Mönchengladbach vor Krönung einer Supersaison
Mönchengladbach (dpa) - Beim Anblick seines Sololaufs über 70 Meter verschlug es selbst Patrick Herrmann die Sprache. Für einen Moment unterbrach der überragende Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach nach dem 3:1 (2:0) gegen Borussia Dortmund die Interviews, um die Szene im TV zu genießen.
„Ich habe den Ball immer ein bisschen angestupst und alle auf dem falschen Fuß erwischt. Irgendwann war der Weg frei zum Tor“, schilderte der 24-Jährige mit leuchtenden Augen seine überragende Vorbereitung des 2:0 durch Raffael.
„Er hatte das Näschen, diesen Superlauf anzusetzen. Dass er den Ball dann noch quer spielt, bei dem Tempo und in der Ruhe, das war schon große Klasse“, lobte Sportdirektor Max Eberl den seit Wochen in herausragender Form agierenden Herrmann. „Das war ein fantastischer Konter“, meinte Trainer Lucien Favre.
Sein Team ist nun seit acht Bundesligaspielen ungeschlagen und hält nach dem vierten Sieg in Serie weiter Kurs auf die Champions League. Schalke 04 liegt als Fünfter bereits zwölf Punkte zurück. „Wenn wir uns das noch nehmen lassen, höre ich auf mit dem Fußball“, sagte Mittelfeldmann Granit Xhaka beim Blick auf die Tabelle. Etwas zurückhaltender gab sich Eberl. „Bei aller Euphorie über das Spiel und die Supersaison lasse ich mich nicht zu polemischen Parolen hinreißen“, sagte der Sportdirektor. „Aber es ist alles möglich.“
Auch noch Rang zwei? Davon will Herrmann angesichts von sieben Zählern Rückstand auf den VfL Wolfsburg, der in zwei Wochen im Borussia Park gastiert, nichts wissen. „An die Vizemeisterschaft denken wir nicht.“ Vielmehr gilt die volle Konzentration der Verteidigung des dritten Platzes, der den direkten Einzug in die Gruppenphase der Champions League bedeutet. Letztmals waren die Gladbacher 1977/78 in der europäischen Königsklasse vertreten.
Am 9. Mai kommt es zum Showdown mit Verfolger Bayer Leverkusen, der zwei Punkte zurückliegt. „Wir haben einen super Lauf, den wir fortsetzen wollen. Wenn es für die Champions League reicht, ist das ein Highlight, mit dem wir nicht gerechnet haben“, formulierte Herrmann das Ziel für den Saisonendspurt.
Die Partie gegen den BVB, in der Oscar Wendt mit seinem Blitztor nach 28 Sekunden und Håvard Nordtveit (67.) die 54 010 Fans im ausverkauften Borussia Park ungeachtet des Gegentreffers durch Ilkay Gündogan (77.) in Party-Laune versetzten, war daher schnell abgehakt. „Auf Dortmund haben wir ohnehin nicht geschaut. Die können uns nicht mehr überholen, weil wir so eine starke Saison spielen und so viel Klasse in der Mannschaft haben“, tönte Xhaka.
Eberl empfand die Klasse-Leistung nach dem bitteren Pokal-Aus beim Drittligisten Arminia Bielefeld dennoch nicht als Selbstverständlichkeit. „Das war eine großartige Reaktion der Mannschaft, die mutig gespielt hat“, lobte er.
Die Stimmung bei der schwarz-gelben Borussia war wenige Tage nach dem umjubelten Einzug ins Pokal-Halbfinale dagegen wieder im Keller. „Jedes Gegentor war Quatsch. Es war eine bescheidene Leistung“, stellte BVB-Trainer Jürgen Klopp sichtlich genervt fest. Noch deutlicher wurde Kapitän Sebastian Kehl: „Das war ein Rückfall in alte Zeiten und das Spiegelbild einer frustrierenden Saison. Jetzt müssen wir wieder nach hinten schauen.“