Abteilung Attacke: Hoeneß kritisiert BVB-Boss Watzke
München (dpa) - Statt Glückwünschen für den designierten Meister gab es heftige Schelte. Nur einen Tag nach dem vermeintlichen Knockout des FC Bayern München im Titel-Zweikampf mit Borussia Dortmund blies Uli Hoeneß zur Attacke.
Den emotionalen Auftritt des Münchner Präsidenten am Sonntag bei „Sky 90“ erlebte Hans-Joachim Watzke staunend vor dem heimischen Fernseher. „Keine Ahnung, was den Uli da geritten hat“, kommentierte der BVB-Geschäftsführer. Auf die Vorwürfe des für seine rhetorische Spitzen bekannten Münchners reagierte Watzke gelassen: „Jeder kann unsere Zahlen in den Geschäftsberichten nachlesen. Ich erzähle keine Märchen.“
Rund einen Monat vor dem Pokalfinale schürte Hoeneß die Rivalität zwischen den beiden Branchenführern. Vor allem dessen Vorwürfe, wonach die Ausgaben des aufstrebenden Revierclubs für den Profikader höher als kommuniziert seien, sorgten in Dortmund für Verwunderung. „Die Märchen, die Herr Watzke erzählt, mit seinen 45 Millionen Personalkosten. Die kann er denen erzählen, die keine Ahnung haben“, hatte Hoeneß moniert.
Den Vorhaltungen von Hoeneß wollte der BVB-Chef keine allzu große Bedeutung beimessen: „Ich habe keine Lust, mich an solchen Diskussionen zu beteiligen. Ich schätze Uli Hoeneß nach wie vor, daran werden auch die jüngsten Äußerungen nichts ändern“. Die Anspielung von Hoeneß, dass Watzke Gefahr laufe, „zum zweiten Willi Lemke“ zu werden, amüsierten den Unternehmer aus dem Sauerland: „Das ist wirklich lustig. Mich hat noch nie jemand des Sozialismus verdächtigt.“ Mit dem ehemaligen Manager des Ligakonkurrenten Werder Bremen und späteren SPD-Politiker Lemke hatte sich Hoeneß in der Vergangenheit eine Dauerfehde geliefert.
Es passte ins Bild, dass Hoeneß vor laufenden Kameras laut über den Verkauf seiner BVB-Wertpapiere nachdachte. „Die Aktie kannst du an die Wand kleben. Ich werde die Aktien demnächst verkaufen. Ich war als Aktionär enttäuscht, weil die Aktie, nachdem sie uns geschlagen haben, nicht gestiegen, sondern gefallen ist. Das ist ein schlechtes Zeichen.“
Der Bayern-Präsident attestierte der Borussia zwar eine famose Saison, kritisierte aber das schwache Abschneiden des Konkurrenten in der Champions League. „Bei aller Liebe, was die Dortmunder im Moment haben, sie haben, glaube ich, etwas hungrigere Spieler, aber sie haben keine Weltklassespieler“, befand er. „Die Dortmunder bekommen von mir erst dann den Ritterschlag, wenn sie eine Supersaison in der Bundesliga gespielt haben und im internationalen Wettbewerb erfolgreich spielen.“
Für den Rückgewinn des vierten deutschen Startplatzes in der Champions League habe in den vergangenen Jahren vor allem der FC Bayern gesorgt. „Ich nehme den BVB im Moment schon sehr ernst als Konkurrenz für die Zukunft. Noch sehe ich aber keine ganz große Gefahr für Bayern München“, kommentierte Hoeneß selbstbewusst.
Selbst der Münchner Ehrenpräsident Frank Beckenbauer, der als TV-Experte den Bayern-Profis in der ersten Halbzeit des Gipfels in Dortmund eine schwache Leistung attestiert hatte, bekam sein Fett ab: „Die Fans hatten den Eindruck, dass der Franz in der ersten Halbzeit eine leichte Schwächephase hatte, weil er aus der Sicht der Fans zu kritisch mit der Mannschaft umgegangen ist“, klagte Hoeneß im Beisein von Beckenbauer.