Kommentar: Am Bruchweg zerbrachen Träume

Nach dem Fehlstart in die neue Saison: Die Borussia Mönchengladbach steckt in der Bredouille

Es mag ja sein, dass Borussia Mönchengladbach sich noch auf die Hinterbeine setzt und irgendwann eine Siegesserie startet. Es mag ja der Fall eintreten, dass neben Marko Marin auch andere Akteure im Team plötzlich spielerische Leichtigkeit demonstrieren, Zug zum Tor und Engagement entwickeln - oder gar Kampf und Kunst gewinnbringend einsetzen. Es kann ja vielleicht auch passieren, dass Oliver Neuvilles raketenartige Sprints und explosionsartiger Antritt bald fröhliche Urständ feiern und er in seinem Sog die Mitspieler um sich herum leidenschaftlich mitzieht. Vielleicht dauert der Integrationsprozess ja auch nur ein wenig länger in Gladbach als anderswo. Aber erst einmal bleibt die Momentaufnahme haften, die das tägliche Brot des Journalisten beinhaltet. Die 90 Minuten von Mainz, die happige 1:4-Niederlage und desaströse Vorstellung am Bruchweg, wo alle Träume von einem Aufschwung der neuen Borussia innerhalb weniger Minuten zerbrachen. Die Mainzer konnten nach Belieben schalten und walten, und die Borussen schauten bewundernd zu. Geradezu befremdlich im zweiten Auswärtsspiel dieser Spielzeit im Fußball-Unterhaus war die seltsam anmutende Lethargie, von der die Spieler heimgesucht wurden. Dieses nicht am Spiel teilnehmen, diese Passivität über weite Strecken. Ausnahme: Marko Marin. Der kleine Kerl steckt voller Power, der ackert und dirigiert, der leidet und lebt das Spiel aus. Ihm verzeiht man denn auch gerne jene unglückliche Szene in der 76. Minute, als er aus fast idealer Position zu überhastet abzog. Aber da stand es ohnehin schon 1:4, und die Gladbach-Fans hatten längst den Glauben an eine Überraschung in der Fremde verloren. Ganz zu schweigen von der Hoffnung auf eine Renaissance der "Gladbacher Torfabrik" Warum auch? Cheftrainer Jos Luhukay und sein Team machen es einem schwer, daran zu glauben, stolperten sie doch in den 15 Punktspielen unter Luhukay durch die erste Liga und ließen alle wichtigen Tugenden in den drei Spielen im Souterrain des Oberhauses bis heute weitgehend vermissen. Ergebnis: zwei Siege, zwölf Tore. Geht denn das Dilemma weiter?