Arnesen vor dem Aus - HSV-Interesse an Schmadtke

Hamburg (dpa) - Sportdirektor Frank Arnesen soll vor dem vorzeitigen Aus beim Fußball-Bundesligisten Hamburger SV stehen.

Eine frühzeitige Verlängerung des mit knapp zwei Millionen Euro Jahresgehalt dotierten und bis 2014 laufenden Vertrags soll im HSV-Aufsichtsrat nach übereinstimmenden Medienberichten vom Tisch sein. Zu teure Einkäufe und kein Konzept im Nachwuchsbereich werden dem 56 Jahre alten Dänen vorgeworfen. Angeblich soll es schon Gespräche mit Kandidaten für die Nachfolge gegeben haben. Erster Kandidat soll DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig sein. Der ehemalige Manager von Hannover 96, Jörg Schmadtke, bestätigte der „Bild“-Zeitung das Interesse des Vereins.

„Der HSV ist ein großer, traditionsreicher Club. Das ist ein interessanter Verein, keine Frage. Allerdings kann man nicht so tun, als wenn da keiner mehr im Amt wäre“, sagte Schmadtke, dessen Familie in Hannover lebt. Eine Anfrage aus Düsseldorf habe es nicht gegeben.

„Man muss bedenken, wo wir hergekommen sind, vor zwei Jahren hatten wir ein Team mit einem Durchschnittsalter von 30+, jetzt ist unser Team im Schnitt 24,5 Jahre alt. Wir mussten einen Umbruch machen“, sagte Arnesen, der mit der Mannschaft zu einer dreitägigen Abschlussreise nach Neuruppin in Brandenburg gefahren ist, um mit einigen Profis über Vertragsverlängerungen und Abgänge zu sprechen.

Nach Informationen des „Hamburger Abendblatts“ soll sich der Aufsichtsrat bei der Personalie Jaroslav Drobny querstellen, dem Arnesen einen zu teuren Vertrag angeboten hat. Der tschechische Ersatztorhüter wird derzeit mit 1,7 Millionen Euro entlohnt, soll von Juli an zwar nur noch 960 000 Euro bekommen, aber auch einen sehr gut dotierten Anschlussvertrag als Trainer im Nachwuchsbereich.

Das ist dem klammen HSV, der wegen des erwarteten Minus in der Bilanz im zweistelligen Millionenbereich in allen Abteilungen rigoros spart, zu viel. Angeblich soll es schon im vergangenen Herbst Gespräche mit Rettig gegeben haben, als Arnesen wegen Unregelmäßigkeiten bei Transfers in der Kritik stand.

Der Aufsichtsrat, der sich nach dem Abschied von Dietmar Beiersdorfer 2009 viel zu viel Zeit für die Nachfolgesuche gelassen hatte, will dieses Mal besser vorbereitet sein. Zwar würde eine Trennung von Arnesen auch noch einmal etwa zwei Millionen Euro kosten, dafür hätte man aber dann mit Rettig einen Experten, der besonders in Freiburg und Augsburg bewiesen hat, dass er für kleines Geld gute Leute holen kann. Falls Rettig absagt, könnte Schmadtke ins Spiel kommen.

Schon bei der Aufsichtsratssitzung am 30. Mai, wo der Vorstand den Stand der Verhandlungen mit Vermarkter Sportfive und eine mögliche Millioneneinnahme verkünden will, könnte es auch in der Besetzung der wichtigen Personalie des Sportchefs bereits Konkretes geben.