2:2 im Abstiegskampf: Freiburg feiert, Nürnberg hadert
Freiburg (dpa) - In die Statistik wird das 2:2 zwischen dem SC Freiburg und dem 1. FC Nürnberg als Unentschieden eingehen, doch gefühlt hatte dieses Spiel einen Sieger und einen Verlierer. Freiburg holte ein 0:2 auf und bekam dadurch noch mehr Auftrieb im Abstiegskampf.
Dieter Hecking reagierte auf den Einbruch seiner Mannschaft mit der wohl knappsten Analyse dieser Bundesliga-Saison. „Zwei Halbzeiten. Die erste für uns, die zweite für Freiburg. Gerechtes Unentschieden. Am Mittwoch geht's weiter. Dankeschön“, sagte der Trainer des 1. FC Nürnberg. Diese Erklärung war noch kürzer als Klaus Augenthalers legendäre 42-Sekunden-Pressekonferenz als Coach des VfL Wolfsburg und sie war Heckings ganz spezieller Versuch, seine Enttäuschung und Verärgerung über dieses Ergebnis zum Ausdruck zu bringen.
Seine Mannschaft hatte gerade bei einem direkten Konkurrenten im Abstiegskampf eine 2:0-Führung verspielt, was Verteidiger Per Nilsson deutlich unverblümter kommentierte als sein Chef. „Dass wir nach dem 2:0 noch 2:2 gespielt haben, fühlt sich wie ein verlorenes Spiel an. Das ist richtig ärgerlich und unnötig“, meinte der Schwede.
Unterm Strich war diese packende Partie ein Lehrstück für den gesamten Abstiegskampf. Wer sich zu sicher fühlt, wird bestraft, lautet eine der Botschaften. Die Nürnberger haben diese Erfahrung ähnlich wie der HSV schon im März gemacht, als drei Siege in Serie den Ausgangspunkt für vier Niederlagen am Stück bildeten. Am Samstag wiederholte sich das im Kleinen, der „Club“ lag nach Toren von Daniel Didavi (8.) und Tomas Pekhart (45.+2) schon scheinbar sicher vorn.
Auf der anderen Seite bewiesen die Freiburger, was alles möglich ist, wenn man sich von Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen lässt und als echte Einheit um jeden Meter des Spielfelds kämpft. Das 1:2 von Daniel Caligiuri (53./FE) und der 2:2 von Cedrick Makiadi (79.) waren der Lohn für eine „Energieleistung“ (Makiadi), die Teams wie der Sport-Club oder der FC Augsburg nun schon seit Januar zeigen.
„Schauen Sie sich diese Mannschaft an“, meinte Freiburgs Coach Christian Streich. „Sie kriegt kurz vor der Halbzeit das 0:2, ist in der Kabine richtig emotionalisiert und hat dennoch die Nerven bewahrt. Es ist eine Freude, mit dieser jungen Mannschaft arbeiten zu dürfen. Sie weiß nun, dass sie mit so einer Situation umgehen kann.“
Beide Trainer sind sich sicher, dass der Abstiegskampf mehr im Kopf als in den Beinen entschieden wird. Und so versuchte mit etwas Abstand auch Hecking, bloß keine allzu negative Stimmung aufkommen zu lassen. Schließlich geht es zügig weiter mit diesem nervenzehrenden Rennen um den Klassenerhalt - für seinen FCN gegen Schalke (Mittwoch) und für den Sport-Club in Berlin (Dienstag). „Unser Minimalziel haben wir erreicht. Wir wollten Freiburg hinter uns lassen“, sagte er. „Ich freue mich auf Schalke. Da haben wir die nächste Chance.“
Psychologisch gesehen ist sein Team allerdings im Nachteil gegenüber den Freiburgern, allen rhetorischen Kniffen Heckings zum Trotz. Der „Club“ steckt in einer Spirale: erst vier unglückliche Niederlagen, dann die Verletzungen von Leistungsträger wie Alexander Esswein und Adam Hlousek und nun der nächste, unnötige Rückschlag.
Die Breisgauer haben dagegen einen Lauf, wenn man einmal von der schweren Verletzung von Julian Schuster absieht. Der Kapitän brach sich bei einem Zusammenprall mit Pekhart Nasenbein und Oberkiefer und wird für den Rest der Saison ausfallen. Ansonsten ist die Mannschaft seit sechs Spielen ungeschlagen und hat im Abstiegskampf eine ganze Stadt mitgerissen mit ihrem forschen, leidenschaftlichen Stil. 24 000 Zuschauer kamen gegen Nürnberg. Sie feierten das 2:2 wie einen Sieg.