Ärger beim HSV: Aogo nach Mallorca-Trip Streichkandidat
Hamburg (dpa) - Auch nach zwei freien Tagen war die Stimmung beim HSV mies - auf und neben dem Fußballplatz. Die 1:5-Abreibung gegen Hoffenheim wirkte immer noch nach.
Club-Idol Horst Hrubesch und Gönner Klaus-Michael Kühne forderten Strukturänderungen, Nationalspieler Dennis Aogo drohte wegen seines Kurzausflugs nach Mallorca sogar aus dem Kader für das Spiel gegen Hertha BSC zu fliegen. Trainer Thorsten Fink war beim Lauftraining vor knapp 50 missmutigen Fans wieder einmal als Krisenmanager gefragt - und der Coach versuchte erst gar nicht, seinen Ärger über Aogo zu verstecken.
„Aogo schadet sich selbst damit. Er verliert Kredit bei der Mannschaft“, meinte Fink. Natürlich könne Aogo seine freien Tage auch frei gestalten - müsse dann aber auch die Konsequenzen tragen. „Wir geben nicht zwei Tage frei, damit einer nach Mallorca fliegt, sondern damit jeder überlegt, wie er besser werden kann“, schimpfte Fink weiter. Nur einen Tag nach dem Heimdebakel des Hamburger SV war Aogo laut der „Bild“ auf die Ferieninsel geflogen - angeblich, um seinen Berater nach dessen Hochzeit zu besuchen. Fink hatte den Profis zuvor zwei trainingsfreie Tage verordnet.
Was ist nur los mit dem HSV? „Es sind zu viele, die es einfach nicht können - und es machen“, sagte Hrubesch, Trainer der deutschen U-21-Junioren und 1983 mit dem HSV Europapokalsieger der Landesmeister, bei Servus TV und schob gleich einen Verbesserungsvorschlag nach: „Es muss auf die Schnelle auch was passieren; die ganze Struktur beim HSV stimmt nicht. Ich glaube, dass die 83er auch heute sich hundertprozentig zur Verfügung stellen würden.“ Und anderem im Team damals: Felix Magath, derzeit ohne Job im Fußball.
Für personelle Veränderungen in der Club-Führung machte sich auch Milliardär Kühne stark. „Im Moment ist für mich ein weiteres Engagement kein Thema. Erst mit neuen Strukturen und den richtigen Leuten kommt das für mich wieder infrage“, sagte er der „Schweizer Illustrierten“. Kühne hatte unter anderem die Finanzierung von Kapitän Rafael van der Vaart ermöglicht, in dem er dem klammen HSV ein Darlehen von mehreren Millionen Euro zur Verfügung stellte.
Fink versuchte sich unterdessen auf das Sportliche zu konzentrieren und den Blick nach vorne zu richten. „Ich möchte die Mannschaft nach zwei Spielen nicht völlig durcheinanderwerfen. Es deutet vieles darauf hin, dass wir auch einmal eine Mannschaft gern einspielen lassen würden“, sagte er. Dennoch nahm der Trainer seine Spieler in die Pflicht: „Jeder muss einen Meter mehr machen.“
Für die lautstarke Kritik der HSV-Fans zeigte Fink Verständnis: „Die Fans bezahlen viel Geld und dürfen ihrem Unmut freien Lauf lassen.“ Bei der blamablen Leistung gegen Hoffenheim hatte sich unter anderem van der Vaart bei seiner Auswechslung ein Pfeifkonzert anhören müssen.
Gegen den Überraschungsaufsteiger aus Berlin müsse nun eine Wiedergutmachung her, meinte Fink - und eine wesentlich bessere Abwehrleistung. Am besten zu Null. „Ich kann auch nur reden“, meinte Fink. „Zaubern kann ich nicht.“