Borussia Mönchengladbach Unentschieden gegen Schalke - Das Gladbach-Spiel in der Analyse

Gelsenkirchen. Borussia Mönchengladbach hat sich am 32. Spieltag vom FC Schalke 04 mit 1:1 (1:1) getrennt und dabei eine rund 80-minütige Überzahl (Rote Karte Bentaleb nach Tätlichkeit) in der ausverkauften Arena nicht zu einem Auswärtstriumph nutzen können.

Gladbachs Lars Stindl (r-l) passt im Zweikampf mit Schalkes Torwart Ralf Fährmann auf Gladbachs Raffael der den Ball daraufhin ins Tor zum 0:1 schießt.

Foto: Guido Kirchner

Raffael hatte die Gäste vom Niederrhein zunächst in Führung gebracht, ehe Caligiuri per Handelfmeter Sekunden vor dem Pausenpfiff ausgleichen konnte. In einer hochemotionalen und intensiven Partie ließen beide Mannschaften Chancen zum Sieg ungenutzt, Schalke überzeugte vor allem durch leidenschaftliche Moral, Borussia bot von der Anlage her den kompletteren Fußball.

Der Moment des Spiels: Aus Gladbacher Sicht ist das sicherlich der Augenblick gewesen, als die Fohlen sehenswert den Führungstreffer herausspielen konnten. Der starke Zakaria hat nur wenige Sekunden nach einer Balleroberung die Übersicht, einen scharfen Pass in die Tiefe auf Hazard zu spielen, der Belgier enteilt auf dem Flügel seinem Gegenspieler, zieht dann dynamisch in die Mitte, um im richtigen Augenblick die Kugel auf Stindl zu spielen, der legt freistehend noch einmal ab auf Raffael — und der Brasilianer vollendet zum 1:0.

Das Unglück des Spiels: Schalkes Tilo Kehrer hartes Einsteigen bei einer Rettungstat gegen Lars Stindl hat für den Gladbacher Angreifer böse Konsequenzen. Stindl erleidet eine schwere Bänder- und Kapselverletzung im linken Sprunggelenk, dazu einen Riss des Syndesmosebandes. Nationalspieler Stindl muss operiert werden, die Saison ist für ihn vorzeitig beendet, es droht eine mehrmonatige Verletzungspause. Zudem ist auch Stindls Traum von einer Teilnahme an der Fußballweltmeisterschaft diesen Sommer in Russland beendet.

Die Aufreger des Spiels: Davon gab es einige. So in der Szene, als Schalkes Bentaleb und Fohlen-Kapitän Stindl aneinandergeraten. Bentaleb foult Stindl, im Anschluss gibt es eine Schubserei, Bentaleb schlägt Stindl (der recht theatralisch fällt) kurz mit der Hand auf den Kopf, was Schiedsrichter Harm Osmers zunächst nicht als Tätlichkeit wertet. Dann greift der Video-Assistent ein — und Osmers revidiert seine Meinung, zückt die rote Karte für Bentaleb.

Kurz vor der Pause dann zieht Schalkes Konoplyanka von der Strafraumgrenze einfach mal ab, der Ball saust aus kürzester Distanz gegen den Arm von Borussias Christoph Kramer. Der Unparteiische lässt weiterspielen, bekommt dann allerdings einen Hinweis vom Videoassistenten und schaut sich die Szene noch einmal auf dem Monitor an. Osmers erkennt nun doch ein strafbares Handspiel und entscheidet auf Strafstoß, den Caligiuri zum Ausgleich versenkt. Kramer: „Den muss man nicht pfeifen, man kann es aber. Ich hatte keine Chance, den Arm wegzuziehen, ich bin aus kürzester Distanz angeschossen worden.“

Chronik des Spiels: Von Beginn an ist Feuer drin. Schalke aggressiv, Gladbach auch, die Gäste vom Niederrhein spielen den flüssigeren Fußball, kommen so gleich zur ersten Großchance (Raffael). Dann knallen Schalkes Bentaleb die Sicherungen durch, der Algerier lässt sich zu einer Tätlichkeit gegen Stindl hinreißen. Bentaleb sagte später: „Er fällt wie ein Baby.“ Schalke ist nach zwölf Minuten in Unterzahl. Weiter geht es mit Fußball auf dem Rasen. Zakaria-Pass auf Hazard, der fummelt sich durch, Pass auf Stindl, der lässt klatschen für Raffael — und der Brasilianer markiert das 1:0. Die Gäste versäumen im Anschluss das zweite Tor. Dann der Stindl-Schock: Kehrer räumt den VfL-Kapitän ab, der humpelt verletzt vom Platz. Nachspielzeit in der ersten Halbzeit, Schalkes Konoplyanka zieht ab, der Ball knallt Kramer an den Arm, Strafstoß. Caligiuri verwandelt sicher, 1:1, Pause.

In deren Anschluss es weiter zur Sache geht. Schalke rennt und grätscht die Unterzahl weg, verwickelt die Fohlen immer wieder in Zweikämpfe. So bleibt der Spielfluss beim VfL auf der Strecke. Chancen bekommen die Fohlen dennoch, sie nutzen (Elvedi, Hazard) diese allerdings nicht. Das rächt sich beinahe, Konter, Konoplyanka ist durch, doch Sommer pariert dessen Schuss. Andere Seite, Elvedis Schussflanke von außen wird immer gefährlicher, peng, Lattentreffer. Dann ist Schluss in der Arena. Die Schalker feiern sich als moralischer Sieger, da sie trotz Unterzahl eine Niederlage abgewendet haben. Auf der anderen Seite muss Gladbach die schlimme Verletzung von Stindl verkraften. Und das mit Vestergaard, Kramer und Zakaria gleich drei Leistungsträger im kommenden Heimspiel gegen Freiburg ausfallen werden, da sie allesamt Gelb-gesperrt sind.

Dieter Hecking (Borussia Mönchengladbach): „Durch die frühe rote Karte gegen Bentaleb war es ein anderes Spiel als erwartet. In der ersten Hälfte haben wir die Überzahl sehr gut ausgespielt. Leider gab es kurz vor der Pause den Handelfmeter gegen uns, der zum Ausgleich geführt hat. Im zweiten Durchgang haben wir zu früh nach Lösungen gesucht, dadurch haben wir den Schalkern in den ersten 20 Minuten mehrere Kontergelegenheiten ermöglicht. Das darf in dieser Form nicht passieren, denn das kann dazu führen, dass du das Spiel am Ende sogar noch verlierst. Wir haben dann versucht, die Schalker weiter zu beschäftigen, doch man hat gesehen, warum sie in der kommenden Saison in der Champions League spielen werden. Sie verteidigen überragend, sind körperlich sehr robust, in der Arbeit gegen den Ball exzellent organisiert, dazu kommt ein starkes Umschaltspiel. Dadurch ist es uns nicht mehr gelungen, viele klare Torchancen zu erspielen. Doch wir nehmen einen Punkt mit — und damit kann ich dieses Mal gut leben.“

Domenico Tedesco (Schalke 04): „Wir haben gegen einen fußballerisch starken Gegner fast 80 Minuten mit einem Mann weniger gespielt, das ist natürlich kein Zuckerschlecken. Aber wie wir Woche für Woche Widerstände aus dem Weg räumen, spricht für den Charakter der Mannschaft. Ein Riesenkompliment an die Truppe, die ihre Lehren aus den vergangenen Spielen gezogen hat. In punkto Mentalität und Taktik haben wir fantastisch gearbeitet und gespielt. In meinen Augen hatten wir in Unterzahl sogar die besseren Chancen, um das Spiel zu gewinnen, der Punkt gibt uns dennoch noch einmal Auftrieb für die beiden verbleibenden Partien.“