Sternstunde: Schuberts Serie hält auch gegen Bayern

Mönchengladbach (dpa) - Es war ein bisschen wie zu besten „Fohlen“-Zeiten. Die Fans sangen mit großer Inbrunst „Die Seele brennt“, die Sieger selbst strahlten.

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Mit drei 19-Jährigen im Team zwangen die Gladbacher ihren alten Rivalen Bayern München im rappelvollen Borussia-Park erst in die Knie, im Anschluss startete eine große Sause mit den Fans. Mit diesem Selbstvertrauen soll nun in der Champions League bei Manchester City am Dienstag der Umzug in die Europa League perfekt gemacht werden.

Borussia Mönchengladbach ist nach turbulentem Saisonstart zur Mannschaft der Stunde in der Fußball-Bundesliga aufgestiegen und hat die Rekordjagd der Bayern als erstes Team gestoppt. „Wir wussten, dass die Bayern schlagbar sind, und wir haben gezeigt, dass es nicht unmöglich ist“, sagte Gladbachs US-Nationalspieler Fabian Johnson nach dem 3:1 (0:0)-Erfolg am Samstag gegen den Tabellenführer. Mit 26 Zählern und Platz drei stehen die Gladbacher in der Liga nun schon besser als im Vorjahr nach 15 Spieltagen (24 Punkte/4.) da. Und das reichte am Ende für die Champions League.

Die Lust auf mehr in dieser Saison ist geweckt. „Wir wissen, dass wir eine gute Mannschaft haben und guten Fußball spielen können. Zu Hause können wir alle schlagen“, meinte Oscar Wendt, der mit seinem wunderschön herausgespielten Führungstreffer (54. Minute) die Initialzündung auslöste und den Weg zum Sieg durch die weiteren Tore von Lars Stindl (66.) und Johnson (68.) ebnete. Der Anschlusstreffer des erstmals nach neun Monaten wieder spielenden Franck Ribéry (81.) kam für die Bayern zu spät.

Das Team ist unter André Schubert in der deutschen Eliteliga nun schon seit zehn Spielen unbesiegt. Was sicherlich weniger am grünen Kapuzenpulli des Trainers liegt, den er bei jedem Spiel trägt. Der neue Gladbacher Chefcoach hat mit seiner Art frischen Wind ins Team gebracht, die Grundzüge des Systems von Lucien Favre verfeinert und flexibel ausgebaut. „Der Trainer hat immer andere Ideen“, kommentierte Kapitän Granit Xhaka.

Gegen die Bayern war es diesmal eine Dreier-Abwehrkette mit zwei sehr hoch stehenden Außenverteidigern. Zudem standen in Andreas Christensen, Mo Dahoud und dem erstmals für die Startelf nominierten Nico Elvedi drei 19-Jährige in der Startelf. Das funktionierte in der ersten Halbzeit ordentlich, aber die Bayern hätten durch Javier Martinez, Robert Lewandowski oder Kingsley Coman durchaus in Führung gehen können. „Da haben wir Glück gehabt und einen Torwart, der uns im Spiel gehalten hat“, befand Schubert.

Die Mannschaft habe zur Halbzeit an dem System festhalten wollen und Verbesserungen vorgeschlagen, berichtete der Gladbacher Coach, dem diese Eigenverantwortung seiner Profis gefällt. „Nach der Pause haben wir viel häufiger die Wege nach vorne gesucht und gegen einen hoch pressenden Gegner die Bälle in die Tiefe gespielt - das haben die Jungs sehr gut gelöst“, meinte Schubert. Das gibt auch Selbstvertrauen für den Auftritt in Manchester.

Und der Kult um den grünen Glücksbringer-Pulli stört Schubert auch nicht. „Ich bin überhaupt nicht abergläubisch. Aber wenn alle das toll finden, dann bediene ich das gerne und ziehe das Ding weiter an.“