Tegernsee-Telegramm VI: Favre hat Dahoud und Hrgota im Blick
Rottach-Egern. Talent im Blick: Lucien Favre ist ein Trainer, der gerne Spieler aus- und weiterbildet. In der Woche des Trainingslagers am Tegernsee rückte daher nun ein junger Mann ins Blickfeld, der auf den ersten Blick nur dabei zu sein schien, um ein wenig Profi-Luft zu schnuppern.
Auf den zweiten Blick aber könnte Mahmoud Dahoud jemand sein, mit dem die Borussia spätestens in einem Jahr mehr vor hat.
Der 18-jährige defensive Mittelfeldspieler verfügt über eine gute Zweikampfführung, kann dem Spiel nach vorn Impulse verleihen und ist mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein ausgestattet. Wobei... letzteres gilt nur für seine Arbeit auf dem Rasen.
Privat und erst recht vor den Vertretern der Medien ist der am Neujahrstag 1996 in Aouda geborene Syrer mehr als schüchtern. "Ja, ich bin kein Lautsprecher", sagte Dahoud, bei dem der Pressetermin in Rottach-Egern sichtliches Unbehagen verursachte. Leise und sehr kurz antwortete das Talent, das mit seinen Eltern im Alter von zehn Monaten nach Deutschland kam, auf die Fragen, verblüffte dabei jedoch mit seiner Selbstkritik. "Mit meiner Leistung im Test gegen 1860 München war ich überhaupt nicht zufrieden. Ich war viel zu hektisch, mir sind viele Bälle versprungen."
Mag sein, aber Lucien Favre hält viel von Mahmoud Dahoud und die Borussia offenbar auch. Natürlich fehlten im Trainingslager mit Weltmeister Christoph Kramer und dem Schweizer Granit Xhaka zwei WM-Teilnehmer, die auf der Position des "Sechsers" zu Hause sind.
Dass Dahoud allerdings die Rückennummer "6" bekam, beweist, dass der Youngster nicht am Tegernsee war, um den Kader aufzufüllen. "Diese Rückennummer bedeutet mir sehr viel", ließ sich Dahoud dann doch entlocken. Und schon im nächsten Sommer muss Christoph Kramer laut Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler seinen Spind bei der Borussia ja räumen...
Harter Schwede: Seit 2012 ist Branimir Hrgota nun bei der Borussia. Die deutsche Sprache hat der Schwede erstaunlich schnell erlernt und auch Schimpfwörter sind ihm dabei nicht fremd. "Ich habe gegen 1860 München ein gutes Spiel gemacht, doch dann kam diese sch... Treppe", fluchte Hrgota. Auf dem Weg in die Kabine blieb er in einer Metalltreppe hängen und zog sich einen Außenband- sowie Kapselriss im Sprunggelenk zu.
Eine Operation allerdings kommt für den 21-Jährigen nicht in Frage. "Wir Schweden lassen uns für so etwas nicht operieren", sagte Branimir Hrgota. Viel mehr schmerzt den Angreifer, dass er im Kampf um einen Stammplatz nun drei bis vier Wochen Zeit verliert. "Ich kann jetzt nicht bei der Mannschaft sein. Wenn ich wieder trainieren darf, dann muss ich noch mehr kämpfen und Gas geben."
Hrgota ist schnell, hat eine gute Technik und zeigte sich zuletzt auch im Torabschluss verbessert. Trainer Favre betont stets, dass bei den vielen Stürmern einer immer wieder unterschlagen wird. "Vergessen Sie Hrgota nicht", hat der Schweizer oft gesagt, ein Zitat, das inzwischen zum geflügelten Wort der schreibenden Zunft geworden ist.
Auch wenn der in Bosnien-Herzegowina geborene Hrgota unmittelbar nach der Geburt mit seinen Eltern nach Schweden kam, ist sein Vorbild nicht Zlatan Ibrahimovic. "Zlatan ist ein anderer Typ Stürmer, ich habe mir viel von Cristiano Ronaldo abgeschaut", erklärte Hrgota.
MIt Ibrahimovic gemeinsam den Angriff der schwedischen Nationalmannschaft zu bilden, das kann sich Hrgota indes gut vorstellen. "Trainer Erik Hamrén hat mich angerufen und gesagt, wenn ich mich in Mönchengladbach durchsetze, dann wird das schon." Den Ehrgeiz dafür hat er. "Ich werde weiter hart an mir arbeiten, denn ich will Dinge machen, die die Abwehrspieler überraschen.