Raffaels Rückkehr nach Berlin
Der filigrane Ballkünstler geht am Samstag mit Gladbach bei seinem Ex-Klub auf Punktejagd.
Mönchengladbach. Ist von Raffael die Rede, gerät Borussia Mönchengladbachs Cheftrainer Lucien Favre ins Schwärmen. Der Fußball-Lehrer aus der Schweiz weiß, was er an dem 28-jährigen filigranen Ballkünstler hat. „Es ist für mich keine Überraschung, dass er auf Anhieb bei uns Fuß gefasst hat. Er hat das gewisse Etwas. Raffael ist schnell und technisch stark. Er weiß immer, was passiert. Wir sind sehr zufrieden.“ Vier Tore und eine Vorlage stehen vor dem Gastspiel der Gladbacher am Samstagabend (Anstoß ist um 18.30 Uhr) bei Aufsteiger Hertha BSC auf Raffaels persönlicher Liste.
„Das ist okay“, sagt Favre über den Sommereinkauf der niederrheinischen Borussia. Favre lässt gleichwohl nie locker, fordert viel von seinen Spielern. Nach dem Motto „Stillstand ist gleichbedeutend mit Rückschritt“ übt er auch immer wieder Druck aus: „Auch mit 28 Jahren ist noch Luft nach oben. Raffael kann noch lernen und wird sich bei uns weiter entwickeln. Da bin ich ganz sicher.“
Wenn es einer wissen muss, dann Favre, der schon zu Schweizer Zeiten in Zürich mit Raffael zusammenarbeitete und dies bei der Hertha in Berlin fortführte. „Als Trainer und als Mensch ist Favre für mich etwas Besonderes“, sagte Raffael in dieser Woche der Berliner Zeitung. Raffael freut auf das Wiedersehen mit seinem Bruder Ronny (nach acht Spielen drei Tore und ein Assist), natürlich auch auf Hertha und die pulsierende Stadt, die er faszinierend findet. „Ich habe schließlich vier Jahre in Berlin Fußball gespielt.“
Schon etwas weiter weg ist die deutsche Hauptstadt für Gladbachs Cheftrainer, der die Berliner bis 2009 betreute. Favre hat sein erstes Trainerengagement in Deutschland aber nicht aus dem Gedächtnis gestrichen: „Das kann man nicht vergessen. Hertha ist ein toller Verein, und Berlin ist großartig. Ich bin froh, dass die Hauptstadt wieder in der Bundesliga vertreten ist.“
Favre nötigt dem Aufsteiger vor der heutigen Begegnung allen Respekt ab. „Platz sechs und die zwölf Punkte kommen nicht von ungefähr. Hertha ist gut organisiert, läuferisch stark und brandgefährlich. Das wird nicht einfach“, sagte der Borussen-Coach. Er ist froh, dass alle Nationalspieler gesund von ihren In- und Auslandstrips zurückgekehrt sind.
Allen voran Mittelfeldspieler Granit Xhaka, dessen sehenswerter 20-Meter-Schuss gegen Slowenien die Schweizer Nationalmannschaft endgültig zur WM 2014 nach Brasilien katapultierte. Auf einen solch explosiven Moment im Borussen-Dress wartet Xhaka noch. In den vergangenen Wochen ist seine Leistung stabiler geworden, wenngleich der Schweizer immer noch das Tempo häufig eher verschleppt, anstatt es zu verschärfen.
Nach dem ersten Auswärtspunkt in Augsburg bleibt der erste Saisonsieg auf fremdem Platz das große Ziel der Gladbacher. „Aber das kann man nicht erzwingen“, sagt Favre. Und wenn am Ende ein torloses Remis herauskäme, was es in dieser Bundesligaspielzeit noch nie gab, wäre der Gladbacher Trainer nicht unglücklich. Allerdings, so recht daran glauben mag er dann doch nicht: „Es ist kein Zufall. Die Spiele in der Bundesliga sind interessant und so attraktiv. Da fallen zwangsläufig Tore.“