Geburtstag Fortuna-Legende Gerd Zewe wird 65
Der eleganteste Abwehrspieler des Vereins hat am Samstag Geburtstag. Sein Name steht für die große Zeit der Fortuna.
Düsseldorf. Gerd Zewe muss schon etwas überlegen, wenn er ein Spiel nennen soll, das er in schlechter Erinnerung hat. „So viele fallen mir da gar nicht ein“, sagt Fortunas Rekordspieler, der mehr als 500 Mal für die Rot-Weißen auflief. „Doch, wir haben mal 3:0 bei 1860 München geführt und noch 3:4 verloren.“
Aber das sei es auch fast schon gewesen. Ansonsten gab es ja auch kaum etwas Negatives in dieser beeindruckenden Karriere, die sinnbildlich für die vielleicht erfolgreichste Zeit von Düsseldorfs bekanntestem Fußballverein steht. Am Samstag wird Gerd Zewe 65 Jahre alt.
Groß gefeiert wird nicht. „Wir machen das im kleinen Kreis“, sagt der Mann, der auch sonst nicht in der Vergangenheit lebt. „Natürlich macht man sich mal Gedanken um sein Leben. Aber ich bin dann eher erschrocken, wenn ich aufs Alter gucke.“
Denn auch wenn er ab Samstag im klassischen Rentenalter ist, zum alten Eisen zählt sich Zewe nicht. Das liegt vor allem daran, dass der gebürtige Saarländer immer noch täglich Sport treibt. Jeden Morgen spielt er Golf, mehrmals die Woche danach Fußball. Außerdem trainiert er beim Projekt Bolzplatzhelden Kinder, deren Eltern sich die Mitgliedschaft in einem Verein nicht leisten können.
„Ich bin sehr dankbar, dass meine Knochen das alles mitmachen. Frische Luft und Bewegung sind wie Drogen für mich“, sagt Zewe, den die Fortuna-Fans als einen der elegantesten Spieler der Vereinsgeschichte in Erinnerung haben. Während vor ihm eher robuste Männer wie Gerd „Zimbo“ Zimmermann, Egon Köhnen, Dieter Brei oder Heiner Baltes verteidigten, war Libero Zewe der brillante Techniker, der das Spiel eröffnete, aus dem Stand 40-Meter-Pässe schlagen konnte — und Fortuna zu zahlreichen Erfolgen führte.
In Zewes Zeit (1972 bis 1987) fallen die Pokalsiege 1979 und 1980, das Europokalendspiel 1979 gegen den FC Barcelona (3:4 nach Verlängerung) und mehrere Spielzeiten in der Spitzengruppe der Bundesliga. Mit unvergessenen Spielen wie dem 7:1 gegen Bayern München 1978. Oder den beiden 4:1-Siege binnen zwei Wochen gegen Bayern und Mönchengladbach 1984.
Das alles weckte Begehrlichkeiten. Beim HSV, dem Zewe trotz eines gut dotierten Angebots absagte. Und bei Nationaltrainer Jupp Derwall, der den Fortunen ab 1978 vier Mal berief. Zu mehr reichte es trotz seiner konstant guten Leistungen nicht. Derwall setzte lieber auf den robusten „Bananenflanker“ Manni Kaltz aus Hamburg, anstatt auf den leichtfüßigen Zewe, der als Abwehrspieler in 440 Bundesligapartien nur ein Mal vom Platz flog — dafür aber 42 Tore schoss.
Wer mit Gerd Zewe darüber spricht, merkt, dass ihn das heute noch wurmt: „Ich habe drei gute Spiele gemacht. Besonders das 3:1 gegen Holland im Rheinstadion. Dann kam das 0:0 auf dem Betonplatz in Malta — und schon war ich raus.“
Raus war er nach 1998 auch bei der Fortuna. Als Co-Trainer von Klaus Allofs hatte er seinen Traumjob gefunden. Doch es klappte nicht. „Ich hätte das unheimlich gern weitergemacht. Aber die Leute hatten damals keine Geduld.“ Dass er danach nie mehr als Trainer von der Fortuna angefragt wurde und in den Amateurbereich wechseln musste, tat ihm weh. „Ich habe immer drauf gewartet. Einerseits war ich so nah an dem Verein, gleichzeitig aber so weit weg“, sagt Zewe, der dem Verein und der Stadt trotzdem treu geblieben ist — und jedes Heimspiel auf der Tribüne sitzt.