Aufsteiger Darmstadt überrascht die Liga

Dortmund (dpa) - Der Wahnsinn wird bei Darmstadt 98 zur Methode. Mit dem 2:2 bei Borussia Dortmund hat der Aufsteiger das nächste Schwergewicht der Branche aus dem Gleichgewicht und die letzten Spötter zum Verstummen gebracht.

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„Hier sind schon viele leer ausgegangen, wir aber haben einen Punkt“, stellte „Lilien“-Trainer Dirk Schuster mit einem breiten Grinsen im Gesicht fest. Nach dem Durchmarsch von der 3. Liga in die Bundesliga wurden die Südhessen vor dem ersten Spieltag viel belächelt. Der Konkurrenz ist das Lachen aber längst vergangen. Nur Rekordmeister Bayern München vermochte den widerspenstigen Neuling bisher in die Knie zu zwingen. Top-Clubs wie Schalke, Leverkusen und nun Dortmund bissen sich gegen die auswärts noch unbezwungenen Darmstädter dagegen die Zähne aus.

„Ich bin sehr stolz auf meine Spieler“, bekannte Schuster. Schon längst wird sein Team nicht mehr als neues Tasmania Berlin gehandelt, das 1965/66 mit acht Zählern (zehn nach der Drei-Punkte-Regel) abstieg und immer noch den Bundesliga-Minusrekord hält.

Zehn Punkte haben die „Lilien“ schon jetzt auf ihrem Konto und damit so viele wie nie zuvor zu diesem Zeitpunkt. „Mentalität schlägt Qualität. Diesen Leitsatz leben wir brutal“, kommentierte Mittelfeldmann Peter Niemeyer mit zugeschwollenem Auge das Erfolgsrezept.

In Dortmund stellte der Neuling neben Einsatz, Leidenschaft und unermüdlicher Laufbereitschaft erneut auch seine mentale Stärke unter Beweis. Wie schon beim 2:1 gegen Werder Bremen fünf Tage zuvor ließ sich die Schuster-Truppe von einem Rückstand nicht beeindrucken.

Nach dem Super-Volley von Marcel Heller zum 1:0 (17.) („Der kann genauso 20 Meter über das Tor fliegen“) drehte Pierre-Emerick Aubameyang mit seinem Doppelpack (63./71.) die Partie, ehe Aytac Sulu in letzter Minute zum Ausgleich traf und die 8000 mitgereisten Fans in Ekstase versetzte. „Wir haben uns wieder in jeden Zweikampf geworfen und bis zur letzten Sekunde gefightet. Das 2:2 ist famos“, erklärte der gefeierte Torschütze.

Für Heller war das Remis beim BVB „ein Bonuspunkt“, für Jan Rosenthal „ein gefühlter Sieg der Moral für uns“. Egal, wie man es nennen will - für Darmstadt geht das Fußballmärchen weiter. Auswärts sind außer den „Lilien“ und Mit-Aufsteiger Ingolstadt nur die Bayern und der BVB noch unbesiegt.

Am Freitag kommt der FSV Mainz 05 ins altehrwürdige Stadion am Böllenfalltor, das inzwischen fast schon Kult-Status genießt. In dem kleinen Derby - beide Städte liegen Luftlinie nicht einmal 35 Kilometer auseinander - müssen sich die Rheinhessen auf einiges gefasst machen. Florian Jungwirth kündigte den Gästen schon mal einen heißen Tanz an: „Nach so einem Kampf heute und so einer Belohnung am Schluss, da kriegst du gefühlt ein breites Kreuz wie Cristiano Ronaldo.“