Neuer Trainer bei Schalke 04 Breitenreiters großer Sprung
Der 41-Jährige kommt aus Paderborn zum FC Schalke 04. Manager Horst Heldt geht ins Risiko.
Gelsenkirchen. Angesichts der schwierigen Aufgabe, die vor André Breitenreiter liegt, dürften ihm ein paar Tage Urlaub ganz gut tun. Der 41 Jahre alte Fußballlehrer weilt derzeit auf Mallorca und entspannt sich von einer intensiven Saison mit dem SC Paderborn. Es ist aber anzunehmen, dass die Zukunft des Trainertalents nicht gerade weniger arbeitsreich werden wird. Breitenreiter soll die zuletzt völlig desolate Mannschaft des FC Schalke 04 wieder in die gehobenen Tabellenregionen führen, die dem eigenen Anspruch des Ruhrgebietsklubs entsprechen.
Schalkes Manager Horst Heldt hatte die überraschende Verpflichtung Britenreiters als Nachfolger des glück- und leidenschaftslosen Roberto di Matteo am Freitag verkündet, nachdem er die Gespräche auf der Baleareninsel beendet hatte. Der 41 Jahre alte Breitenreiter hat einen Vertrag bis zum Sommer 2017 unterschrieben. „André Breitenreiter hat alle Verantwortlichen umfassend überzeugt, dass er der Richtige für unsere Ziele ist. Er ist ein junger, mutiger Trainer, der keine Angst vor unbequemen Entscheidungen hat“, begründete Heldt seine Entscheidung.
Nach dem Topfavoriten Markus Weinzierl, der trotz annähernder Einigung noch in letzter Sekunde abgesagt hatte und dem Ex-Schalke-Profi Marc Wilmots, dem die Schalker wegen dessen Gehaltsforderung (rund 4 Millionen Euro jährlich, die kaum mit der Trainererfahrung des Belgiers Schritt halten konnte, absagten, ist nun Breitenreiter der Mann, der den Zuschlag erhält. Es ist eine mutige Entscheidung Heldts, der es sich einfacher hätte machen und den Schalker Publikumsliebling Wilmots verpflichten können. Denn: Heldt steht ebenfalls unter massiver Kritik, seine Handlungsschritte werden genau beäugt.
Doch vor allem der jüngste Auftritt der Paderborner in der Gelsenkirchener Arena dürfte Heldt beeindruckt haben. Paderborn verlor 0:1, war aber hoch überlegen und wurde von den Schalke-Anhängern bejubelt. Breitenreiter war es gelungen, mit einem in der Bundesliga eigentlich chancenlosen Zweitligateam sowie einem Mini-Etat (rund 15 Millionen Euro) bis zum letzten Spieltag mit leidenschaftlichen Auftritten um den Klassenerhalt zu kämpfen.
Die mangelnde Qualität des Kaders konnte der SCP dadurch vielfach überdecken. Allerdings ist der Schritt aus der ostwestfälischen Fußball-Provinz zum traditionell vielstimmigen Traditionsklub aus Gelsenkirchen besonders groß. In Paderborn wirkte Breitenreiter schon sehr früh dünnhäutig, wenn er erste Ansätze von Kritik an ihm oder seinen Spielern ausmachte. Diese Sensibilität wird er ablegen müssen. Horst Heldt geht mit dieser Verpflichtung erneut ins Risiko, folgte seiner Überzeugung, die Grundhaltung der Mannschaft verändern zu wollen. Aber: Auch das Schicksal von Heldt hängt nun davon ab, ob sich die 500 000 Euro Ablösesumme für Breitenreiter am Ende auszahlen.