Bayerns 90-Tage-Endspurt Ancelottis Versprechen zum 1000. Spiel
München (dpa) - Für sein 1000. Pflichtspiel auf der Trainerbank hat sich Carlo Ancelotti eines fest vorgenommen. Bei seinem großen Jubiläum im Bundesliga-Klassiker des FC Bayern München gegen den Hamburger SV will der Italiener sich auf keinen Fall zu einer weiteren Unbeherrschtheit hinreißen lassen.
Die immer noch diskutierte Mittelfinger-Geste des 57-Jährigen soll einmalig bleiben. „Es ist das letzte Mal gewesen, dass jeder meinen Finger sehen konnte“, verkündete der Starcoach, der normalerweise kein Vulkan am Spielfeldrand ist. „Das darf nicht passieren“, sagte er am Freitag reumütig. Er sei nach dem 1:1 gegen Hertha BSC aber auch das erste Mal in einem Stadion bespuckt worden. Trotzdem müsse er seine Emotionen kontrollieren, versprach er für die Zukunft.
Die Vorfälle rund um das späte Ausgleichstor der Bayern vor einer Woche in Berlin hallen und wirken nach. Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge nahm sie sogar zum Anlass, um vor einem Sittenverfall im deutschen Fußball zu warnen. „Mir gefällt nicht, was derzeit in den Bundesligastadien vor sich geht. Ich habe das Gefühl, dass die Verrohung, die wir in vielen Bereichen unserer Gesellschaft beobachten, zunehmend auch den Fußball heimsucht. Das ist ein Phänomen, das es in diesem Ausmaß so noch nicht gegeben hat“, schrieb Rummenigge im Vorwort des Stadionmagazins zum HSV-Heimspiel.
Gegen die Hamburger wollen es die Bayern erst gar nicht zu einem emotionalen Spielende kommen lassen. Die jüngste Statistik sprich jedenfalls nicht dafür, dass der Tabellenführer ein Last-Minute-Tor benötigen sollte. Die letzten sieben Heimspiele haben die Bayern alle gewonnen - meist sogar richtig hoch: 37:3 Tore lautet die Ausbeute.
Der 591. Sieg für Ancelotti im 1000. Spiel scheint programmiert. Allerdings tritt der HSV aktuell stärker und gefestigter in München an als in den Vorjahren. „Hamburg hat gegen Leipzig gewonnen. Sie sind im Moment eine gefährliche Mannschaft“, mahnte Ancelotti.
Allerdings beginnt gerade die „Ancelotti-Jahreszeit“, wie Rummenigge betonte, jene Monate, „in der seine Mannschaften wichtige Erfolge eingefahren haben“. Jetzt gilt's, bestätigte Ancelotti seinen Chef: „Es sind nur noch 90 Tage bis zum Ende der Saison. In diesen 90 Tagen müssen wir unser Bestes zeigen. Jedes Spiel kann jetzt entscheidend sein für die gesamte Saison“, erklärte der Trainer.
Die Voraussetzungen für den 90-Tage-Endspurt sind gut. Gegen den HSV steht auch Franck Ribéry nach vier Wochen Wettkampfpause wieder zur Verfügung. „Ribéry ist bereit. Er kann auf der Bank starten“, sagte Ancelotti. Xabi Alonso wird dagegen nach leichten Adduktorenproblemen fehlen. Der Spanier wird am Mittwoch im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den FC Schalke 04 dringender gebraucht. „Im Moment ist nur noch Boateng verletzt, das ist gut für uns“, bemerkte Ancelotti.
Der Italiener freut sich auf sein Jubiläumsspiel. Er könne sich noch an jede seiner bisherigen 999 Partien als Chefcoach erinnern. Los gegangen sei es am 27. August 1995 als Trainer des AC Reggiana. Es sei ein „enttäuschendes“ 0:0 in Italiens zweiter Liga gegen Palermo gewesen. Mehr als 20 Jahre ist das her, und der inzwischen ergraute Ancelotti meinte scherzhaft: „Ich bin bereit für die nächsten 1000.“