Borussia Mönchengladbach Hazards Serie lässt die der Bayern reißen

Erneut ist Gladbachs Angreifer an einem Treffer beteiligt. Mit dem 2:1 über München setzt sich die "Fohlenelf" in der Spitzengruppe fest.

Gladbachs Torschütze Thorgan Hazard jubelt nach dem Treffer zum 1:0.

Foto: Marius Becker

Mönchengladbach. Er hat es wieder getan. Als Thorgan Hazard in der 39. Minute einen von Niklas Süle verursachten Handelfmeter zum 1:0 verwandelt hatte, da war der Vereins-Rekord von Borussia Mönchengladbach ein weiteres Mal angewachsen. Inklusive des 1:0 im DFB-Pokalspiel bei Fortuna Düsseldorf - in dem Hazards Treffer das Weiterkommen sicherte - ist der Angreifer nun schon im elften Spiel in Folge an einem Tor der "Fohlenelf" direkt beteiligt gewesen. Diesmal war es der Wegbereiter zum 2:1 (2:0) über den FC Bayern München. "Es läuft gut, aber der Rekord ist mir nicht wichtig. Wichtig ist mir der Sieg, denn der ist gut für die Tabelle", sagte Hazard.

Dort stehen die Gladbacher auf dem vierten Platz, der nach den neuen Kriterien der UEFA am Ende der Saison zur direkten Qualifikation für die Gruppenphase der Champions League berechtigt. Nur fünf Punkte weniger als Liga-Primus FC Bayern hat das Team von Trainer Dieter Hecking gesammelt, jedoch bereits drei mehr als Borussia Dortmund. Auf den BVB hatte die "Fohlenelf" nach ihrem 1:6-Debakel am 23. September noch sechs Zähler Rückstand, inzwischen aber konnte sich die Mannschaft stabilisieren. Seit nun schon fünf Pflichtspielen ist Gladbach unbesiegt, in den vier Bundesliga-Partien dabei wurden zehn Punkte geholt - kein anderes Team schaffte in diesem Zeitraum mehr.

Freilich ist dies keinem spektakulären Hurra-Fußball zu verdanken und mitunter wie in der zweiten Halbzeit gegen die Bayern auch nicht immer schön anzusehen. "Da haben wir gegen eine Wand gespielt", sagte Münchens Trainer Jupp Heynckes. Mit großem Willen und viel Einsatz stemmten sich die Gladbacher gegen die anrennenden Bayern. "Das war ja fast schon wie ein Belagerungszustand. Ein wenig mehr Entlastung hätte ich mir schon gewünscht, aber heute will ich in dieser Hinsicht mal nachsichtig sein", sagte Dieter Hecking.

Der 53-Jährige hat es zwar noch nicht ganz geschafft, seinem Team zur Abwehr-Souveränität der vergangenen Saison zu verhelfen. Besonders bei hohen Bällen macht sich das Fehlen des zu Chelsea London zurückgekehrten Andreas Christensen bemerkbar. Allerdings hat Hecking seiner Defensive eine hohe taktische Disziplin vermitteln können. Ähnlich wie die Schweden in der WM-Qualifikation die Italiener zermürbten, brachten die Gladbacher durch zwei sich permanent in Ballrichtung verschiebende Viererketten die Münchener zur Verzweiflung. "Wir haben es nicht geschafft, aus unserer optischen Überlegenheit Kapital zu schlagen", resümierte Heynckes.

Selbst die verletzungsbedingten Ausfälle von Christoph Kramer (11.) sowie des für ihn eingewechselten, zur Pause allerdings mit Verdacht auf Gehirnerschütterung schon wieder ausgewechselten Tony Jantschke brachten das Gladbacher Konstrukt nicht aus dem Gleichgewicht. Auch weil Thorgan Hazard immer wieder mit nach hinten arbeitete. "Von ihm bin ich absolut begeistert. "Toto" betreibt stets einen enormen Aufwand und kreiert dadurch oft die besonderen Situationen", sagte Hecking. Und auch Matthias Ginter, der Schütze zum 2:0 (44.), ist voll des Lobes: "Thorgan hat sich toll entwickelt. Er ist zum Führungsspieler geworden. Wir sind sehr zufrieden mit ihm."

In allen 13 Bundesliga-Spielen dieser Saison stand der 24-Jährige in der Start-Elf. Insgesamt gelangen ihm sechs Treffer (davon drei verwandelte Strafstöße) sowie sechs Tor-Vorlagen. Dazu besticht der Belgier regelmäßig mit formidablen Laufwerten. "Mein Status im Kader ist besser geworden, weil meine Auftritte besser geworden sind", sagte Hazard, nicht ohne selbstkritisch zu ergänzen: "Ich kann in Zukunft aber sicherlich mehr Tore erzielen. Manchmal treffe ich beim Abschluss noch die falsche Entscheidung."

Die konnte Jupp Heynckes im Duell der Trainer-Oldies gar nicht treffen. Heynckes (648) und Hecking (363) kommen mit 1011 Bundesliga-Spielen auf der Bank gemeinsam auf mehr als die anderen 16 Übungsleiter zusammen (996). Durch die Ausfälle von Neuer, Boateng, Alaba, Thiago, Robben, Ribery und Müller stellte sich Heynckes' Mannschaft quasi von alleine auf. Sicher auch eine Erklärung für die erste Niederlage in der Nach-Ancelotti-Ära. Besonders dem zentralen Mittelfeld fehlte es an Ideen. "Oft haben wir Ausfälle kompensieren können, aber heute fehlten mir besonders auf den Außenbahnen die Alternativen", sagte Heynckes. So setzte es bereits die 20. Niederlage in Mönchengladbach - nirgendwo anders verloren die Bayern so häufig. Am Samstag haben auch sie es also wieder getan.