Bayern-Kapitän hört auf Alleskönner und Titeljäger: Schlaglichter der Lahm-Karriere
München (dpa) - Philipp Lahm beendet nach fast anderthalb Jahrzehnten seine herausragende Laufbahn als Fußball-Profi. Am Samstag wird der Kapitän des FC Bayern München am letzten Spieltag der Saison in der Allianz Arena verabschiedet.
Er wird nach dem Spiel gegen den SC Freiburg zum fünften Mal als Kapitän die Meisterschale in Empfang nehmen - das ist Clubrekord (so oft wie Klaus Augenthaler). Die Deutsche Presse-Agentur nennt ausgewählte Karriere-Stationen:
DEBÜT: Der FC Bayern hat am 13. November 2002 keine Chance mehr auf das Weiterkommen in der Gruppenphase der Champions League, zwei Nachwuchskräfte dürfen auch deshalb als Joker ran. Ottmar Hitzfeld wechselt gegen den RC Lens zuerst Bastian Schweinsteiger und kurz vor dem Spielende auch Philipp Lahm ein. Eine große Karriere beginnt, alleine für den FC Bayern werden es 44 399 Einsatz-Minuten.
TITELJÄGER: Mit den Münchnern wurde er achtmal deutscher Meister und sechsmal DFB-Pokalsieger, 2013 gewann er auch die Champions League. Mit acht Titeln in der Bundesliga ist Lahm Rekordmeister, zusammen mit Bastian Schweinsteiger, Oliver Kahn und Mehmet Scholl. 331 Bundesligaspiele, 54 Partien im DFB-Pokal, 118 im Europapokal und insgesamt 516 Pflichtspiele für den FC Bayern weist die Bilanz des Club-Weltmeisters von 2013 auf.
SCHWARZE STUNDE: Einen tränenreichen Abend erlebt Lahm ausgerechnet im Heimstadion. Im „Finale dahoam“ geht der Henkelpott am 19. Mai 2012 nach Elfmeterschießen an den FC Chelsea. Lahm verwandelt seinen Elfmeter zum 1:0 - aber das reichte nicht.
GRÖSSTER TRIUMPH: Als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft feiert Lahm am 13. Juli 2014 den größten Abend seiner Karriere. Nach dem epochalen 7:1 im Halbfinale gegen WM-Gastgeber Brasilien wird im Endspiel Argentinien 1:0 bezwungen. Am Tag danach teilt er Bundestrainer Joachim Löw seine Entscheidung mit, die DFB-Laufbahn zu beenden. Zweimal wird Lahm WM-Dritter, das EM-Finale 2008 verliert die deutsche Auswahl.
ALLROUNDER: Als Linksverteidiger erzielt Lahm beim Sommermärchen 2006 das erste Turniertor und damit einen seiner nur fünf Treffer in 113 Länderspielen. Auf eigenen Wunsch wechselt er später auf die Rechtsverteidigerposition. Die Beförderung später unter Bayern-Coach Pep Guardiola ins Mittelfeld gefällt Lahm. „Philipp Lahm kann zehn Positionen spielen - nur nicht die von Manuel Neuer“, sagt der katalanische Starcoach damals. Den geliebten neuen Posten nun auch im DFB-Mittelfeld gibt Lahm dann während der WM 2014 auf. Deutschland wird Weltmeister - mit Lahm als Rechtsverteidiger.
STRAFE: Als sehr fairer Fußballer wird Lahm nur selten verwarnt. Zwischen September 2014 und Oktober 2015 bleibt er in der Bundesliga sogar ohne Foul. In zwölf Jahren Bundesliga mit den Bayern musste er nie eine Sperre absitzen. Insgesamt sah er nur 20 Gelbe Karten, nie mehr als drei pro Saison. Eine saftige Geldstrafe kassiert er allerdings einmal wegen eines nicht mit dem Verein abgesprochenen Zeitungs-Interviews. 50 000 Euro sollen ihn die Aussagen zur Transferpolitik und zur Spiel-Philosophie gekostet haben.
KEIN TORJÄGER: 16 Pflichtspieltreffer erzielte Lahm insgesamt für den FC Bayern. Ein einziges Mal gelang ihm sogar ein Doppelpack. Am 18. Oktober 2014 steuerte er zwei Treffer zum 6:0-Sieg gegen Bremen bei. 11 seiner 12 Bundesliga-Tore für Bayern erzielte er in der zweiten Halbzeit und mit dem rechten Fuß. Nur einmal traf er mit links, nie per Kopf. In der Champions League traf Lahm nie. Kein anderer Feldspieler blieb in der Königsklasse so lange ohne Torerfolg.
ÜBERRASCHUNG: Immer Leistungsträger und ein Allesgewinner im deutschen Fußball - und trotzdem fehlt ihm eine Auszeichnung. „Fußballer des Jahres“ wurde Lahm noch nie. Zum Karriereende in diesem Sommer würde die Ehrung diesmal ganz gut passen.