Pressekonferenz des Vereins 1a-Interimslösung Rangnick wieder Trainer bei RB Leipzig
Leipzig (dpa) - Zunächst stand Ralf Rangnick mit seinem neuen Trainerstab und den Neuzugängen für ein Foto parat. Dann verschränkte er die Hände hinter dem Rücken und beobachtete die ersten Übungseinheiten seiner Bundesliga-Fußballer.
Nur dreieinhalb Stunden nach Bekanntgabe seiner neuen Funktion leitete der Sportdirektor die erste Übungseinheit von RB Leipzig, um sein Team auf die neue Saison vorzubereiten.
Der 60-Jährige will Wunschtrainer Julian Nagelsmann selbst den Weg für eine glorreiche Zukunft bei RB Leipzig ebnen. „Ich freue mich drauf, ich fühle mich top, auch energetisch richtig klasse“, sagte Rangnick, der klare Vorstellungen für die Spielweise seiner jungen Mannschaft hat. Weg vom dauerhaften Ballbesitz, wieder hin zum Hochgeschwindigkeitsfußball. „Die WM hat uns nochmal gezeigt: Ohne Tempo, ohne Tiefgang, ohne Hochschalten in den fünften, sechsten, siebten Gang, ohne in den Rücken der Abwehr zu kommen, gewinnst du heute noch nicht einmal gegen Panama oder Südkorea“, sagte der Schwabe.
Bevor Wunschtrainer Julian Nagelsmann ab kommenden Sommer das Zepter übernimmt, will Rangnick dem Euro-League-Teilnehmer wieder vermehrt die RB-DNA einimpfen. Dafür hat Sportdirektor Rangnick bereits eingekauft. Linksverteidiger Marcelo Saracchi vom argentinischen Rekordmeister River Plate sowie der französische Abwehrspieler Nordi Mukiele vom HSC Montpellier sind bereits fix. Im Angriff wurde der brasilianische Stürmer Matheus Cunha vom Schweizer Erstligisten FC Sion geholt. Alle drei wurden am Montag von rund 500 Fans bei ihren ersten Ballkontakten im RB-Trikot aufmerksam beobachtet. Drei weitere Spieler will Rangnick in seiner Funktionärs-Funktion noch verpflichten, einer soll Ademola Lookman sein, der im vergangenen halben Jahr bereits auf Leihbasis in Leipzig gespielt hatte.
Offen scheint plötzlich wieder die Personalie Emil Forsberg. Trotz des Machtworts von Rangnick zum Bleiben gleich nach Saisonschluss scheint Bewegung in die Sache zu kommen. Plötzlich heißt es beim Sportdirektor: „Wir wollen niemanden abgeben, das heißt aber nicht, dass es anders kommt. Wir wollen Emil gerne behalten, ob es nachher auch so kommt, müssen wir abwarten.“ In seinen Planungen sind auf jeden Fall noch zwei Offensivspieler mit drin.
Taktisch will Rangnick - wie die Engländer bei der WM - auch auf die Dreierkette zurückgreifen. „Wir wollen, was die Grundordnung betrifft, einiges Neues ins Portfolio nehmen. Die WM hat ja vieles von dem, wofür wir ja seit Jahren stehen, noch mal eindrucksvoll bestätigt“, meinte Rangnick. Für ihn haben „sich Mannschaften bei der WM verabschiedet, die glauben, dass allein Ballbesitz das Glückseligste ist. Es haben sich einige am Ballbesitz so ergötzt, dass sie erst dann gemerkt haben, oh, wir haben ja gar kein Tor geschossen, als das Spiel zu Ende war.“
Rangnick kehrt nach gut zwei Jahren wieder als Trainer zurück. „Es war eine Entscheidung, die reifen musste“, sagte er und verwies auf ein „bestmögliches Trainerteam“. Mit dem Amerikaner Jesse Marsch erhielt er den Wunsch-Co-Trainer, der durchaus hätte Cheftrainer werden können. Die fehlende Kenntnis der Bundesliga, der Mannschaft und der deutschen Sprache aber waren Gründe, warum der bisherige Chef der New York Red Bulls vorerst ins zweite Glied rückt.
Das erste Testspiel bestreitet RB Leipzig am 20. Juli, das erste Pflichtspiel unter Rangnick am 26. Juli auf dem angestrebten Weg in die Gruppenphase der Europa League gegen den Sieger des Erstrunden-
Duells FK Liepaja (Lettland) gegen BK Häcken (Schweden). „Ich kenne die Belastung einer Europa-League-Qualifikation aus meinem ersten Jahr auf Schalke. Das wird eine Herausforderung“, sagte Rangnick.
Kein Thema soll in dieser Saison Nagelsmann sein, der im kommenden Sommer von Hoffenheim nach Leipzig wechselt. „Wir werden bis zu diesem Zeitpunkt keine Fragen zu Julian Nagelsmann beantworten. Wir wünschen ihm für die Saison alles Gute“, sagte RB-Vorstandschef Oliver Mintzlaff. Die Rangnick-Lösung hält er für die „sinnvollste Entscheidung“. Mintzlaff wehrte sich aber gegen den Begriff Interims-
Lösung: „Wir sehen das nicht als Übergangsjahr. Wir wollen den erfolgreichen Weg fortsetzen.“