von Innenverteidiger Jannik Vestergaard, fiel auf den Kopf von Modeste - und ins Tor.
Danach lief das Spiel der Hausherren nicht mehr rund, es entwickelte sich eine umkämpfte Partie. Oscar Wendt weckte die Borussia mit einem Distanzschuss ein wenig aus der Lethargie und Schubert versuchte mit den Einwechslungen von Fabian Johnson und André Hahn nochmals den Druck zu erhöhen. Johnson hatte das 2:1 auf dem Fuß, scheiterte aber am Kölner Keeper Thomas Kessler, der Timo Horn vertrat.
Risse sorgte schließlich mit seinem Freistoßhammer für Gladbacher Schockstarre und Kölner Freudentaumel. „Ich habe noch kein emotionaleres Tor geschossen“, sagte der Mittelfeldspieler, der im Pokal gegen Hoffenheim (2:1) schonmal derartig genau traf. Köln steht damit weiter in der Tabelle da, wo Gladbach sein wollte: in der Spitzengruppe der Bundesliga. (dpa)