Ab auf die Wiesn: Bayern feiern Vereinsrekord
Sinsheim (dpa) - Die Profis des FC Bayern durften beim Oktoberfest die Beine unter die Biertische strecken und sich für einen Vereinsrekord feiern lassen.
Trainer Jupp Heynckes machte seinen Spielern nach dem 0:0 bei 1899 Hoffenheim - dem elften Pflichtspiel hintereinander ohne Gegentor - keine Maß-Gaben für den Wiesn-Besuch: „Das sind Spieler, die absolut professionell sind. Die wissen genau, was sie tun und lassen können“, sagte der Trainer, der selbst am Tisch mit Präsident Uli Hoeneß zusammen den Krug hob.
Am Vortag war der Bundesliga-Tabellenführer noch sichtlich geschafft gewesen. „Man hat heute allen angemerkt, dass wir müde waren“, meinte Kapitän Philipp Lahm. „Aber wir haben hart gearbeitet die letzten Wochen und Monate, da darf man sich auch mal belohnen.“
Manuel Neuer, der sich auf dem Oktoberfest in klassischer Lederhose und weißem Trachtenhemd zeigte, war beim ersten Remis der Münchner in dieser Saison vor 30 150 Zuschauern der heimliche Sieger: Der Nationaltorwart knackte die 1000-Minuten-Marke ohne Gegentor. Seit nun 1018 Zeigerumdrehungen musste er in Pflichtspielen nicht mehr hinter sich greifen. „Das ist kein Rekord von mir, das ist ein Rekord der Mannschaft“, sagte der für 22 Millionen Euro Ablöse vom FC Schalke gekommene Keeper.
Eine wahre Glanztat vollbrachte der 25-Jährige in der 22. Minute, als er einen Kopfball von Marvin Compper aus dem Winkel kratzte. „Er hat eine fantastische Ausstrahlung, und man hat gesehen, was er für ein ruhender Pol ist. Den Kopfball hält er sensationell, in absoluter Weltklassemanier“, lobte Sportdirektor Christian Nerlinger. Neuer selbst, der zuletzt oft kaum beschäftigt war, meinte lächelnd: „Das zeigt, dass ich nicht nur Statist bin auf dem Platz.“
Einem Sieg trauerte nur Holger Stanislawski hinterher. „Wir müssen das Spiel gewinnen, das ist so! In dieser Partie waren wir 65 Minuten die bessere Mannschaft“, ärgerte sich Hoffenheims Trainer. Die Bayern zogen zufrieden von dannen und haben auch im siebten Bundesliga-Spiel gegen den Emporkömmling aus Nordbaden nicht verloren. „Wir sind nicht davon ausgegangen, dass wir jetzt die restlichen Spiele alle zu null spielen und dann auch noch gewinnen“, sagte Nerlinger vier Tage nach dem 2:0 in der Champions League gegen Manchester City. „Man muss ein Riesenkompliment heute an die Mannschaft machen. Man hat gesehen, dass sie körperlich heute schwer zu kämpfen hatte, dass sie das aber getan hat, dass sie gegengehalten hat.“
Für Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte es auch „eine Qualität, dass wir da nicht verloren haben“. Ein bisschen Sorgen um die Frische der Spieler machen sich die Verantwortlichen dennoch, zumal eine Länderspielwoche ansteht. „Ich hoffe, dass dem Rechnung getragen wird bei den Verbänden, die bereits für die EM qualifiziert sind“, sagte Nerlinger. Er hofft auf Einsicht bei den Nationaltrainern seiner beanspruchten Akteure wie beispielsweise Franck Ribéry. Der Franzose machte zur Halbzeit Platz für Arjen Robben, der zum dritten Mal hintereinander nach seiner Schambeinentzündung nur eingewechselt wurde.
„Dass er heute nicht gespielt hat, war eine Entscheidung von uns beiden. Er hat gestern ganz klar gesagt, es ist besser, wenn er erst später reinkommt. Man hat heute gesehen, dass das noch nicht der Arjen Robben ist, den wir uns wünschen“, sagte Heynckes. Ex-Bayern-Profi Edson Braafheid hatte mit beiden Flügelflitzern wenig Mühe an diesem Tag.
Ribéry hatte nach Angaben von Heynckes mit einer Wadenverhärtung zu kämpfen. „Wir wollten nicht riskieren, dass er mit einem Muskelfaserriss ausgewechselt werden muss“, erklärte der Bayern-Coach. Am Sonntag ließ sich der Franzose in rot-weiß-kariertem Hemd dann wieder lachend an der Seite von Nerlinger oder Hoeneß ablichten.
Ungeachtet der Blessuren und Ermüdungserscheinungen beim Spitzenreiter hat man sich bei Titelverteidiger Borussia Dortmund bereits darauf eingerichtet, die Schale zum Saisonende wieder nach München zu schicken: „Die werden Meister - das ist so sicher wie das Amen in der Kirche“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.