Oenning vor Vertrag - HSV-Profis auf Bewährung

Hamburg (dpa) - „Heute oder morgen“: Aufsichtsratschef Ernst-Otto Rieckhoff hat den Zeitpunkt des Vertragsvollzuges mit Michael Oenning als Frage von Stunden bezeichnet.

Der neue Chefcoach plant derweil schon eifrig die Zukunft des Hamburger SV, dessen Fußball-Profis nach der praktisch erneut verpassten Europa-League-Teilnahme in den noch drei Bundesliga-Saisonpartien auf Bewährung spielen. Auch Oenning wird sich beim Neuaufbau bewähren müssen, genießt aber offenbar uneingeschränktes Vertrauen. „Ich persönlich bin voll überzeugt, dass er für unsere zukunftsgerichtete Vereinspolitik genau der richtige Mann ist“, sagte Rieckhoff der Nachrichtenagentur dpa.

Dass der Aufsichtsrat das von HSV- und Trainer-Seite bereits abgesegnete Vertragswerk mit erhöhten Konditionen und verlängerter Laufzeit bis 2013 noch einmal gegenprüft, nannte Rieckhoff eine „reine Formalie“. Am Dienstag oder Mittwoch werde Vollzug erwartet.

Oenning hielt sich nach dem deprimierenden 0:3 in Stuttgart nicht lange mit Erklärungen auf, sondern begann umgehend mit der Planung für die neue Saison. Seine Spieler nahm er dabei in die Pflicht. „Ich werde genau hingucken, wer uns helfen und sich anbieten will“, sagte der 45 Jahre alte Hoffnungsträger des Traditionsclubs mehreren Hamburger Zeitungen. Gut sechs Wochen nach der Übernahme des Amts von Armin Veh fällt das Fazit des Fußball-Lehrers für die hochbezahlte HSV-Mannschaft ernüchternd aus: „Es liegt nicht an der individuellen Qualität der Spieler. Wir haben ein Mentalitätsproblem.“

Damit brachte Oenning das HSV-Manko auf den Punkt: Im 48 Millionen Euro pro Jahr kostenden Kader stehen zwar viele gute bis sehr gute Einzelspieler, sie bilden aber keine Einheit und ließen in der Vergangenheit auch oft den Teamgeist vermissen. „Wir haben keine Ausgewogenheit im Kader“, kritisierte Oenning die Zusammenstellung der Mannschaft, die als die teuerste der HSV-Geschichte gilt. Und kündigte als Konsequenz erneut an: „Die Gruppe wird sich verändern.“

Die Kosten für den Kader müssen dabei um ein Viertel auf rund 35 Millionen Euro gesenkt werden. Dass der vom künftigen Sportdirektor Frank Arnesen angekündigte Umbruch von Oenning mitgetragen wird, war ein Grund für dessen Beförderung. Einig sind sich Arnesen und Oenning auch, dass der Kader verkleinert und verjüngt werden muss. Das befürwortet auch die Clubführung mit Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow an der Spitze. Jarchow sagte dem „Kicker“ (Dienstag): „Wir müssen eine Mannschaft haben und nicht nur Namen zusammenstellen.“