Bundesliga Serientäter auf Gerd Müllers Spuren

Robert Lewandowksi hat es schon wieder getan. Nach fünf Toren gegen Wolfsburg traf der Bayern-Stürmer beim 3:0 in Mainz doppelt.

Mainz. Als Robert Lewandowski dann irgendwann doch noch aus der Kabine kam, herrschte plötzlich Gedränge in der Interview-Zone des Mainzer Stadions. Der 3:0-Erfolg des FC Bayern München bei Mainz 05 war bereits lange vorbei, aber keiner der Journalisten war schon gegangen. Jeder wollte noch ein paar Sätze aus dem Mund des 27 Jahre alten Torjägers hören, der erneut zum Mann des Tages geworden war.

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Für Lewandowski sind diese Interview-Marathons mittlerweile fester Bestandteil seines Arbeitstages. Derzeit muss der Pole fast nach jedem Spiel einen neuen Rekord erklären. Bereits am Dienstag hatte Lewandowski mit seinen fünf Toren in neun Minuten gegen Wolfsburg für gleich drei Bestmarken in der Fußball-Bundesliga gesorgt. Nun in Mainz hatte der Serientäter erneut zugeschlagen und seine Bayern mit zwei Treffern auf die Siegerstraße gebracht.

Weil sein fulminanter Kopfball zum 1:0 gleichzeitig sein 100. Bundesligator war, hatte sich Lewandowski vorher extra ein T-Shirt mit der Zahl bedrucken lassen, das er beim Jubel danach stolz in jede Kamera zeigte. „Ich wusste nicht, ob ich heute ein Tor schieße, aber man muss immer positiv denken und daran glauben“, rechtfertigte der Mittelstürmer die Aktion, die für ihn eigentlich ungewöhnlich ist. Denn der zurückhaltende Privatmensch Robert Lewandowski hat mit dem eiskalten Torjäger, den die „Süddeutsche Zeitung“ dieser Tage einen „fast schon unverschämt kompletten Stürmer“ nannte, nicht viel gemein. Entsprechend wollte er sich auch nicht an der Diskussion um Gerd Müllers 40-Tore-Rekord beteiligen.

Eine Diskussion, die zwar immer aufkommt, wenn ein Stürmer zu Saisonbeginn einen Lauf hat. Dieses Mal könnte die historische Marke aus der Saison 1971/1972 aber wirklich fallen. Zehn Tore hat Lewandowski nach sieben Spieltagen bereits. Obwohl er nur bei sechs Spielen auf dem Platz stand. Darauf angesprochen, wiegelte der bescheidende Torjäger allerdings gleich ab: „Nein, nein. Wir müssen ruhig bleiben. Ich werde immer Gas geben, aber ich habe keine Ahnung, wie viele Tore es am Ende werden.“

Ob es wirklich 40 werden, steht in den Sternen. Möglich ist das aber definitiv. Denn selbst, wenn er wie in Mainz komplett aus dem Spiel ist und in der ersten Hälfte nur fünf Ballkontakte und keinen Torschuss auf dem Statistikzettel stehen hat, kann Lewandowski mit zwei Toren immer noch zum entscheidenden Mann werden. „Das passt ja zu den typischen Torjägern, dass du das Gefühl hast, dass einer wenig Ballkontakte hat und nicht richtig im Spiel ist - und schwupps liegen die Dinger im Körbchen“, sagte Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer, der nach dem siebten Sieg im siebten Spiel dermaßen gut gelaunt war, dass er eine humoristische Ader an sich entdeckte: „Lewy ist jetzt in der Krise. Er hat heute nur zwei Tore gemacht. Aber wir drücken mal ein Auge zu.“

Dass diese wieder in der zweiten Hälfte fielen, ist ein Phänomen in dieser Saison. Vor der Pause klappt bei den Bayern gerade wenig. 4:3 lautet das Torverhältnis der Münchener vor dem Wechsel, 19:0 danach. Was wiederum an Lewandowski liegt, der sämtliche zehn Tore nach der Pause erzielte. Dem Stürmer selbst ist das relativ egal. Er interessierte sich nach dem Spiel in Mainz gleich für die kommenden Aufgaben.

Am Dienstag kommt Dinamo Zagreb in der Champions League, am Sonntag treffen die Bayern im Bundesliga-Topspiel auf Borussia Dortmund. Lewandowski trifft dann auf die alten, wiedererstarkten Kollegen. Und freut sich drauf: „Das wird ein sehr interessantes Spiel für alle Fußballfans.“ Wie immer, wenn Robert Lewandowski auf dem Platz steht.