Aufstiegscoach Hasenhüttl: „Haben eine geile Mannschaft“
Mittersill (dpa) - Nur die wenigsten Experten trauen dem kleinen FC Ingolstadt nach dem Aufstieg in die Fußball-Bundesliga etwas zu. Neben Darmstadt 98 zählen auch die Oberbayern zu den erstgenannten Abstiegskandidaten.
Eine Tatsache, die Trainer Ralph Hasenhüttl wenig Kummer bereitet. „Wir haben eine geile Mannschaft“, sagt der Österreicher in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur im Trainingslager in Mittersill.
Herr Hasenhüttl, was macht Sie optimistisch, dass Sie den Klassenverbleib trotz aller Unkenrufe von Skeptikern schaffen?
Ralph Hasenhüttl:Es ist doch schön, wenn jeder sagt, wir steigen ab, dann hat uns keiner auf dem Zettel, ähnlich wie letzte Saison. Was am Ende dabei rausgekommen ist, hat man gesehen. Ich glaube schon, dass es schwer ist, in der Bundesliga zu bestehen. Ich glaube aber auch, dass wir eine gute Mentalität haben und uns schnell an das Niveau, an diese neue Welt, anpassen werden.
Wo sehen Sie größten Unterschiede im Vergleich zur 2. Liga?
Ralph Hasenhüttl:Es wird mehr Tempo auf uns zukommen, wir dürfen noch weniger Fehler machen, weil die Fehler brutal bestraft werden. Man muss schauen, dass man die wenigen Möglichkeiten, die sich bieten, auch nutzt. Wir werden definitiv nicht so viele Torchancen haben wie letzte Saison. Es gibt schon viele Dinge, die man auf diesem Niveau anders machen muss. Aber wir haben eine geile Mannschaft!
Sie haben nur vier Neuzugänge verpflichtet. Ist das auch ein Zeichen ans Aufstiegsteam: Wir setzen weiter auf Euch?
Ralph Hasenhüttl:Wenn eine Mannschaft so souverän den Aufstieg schafft wie wir, hat sie auch die Berechtigung, sich eine Liga höher zu beweisen. Wir wollen zeigen, dass wir stark genug sind, um uns mit dieser Mannschaft in der Bundesliga zu halten. Ich weiß nicht, ob es möglich ist - aber ich hoffe es. Wir haben uns sehr gut verstärkt im Rahmen unserer Möglichkeiten. Verrückte Dinge können wir nicht machen, von daher gibt's keine Alternative zu unserem Kurs.
Der FC Ingolstadt galt lange als Werks- oder Plastikclub, er wurde teils sogar verspottet. Haben Sie Hoffnung, dass sich dank eines neuen Trikotsponsors („Media Markt“) das Image ändert?
Ralph Hasenhüttl:Sie haben es schon gesagt: Wir galten als Werksclub. Ich habe das damals schon nicht verstanden, weil wir weder mit viel Geld um uns geschmissen haben, noch rechtfertigen die Statuten im Verein dieses Werksclubs-Image. Man hat uns lange vorgehalten, dass wir nicht in der Bevölkerung angekommen sind. Aber das, was uns hier in den letzten eineinhalb Jahren an Zuspruch widerfahren ist, davon können andere Vereine nur träumen. Wir haben beispielsweise jetzt eine exorbitante Steigerung im Dauerkartenverkauf.
Wäre Ralph Hasenhüttl auch bei einem Bundesliga-Abstieg kommendes Jahr noch Ingolstädter Trainer?
Ralph Hasenhüttl:Kann ich heute nicht sagen, ich habe keine Ahnung. Es kommt auch immer darauf an, wie so etwas passiert: Ob man ein sensationelles Jahr gespielt hat und es trotzdem nicht schafft - oder ob man sang- und klanglos 18 Spiele hintereinander verliert und absteigt. Aber ich weiß, dass wir die Klasse halten werden.
Die mannschaftliche Geschlossenheit wird für Sie enorm wichtig. Kann der FCI in diesem Punkt andere Teams ausstechen?
Ralph Hasenhüttl:Die Geschlossenheit ist schon eine sehr gewachsene. Wir haben mit diesem Kader eine lange Zeit zusammengearbeitet, die Spieler wissen genau über die wichtigsten Abläufe in unserem Spiel Bescheid. Ich hoffe, dass das auch in Negativphasen, wenn wir merken, dass wir an Grenzen stoßen, unser größtes Pfund bleibt. Dass wir immer in der Lage sind, zusammenzustehen.
Kann allein dadurch der Qualitätsunterschied zu gestandenen Bundesligavereinen ausgeglichen werden?
Ralph Hasenhüttl:Das muss so sein, denn: Es gibt qualitativ möglicherweise 16 bessere Mannschaften in der Liga. Aber das ist nicht schlimm. Wir haben auch letzte Saison gegen viele Mannschaften gewonnen, die über mehr Qualität verfügt haben als wir. Es macht den Fußball so interessant, dass man es mit einem guten Plan, einer guten Mentalität und guten Automatismen schafft, auch solche Mannschaften zu schlagen.
ZUR PERSON:Ralph Hasenhüttl (47) ist seit Oktober 2013 Coach in Ingolstadt. Für den Österreicher, der als Fußball-Profi unter anderem in Köln, Fürth und bei der zweiten Mannschaft des FC Bayern gespielt hat, war der Aufstieg im Sommer der größte Erfolg als Trainer.