Abstiegskampf pur: Die halbe Liga zittert
Frankfurt/Main (dpa) - Der Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga spitzt sich zu. Noch acht Clubs müssen um den Klassenverbleib bangen. In der heißen Phase greifen die Vereine zu verschiedenen Mitteln.
Doch für alle gilt: Es müssen Punkte her.
„Quälix“ Felix Magath scheuchte die Profis des VfL Wolfsburg selbst am Ostermontag über den Fitnesshügel, St. Paulis scheidender Trainer Holger Stanislawski reist mit dem „Kiez-Club“ in ein Kurz-Trainingslager - und beim 1. FC Köln geht es vor allem außerhalb des Platzes turbulent zu. Nach der Morddrohung eines anonymen Sprayers haben die Kölner Strafanzeige gestellt. „Hier wurden ganz klar Grenzen überschritten. Nach reiflicher Überlegung haben wir uns daher dazu entschlossen, die Staatsanwaltschaft einzuschalten“, sagte FC-Geschäftsführer Claus Horstmann.
Trotz der dritten Niederlage in Serie beim 1:4 in Wolfsburg und des bevorstehenden Derbys gegen den Tabellenzweiten Bayer Leverkusen durften „Poldi“ & Co. die Beine hochlegen. Die Ruhe ist jedoch trügerisch, denn den Ernst der Lage hat man am „Geißbockheim“ längst erkannt. „Wir stecken ganz tief drin im Abstiegskampf. Und angesichts dessen, wie wir die letzten drei Spiele verloren haben, wird es jetzt ganz schwer“, sagte Trainer Frank Schaefer.
Die Zuversicht nach zuvor sieben Heimsiegen in Serie ist verflogen. Stattdessen wächst die Verunsicherung in der Mannschaft. Der Trainer ist nach seiner zum Saisonende angekündigten Demission angeschlagen, die Fans sind unzufrieden und verärgert.
Dieser Unmut gipfelte über die Osterfeiertage in einer geschmacklosen Aktion. „Wenn ihr absteigt schlagen wir euch tot come on FC“ hatten Unbekannte an eine Werbebande auf dem Trainingsgelände gesprüht. „Das sind keine Fans. Das hat mit Menschenverstand nichts zu tun“, erklärte FC-Kapitän Lukas Podolski. Auch der Trainer reagierte verständnislos. „Das hat mich geschockt, das hat nichts mit Kritik zu tun“, sagte Schaefer.
Als Tabellen-14. mit 35 Punkten haben es die Kölner zumindest noch selbst in der Hand, den Klassenverbleib zu sichern. Viel prekärer ist die Lage am Hamburger Millerntor. Nach dem Absturz auf den letzten Platz ist der FC St. Pauli (29 Punkte) am Freitag im Abstiegsendspiel beim 1. FC Kaiserslautern (37) zum Siegen verdammt. Bei einer Niederlage gehen die Bundesligalichter auf dem Kiez nach nur einem Jahr wohl wieder aus, zugleich wären die „Roten Teufel“ gerettet.
St. Pauli-Trainer Holger Stanislawski, der wegen seines Wechsels zu 1899 Hoffenheim auf jeden Fall erstklassig bleibt, kniet sich voll in die Herkulesaufgabe Klassenverbleib hinein. „Wir haben die Chance, in den letzten drei Spielen noch einmal alles zu probieren. Dafür steht der FC St. Pauli“, betonte Stanislawski. Er fährt mit der Mannschaft daher einen Tag früher als geplant bereits am Mittwoch in die Pfalz.
Stanislawski hofft, dass sein Team gegen die fast schon geretteten Lauterer wie beim 1:0-Heimsieg in der Hinrunde eine längere Durststrecke beenden kann. „Dieses Erlebnis aus der Hinrunde ist ein gutes Omen“, meinte der Kulttrainer, dessen Mannschaft nach nur einem Punkt aus neun sieglosen Begegnungen die Wende braucht.
Neue Hoffnung haben Borussia Mönchengladbach (29 Punkte) und Wolfsburg (32) durch die Siege am Oster-Wochenende getankt. Bei den „Fohlen“ hat der frühere Fußball-Nationalspieler Stefan Effenberg erneut seine konstruktive Mitarbeit angeboten. „Ich habe bei meinem Abschiedsspiel nicht umsonst gesagt, dass ich zur Verfügung stehe, wenn es dem Verein nicht gut geht“, sagte Effenberg am Dienstag.
Eine von Anhängern des Clubs gegründete Interessengemeinschaft „Initiative Borussia“ will mit einer Satzungsänderung bei der Jahreshauptversammlung im Mai „professionellere Strukturen“ im Verein schaffen. Dabei soll Effenberg eine zentrale Rolle spielen. „Wir sind der Meinung, dass es Borussia nicht gut geht. Wir wollen Stefan Effenberg nicht nur als Sportdirektor, sondern auch als Vorsitzenden der Geschäftsführung verpflichten“, sagte Norbert Kox, Sprecher der Initiative.
Wer in Wolfsburg das Sagen hat, ist klar: Felix Magath. Der Coach lässt die Zügel vor dem wichtigen Auswärtsspiel bei Werder Bremen (38 Punkte) nicht schleifen. Doch auch Werder benötigt noch einen Zähler, um sicher in der Bundesliga zu bleiben. Deshalb lehnt Clubchef Klaus Allofs alle Glückwünsche zum Klassenverbleib weiter ab.
Bei Eintracht Frankfurt (34) stimmt Christoph Daum seine Spieler gewohnt emotional auf das Rhein-Main-Derby beim FSV Mainz 05 ein. „Wir müssen schauen, wie wir in den letzten Spielen das Optimum aus den vorhandenen Potenzialen machen. Alles andere ist Jammern, Weinen, Beklagen. Dafür bekommen wir kein Tor, keinen Punkt. Das bringt uns nicht weiter“, sagte Daum. Zittern muss auch noch der VfB Stuttgart (36), der in Hoffenheim ebenfalls vor einem brisanten Derby steht.