Hrgota nimmt Mainz auseinander - Minimalchance auf Platz 6
Mainz. Borussia Mönchengladbach ist am 33. Spieltag der Fußball-Bundesliga ein 4:2 (1:1)-Triumph beim FSV Mainz 05 gelungen. Dennoch hat die Mannschaft von Trainer Lucien Favre wohl kaum noch eine Chance, sich für die Europa League zu qualifizieren.
Der Rückstand auf den Sechsten Frankfurt beträgt neben einem schlechteren Torverhältnis drei Punkte, die Fohlen empfangen zudem beim Liga-Finale den derzeit alles dominierenden Meister Bayern München.
„Hinsetzen! Hinsetzen!“ Nach dem Schlusspfiff machten die VfL-Treuen in der Mainzer Arena den VfL-Profis lautstark deutlich, was sie von ihren Stars sehen wollten. Arango, Herrmann, ter Stegen und Co. gehorchten auch artig — dann brach ein einziger Jubel-Orkan aus. Fans und Spieler feierten ausgelassen den ersten Auswärtssieg seit dem 1. März (1:0 in Frankfurt), machten die Humba und tanzten auf dem Rasen. Dass das Last-Minute-Wunder von der Europa League wohl ausbleiben wird, störte zu diesem Zeitpunkt im Gladbacher Lager niemanden. Alle genossen den höchsten Borussen-Auswärtssieg in der Rückrunde.
Das nennt man dann wohl Traum-Debüt: Borussias junger Stürmer Branimir Hrgota (20) durfte in Mainz erstmals in dieser Saison in der Startelf von Trainer Lucien Favre ran — und beeindruckte mit einer sensationellen Torpremiere so ziemlich jeden Zuschauer im Stadion. Gleich drei Mal traf Hrgota ins Mainzer Gehäuse, hatte sogar noch einem weiteren Treffer auf dem Schlappen. Was für eine tolle Vorstellung des jungen Schweden. Ob als abgezockter Kunst-Schütze vom Elfmeterpunkt oder als gewiefter Vollstrecker — Hrgota lieferte eine atemberaubende Show ab. Als er nach dem Schlusspfiff in die Kabine stapfte, gab es anerkennenden Beifall von den Team-Kollegen. Hrgota: „Ich bin überglücklich, dass mir solch ein Spiel gelungen ist. Vor allem das zweite Tor war ein sehr emotionaler Moment — wir hatten plötzlich das Spiel gedreht. Ich darf mich jetzt aber nicht zurücklehnen, muss weiter hart arbeiten. Ob ich nun einen Stammplatz habe, kann ich nicht beantworten. Das kann nur der Trainer.“
Als in der 38. Minute der Pfiff von Schiedsrichter Brych ertönte, konnten es die Mainzer nicht glauben. „Das war doch niemals Elfmeter, Schiri“, so der vielfache Tenor auf den Rängen. Svensson hatte Gladbachs Hanke am Trikot gerissen und zu Fall gebracht. Klares Foul. Nach Ansicht der Mainzer allerdings nicht im Strafraum, sondern knapp davor. Doch Brych blieb bei seiner Entscheidung. Auch die TV-Bilder gaben im Anschluss nicht 100-prozentige Aufklärung. Das kümmerte Gladbachs Hrgota wenig — der verwandelte den Elfer sicher zum Ausgleich.
Vor 34 000 Zuschauern in der ausverkauften Mainzer Arena legten die Hausherren gleich los wie die Feuerwehr, setzten die Gäste aus Gladbach in deren Hälfte mit aggressivem Pressing unter Druck. Und wären für ihren Aufwand auch beinahe schon früh belohnt worden. Nach Vorarbeit von Julian Baumgartlinger scheiterte Nicolai Müller (6.) aus kurzer Distanz an Marc-Andre ter Stegen, der den Ball noch einem tollen Reflex parieren konnte. Sechs Minuten später machten es die Rheinhessen dann besser, als Parker eine Hereingabe von Pospech ins Gladbacher Tor hämmerte (12.).
Borussia hingegen tat sich schwer, ins Spiel zu kommen, die erste gute Gelegenheit hatte Arango, doch dessen wuchtiger Schuss verfehlte knapp das Tor (18.). Ein erster Weckruf. Und es war erneut Arango, der mit einem Freistoß an die Latte (37.) das nächste Ausrufezeichen setzte. Wenige Augenblicke später konnten die Gladbacher dann jubeln. Hrgota markierte per Strafstoß den Ausgleich zum 1:1, zuvor hatte der Ex-Gladbacher Svensson Mike Hanke zu Fall gebracht.
In Durchgang zwei kamen zunächst erneut die Mainzer zum Zug. Caligiuri schoss den Ball aber über das Borussen-Tor (48.). Auf der Gegenseite zeigte dann Patrick Herrmann, welche Qualitäten in ihm stecken. Dessen sehenswerten Sololauf konnte erst der Mainzer Keeper Müller (53.) stoppen. Kurz darauf gingen die Fohlen dann doch in Führung. Nachdem Hanke mit einem Kopfball nur die Latte getroffen hatte, drückte Hrgota den Ball über die Linie ins leere Tor zum 2:1 (59.).
In den folgenden Minuten ließen sich die Mainzer dann von den wie aufgedreht spielenden Fohlen förmlich überrennen. Nach einem Lattenkracher von Herrmann war Hanke zur Stelle und köpfte zum 3:1 ein (64.), ehe der starke Hrgota mit einem wunderschönen Lupfer sein drittes Tor folgen ließ und das Ergebnis auf 4:1 schraubte (80.). In der Schlussminute konnte dann der Mainzer Ivanschitz einen von Dominguez verursachten Handelfmeter zum 2:4-Endstand verwandelen.