Borussia Mönchengladbach Lothar Matthäus: Gladbachs Neuhaus hat das Zeug zum Nationalspieler

Mönchengladbach · Lothar Matthäus zeigt sich beeindruckt von der Entwicklung des Gladbacher Mittelfeldspielers. Der Weltmeister von 1990 hat überdies zu seiner alten Liebe Borussia zurückgefunden.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Die gute Nachricht für die Fans von Borussia Mönchengladbach: Lothar Matthäus sympathisiert wieder mit seinem Ex-Verein. Da ist die Liebe ja beidseitig erloschen gewesen, als Matthäus 1984 von der Borussia zum FC Bayern München gewechselt war. Weniger, weil er Gladbach ein paar Wochen zuvor mit einem in den Himmel von Frankfurt gejagten Elfmeter den Gewinn des DFB-Pokals gekostet hatte. Was die Anhänger seinerzeit erzürnte, war eine Aussage von ihm. Als im November 1984 das Bundesliga-Spiel gegen die Bayern abgesagt wurde, weil der Borussen-Tross nach der Uefa-Cup-Partie bei Widzew Lodz wegen Nebels zwei Tage am Flughafen in Warschau festsaß, ätzte Matthäus: „So etwas dilettantisches kann nur den Gladbachern passieren."

Für die Borussen-Fans war er fortan der Buhmann. In allen Duellen mit dem FC Bayern wurde Matthäus am Bökelberg bei jeder Aktion gnadenlos ausgepfiffen. Am Samstag nun erklärte der inzwischen 58-Jährige als Experte des TV-Bezahlsenders "Sky", dass er im Spiel der "Fohlen" bei Fortuna Düsseldorf nicht neutral sein könne. „Ich drücke den Gladbachern die Daumen.

Wenn sie alle ihre Partien gewinnen, dann werden sie auf jeden Fall deutscher Meister", sagte Matthäus.

Thuram und Matthäus liefern sich einen amüsanten Dialog

Mathematisch über jeden Zweifel erhaben, beim Gespräch mit Gladbachs Angreifer Marcus Thuram allerdings musste Matthäus dem Franzosen die deutlich besseren Englisch-Kenntnisse überlassen und auch sportlich zeigte sich der Rekord-Nationalspieler nicht vollends vorbereitet. Matthäus: „Du bist nun bester Borussia-Scorer." Thuram: „Nein, das ist Pléa." Matthäus: „Aber durch die zwei Vorlagen heute hast Du sechs Tore und sieben Vorlagen." Thuram: „Ja, aber Pléa hat sechs Vorlagen und acht Tore."

Zur Ehrenrettung von Matthäus sei gesagt, dass der amüsante Dialog die ansonsten eher ermüdenden Analysen nach einem Spiel deutlich auflockerte. Zwischen den beiden harrte derweil Florian Neuhaus der Dinge. Als Spieler der Partie sollte eigentlich er der Haupt-Gesprächspartner sein und bei der Bewertung von dessen Leistungen waren sich Matthäus und Thuram dann auch einig.

„Florian hat in den vergangenen beiden Jahren eine steile Karriere gemacht. Jetzt setzt er sich bei Borussia Mönchengladbach intern auch schon gegen namhafte Konkurrenz durch. Er hat das Zeug zum Nationalspieler. Wenn er derart gut weiterspielt, dann kann er bereits in diesem Sommer mit zur EM, zumindest aber zum olympischen Fußball-Turnier", meinte Matthäus.

„Wenn ich Bundestrainer wäre, würde ich Flo hundert Mal anrufen"

Dass Florian Neuhaus die nächste Sprosse der Karriere-Leiter erklommen hat, zeigt besonders der Vergleich seiner zwei Auftritte bei Fortuna Düsseldorf. Wo der Mittelfeldspieler bei seinem früheren Verein vor fast einem Jahr beim 1:3 noch völlig übermotiviert am Rande eines Platzverweises gewandelt und schon zur Pause ausgewechselt worden war, zog er nun am Samstag vor allem in der zweiten Halbzeit mit Ruhe, Ballgefühl und spielerischer Klasse die Fäden. „Wenn ich Bundestrainer wäre, würde ich Flo hundert Mal anrufen. Er hat es verdient, bei der Europameisterschaft dabei zu sein", sagte Thuram.

Neuhaus - von Hause aus gut erzogen - hält sich trotz des Lobes zurück. „Es ist natürlich schön, wenn ich wie nun in Düsseldorf gut im Spiel drin bin, einen Treffer einleite und einen sogar selbst erziele. Aber daran gilt es jetzt natürlich auch konstant anzuknüpfen. Klar ist es ein Traum, für die Nationalmannschaft zu spielen. Aber deswegen setze ich mich nicht unter Druck. Im Sommer stehen mit der EM und Olympia zwei wunderbare Turniere an", sagte der 22-Jährige und fügte hinzu: „Bei einem werde ich hoffentlich dabei sein." Den einstigen Mittelfeld-Regisseur Matthäus würde es wohl endgültig wieder zum Gladbach-Fan werden lassen.