Otto Rehhagel ergreift den allerletzten Strohhalm
Nach dem 3:3 in Leverkusen glaubt der Altmeister weiter an die Erstliga-Zukunft der Hertha.
Leverkusen. Dem Altmeister ist jede Antwort lästig. Man kann bei Fragen kaum noch gelangweilter aus den Augen schauen als Otto Rehhagel. Als wollte er sagen: Habe ich doch alles schon hundert Mal gehört, alles nichts Neues. Und widerwillig lässt sich der Hertha-Cheftrainer von seinem hektischen Pressesprecher zu einem weiteren Interview überreden.
Die Arroganz des 73-Jährigen nervt. Aber beim 3:3 (0:1) in Leverkusen hat Rehhagel alles richtig gemacht. In der 54. Minute wechselte Rehhagel Tunay Torun und den Ex-Leverkusener Pierre-Michel Lasogga ein. Lasogga traf per Kopf zum 1:2 (63.), Torun zum Ausgleich und zur erstmaligen Führung des Abstiegskandidaten (77.), die Stefan Kießling mit seinem zweiten Tor sechs Minuten vor dem Ende nochmals ausglich. Für die Bayer-Führung kurz vor der Pause hatte André Schürrle gesorgt.
„Ich habe der Mannschaft in der Halbzeit gesagt, wir sind hier nicht chancenlos. Die Mannschaft hat das im zweiten Durchgang sehr gut gemacht und gezeigt, dass wir weiter an uns glauben“, sagte Rehhagel. Und selbst Herthas glückloser Manager Michael Preetz, der beim Stand von 0:2 wie ein Häufchen Elend auf der Bank kauerte, fand in die Wirklichkeit zurück. „Unsere einzige Chance ist die Relegation. Unser Gegner im Abstiegskampf ist ganz klar der 1. FC Köln.“ Kapitän Lewan Kobiaschwili, der nach einem Foul an Eren Derdiyok die Rote Karte gesehen hatte, meinte: „Ich glaube weiter an Hertha. Die Mannschaft hätte in Unterzahl das Spiel fast noch gedreht.“
Bayer-Kapitän Simon Rolfes nannte das 3:3 „ausgesprochen ärgerlich“: „Wir haben Hertha wieder ins Spiel gebracht.“ Und daran war Rolfes maßgeblich beteiligt, als er nach dem Foul von Kobiaschwili beim Strafstoß an Herthas Torwart Thomas Kraft scheiterte.
Bayer-Sportchef Rudi Völler hat trotz verkorkster Saison den Glauben an das internationale Geschäft noch nicht verloren. „Mit drei Punkten hätten wir einen Riesenschritt nach Europa machen können. Jetzt müssen wir eben noch ein, zwei Spieltage warten.“ Es hörte sich fast so an, als wäre er nur froh, dass diese Saison bald beendet ist.