Borussia Mönchengladbach Neue Perspektiven, neue Pläne bei Gladbach

Nach dem 1:1 beim FC Bayern ist die Borussia jetzt Vierter und hofft auf die Champions League. Sportdirektor Max Eberl holt weitere Zugänge.

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München. Endlich wieder dahoam, ein gewässertes Spielfeld unter den Füßen und die Meisterschale im Blick: Es kam anders. Drei Tage nach der 0:1-Niederlage bei Atlético Madrid verdarb dem FC Bayern der alte Rivale Borussia Mönchengladbach beim 1:1 die Sause im eigenen Wohnzimmer gründlich. Fast entschuldigend sagte Gäste-Trainer Andre Schubert später in der Pressekonferenz: „Wir haben nur auf uns geschaut. Es ging uns nicht darum, den Münchenern irgendetwas zu vermasseln. So zu denken, wäre schlichtweg der falsche Ansatz. Wir haben uns den Punkt redlich verdient.“ Das Remis sorgte bei Borussia Mönchengladbach für große Erleichterung, war es doch erst der zweite Punkt im achten Auswärtsspiel der Rückrunde. Zudem kletterte Gladbach auf Champions-League-Rang vier.

„Das 1:1 könnte in der Endabrechnung noch einmal wichtig sein“, sagte Torschütze André Hahn. Der enorm wuchtige Offensivspieler, der nach einem Schienbeinbruch eine Ewigkeit pausieren musste und zuletzt gegen Hoffenheim an allen Toren beteiligt war, hat überraschend schnell wieder Fuß gefasst. Die Belohnung: In der 72. Minute nahm er nach einer Klasse-Vorlage von Lars Stindl genau Maß, Weltmeister Manuel Neuer war geschlagen.

Borussia entführt einen Punkt aus München
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Ein weiterer Weltmeister, Thomas Müller, hatte den Rekordmeister früh in Führung gebracht (6.). Er profitierte dabei von einem Aussetzer des Gladbacher Schlussmanns Yann Sommer, wie überhaupt die Gäste-Abwehr in dieser Szene nicht Herr ihrer Sinne war. Zu diesem Zeitpunkt musste man sich noch ein bisschen Sorgen um die Elf vom Niederrhein machen. Doch die bayerische Anfangsphase war viel Lärm um nichts, und die Gladbacher wurden zunehmend frecher, mutiger, ideenreicher.

Trainer André Schubert stellte die Weichen früh genug richtig. Mit der Hereinnahme von Lars Stindl (57. für Hazard) bekam das Spiel der Gladbacher mehr Pep. Und Hahns Schuss ins Glück ließ nicht mehr lange auf sich warten. Es war für Gladbach das vierte Liga-Spiel ohne Niederlage gegen Guardiolas Mannen (0:0, 2:0, 3:1, 1:1). Womit der Fohlen- Elf Rang sieben und die Zulassung für Europa definitiv nicht mehr zu nehmen ist.

Ja, die Mannschaft hat vor den beiden letzten Aufgaben gegen Leverkusen und in Darmstadt aus eigener Kraft die große Chance, Rang vier zu verteidigen, was im Spätsommer zwei Qualifikationsspiele um die Champions-League-Gruppenphase zur Folge hätte. Es winkt wieder das große Geld.

Geld, das der Verein brauchen kann. Sportdirektor Max Eberl machte nämlich gestern als Gast im „Doppelpass“ bei TV-Sender Sport 1 noch einmal deutlich, welche Bewertungsmaßstäbe er selbst an seinen Club anlegt. „Wir können nicht sagen, wir behalten die Mannschaft und legen noch 20 oder 30 Millionen oben drauf und holen noch zwei, drei Top-Spieler. Das ist nicht Mönchengladbach. Bayern, Dortmund, Leverkusen, Schalke, Wolfsburg — die haben ganz andere Voraussetzungen.“ Gladbach, so Eberl, sei erst seit vier Jahren im Konzert der größeren Clubs dabei.

Bei aller Eberlschen Bescheidenheit, die Konzept ist und Gladbach zu einer guten Entwicklung verholfen hat: Im Hintergrund scheint der Sportdirektor fleißig am neuen Kader zu basteln: Offenbar hat die Borussia im Fall Kevin Volland gute Karten. Der 23 Jahre alte Nationalspieler will Hoffenheim verlassen, angeblich gibt es eine Ausstiegsklausel über 15 Millionen Euro in seinem Vertrag. Gegenüber den potenziellen Mitbewerbern Dortmund und Leverkusen hat Gladbach einen Vorteil: Volland hat einen guten Draht zu Eberl, außerdem kommt Tobias Strobl ein weiterer Hoffenheimer nach Gladbach — und Fabian Johnson ist schon da.

Kurz vor einem Wechsel zur Borussia steht derweil der vielversprechende französische Junioren-Nationalspieler Mamadou Doucoure: Der 17 Jahre alte Abwehrspieler von Paris St. Germain war in der Uefa Youth League aufgefallen und könnte der nächste junge Spieler werden, der bei der Borussia den Durchbruch schafft. Dass Yannik Vestergaard (23) jener ausdrucksstarke Spieler ist, den Eberl gestern via TV für die Abwehr als Stranzl-Ersatz ankündigte, scheint so gut wie sicher. Allerdings wird Eberl in diesem Fall den Bremer Abstiegskampf abwarten.