Borussia Mönchengladbach gegen Celtic Glasgow Gladbachs „Endspiel“ um Platz drei mit Raffael?

Mönchengladbach empfängt am Dienstagabend Celtic Glasgow. Die anhaltende Misere im Toreschießen liegt nicht nur an den Ausfällen in der Offensive.

Für Borussias lange verletzten Stürmer Raffael (l.) könnte es heute für einen Teilzeit-Einsatz reichen.

Foto: Marius Becker

Mönchengladbach. Es gibt Phasen im Fußball, da wirken alle Aussagen von Verantwortlichen wie Durchhalteparolen, Ausreden oder Alibis. Wenn ein Bundesligist etwa Enttäuschung an Enttäuschung reiht und immer tiefer im Abstiegssumpf versinkt.

So weit ist es bei Borussia Mönchengladbach noch nicht. Doch aktuell Platz elf in der Bundesliga nach all den „fetten“ Jahren ist ein hartes Brot für Fans und Vereinsobere. So sehr sie auch stimmen mögen, nach dem x-ten Punktverlust mag niemand mehr die Begründungen hören, die für diesen Abschwung verantwortlich sein sollen. Das fühlt und weiß auch ein Max Eberl, und so setzte er vorsichtshalber nach dem 0:0 am Freitag gegen Eintracht Frankfurt gegen Ende seiner Ausführungen ein „Ich bin nicht blauäugig!“.

Doch warum kommt der Champions-League-Teilnehmer nur so schwer in die Spur zurück? Die Verletztenproblematik ist die Standard-Erklärung geworden. Aber was steckt wirklich dahinter? Nicht die Anzahl der Ausfälle. Die haben auch andere Klubs, einige sogar noch mehr (Dortmund). Und Eberl und Borussia sind sehenden Auges in den Wettbewerb auf drei „Hochzeiten“ getanzt und haben den Kader entsprechend gut bestückt, quantitativ und qualitativ. Außer einer kargen Mitleidsäußerung kann der Sportdirektor denn auch nichts erwarten, wenn drei Offensivkräfte aufgezählt werden bei der Absent-Liste. Raffael, Thorgan Hazard und Ibrahima Traoré also bilden das Trio, das so arg vermisst wird.

Die Problematik liegt tiefer als im Stürmersein an sich. Alle drei haben eine Qualität gemeinsam: Der Brasilianer, der Belgier und der Guineer sind nicht nur exzellente Angreifer, sie sind die Profis für gewisse Stunden — und von denen wurden Gladbach zuletzt zu viele beschert. Immer mehr Mannschaften schaffen es, angeleitet durch gute Trainer, eigentlich offensivstarke Teams auf einen schmalen Korridor zusammenzutreiben, ihnen mit extremem Forechecking (so hieß das vor der Laptop-Zeit) die Luft und die Lust zu nehmen und ihnen so die Wege nach vorne zu verbauen. So geschehen gegen Frankfurt, in der Partie gegen den Hamburger SV bis zum Platzverweis und in etlichen Phasen vorheriger Spiele, die dann doch noch gewonnen wurden (Leverkusen, Ingolstadt).

Die Raffaels dieser Welt aber sind fleischgewordene Gegenmittel dieser Vorgehensweise. Sie haben sowohl das Gefühl und das Auge für Tiefenläufe als auch die Qualität, auf engem Raum qua Tempo und Dribbelvermögen diesen offensiven Abwehrkorridor zu durchbrechen. Sie können also entweder weite Zuspiele aus der eigenen Abwehr aufnehmen oder ihre Eins-gegen-Eins-Qualitäten nutzen. Lars Stindl und André Hahn besitzen dieses Repertoire nicht. Stindl ist der Katalysator hinter den Spitzen, der nur gemeinsam mit Raffael & Co. torgefährlich reagieren kann, Hahn ist ein Kraftbolzen, der Raum braucht. Ihn zuletzt sich über die jeweiligen 90 Minuten quälen zu sehen, von zu vielen Einsätzen seiner Robustheit beraubt, tat körperlich weh — ohne Physis ist der 26-Jährige nicht er selbst.

Am Dienstagabend im Spiel gegen Celtic Glasgow (20.45 Uhr/Sky) dürften sie aber erneut gefragt sein, obwohl sich das Comeback von Raffael und Thorgan Hazard abzeichnet. Beide absolvierten gestern das Abschlusstraining ohne Probleme. Ein Teilzeit-Einsatz der beiden könnte Borussia durchaus beflügeln, auch was die Psyche betrifft. „Wenn wir gegen Celtic gewinnen, sind wir definitiv Gruppendritter“, prophezeit Eberl. Das klingt nach Endspiel und einem erneuten Bündeln der restlichen Kräfte. Im Hinspiel in Glasgow (2:0) tat Celtic Borussia den Gefallen mitzuspielen. Auch am Dienstag wird es ihnen wenig nutzen, die Schotten dicht zu machen: Nur ein Sieg im Borussia-Park hält den Traum der Inselgäste aufrecht, nächstes Jahr noch international aktiv zu sein (Europa League).