Bayer-Boss als Schmidt-Fan: „Liaison auf längere Zeit“
Monte Carlo (dpa) - Roger Schmidt ist der Trainer der Stunde in der Bundesliga. Wie er Bayer Leverkusen mit seinem atemberaubenden Überfall-Fußball durch die Stadien jagt, begeistert Fans, Zuschauer und auch die Führung des Werksclubs.
„Er hat mehr eingelöst, als ich erwartet habe“, resümierte Clubchef Michael Schade nach dem großartigen Start des neuen Chefcoaches und prophezeite: „Ich denke, dass es eine Liaison für eine längere Zeit sein wird.“
Spitzenreiter in der Liga, im DFB-Pokal weiter, die Qualifikation für die Champions League gemeistert: Selten ist Bayer so gut gestartet. „Wir können sehr zufrieden sein, dass viele Dinge schon greifen“, meinte Schmidt. „Die Momentaufnahme ist sehr gut, jetzt geht es darum, noch viel besser zu werden. Wir müssen demütig bleiben.“ Zuletzt zeigte das 3:3 gegen Werder, was noch verbessert werden muss: Das Umschalten vom Powerplay nach vorne und das Absichern des eigenen Tores. Gegen die Bremer gelang das nicht.
Die Schmidt'sche Spielphilosophie ist einfach zu verstehen, jedoch höchst anstrengend für seine Bayer-Profis, die unter dem ehemaligen Trainer Sami Hyypiä eher eine kontrollierte Offensive pflegten. „Entweder wir haben den Ball und versuchen, schnell nach vorne zu spielen, oder der Gegner hat den Ball, und wir versuchen, schnell zu attackieren“, erklärt Schmidt, der 47 Jahre alte diplomierte Ingenieur.
Ein Patent will er auf seinen rasanten Schmidt-Stil nicht anmelden. Es stört ihn aber, wenn der frühere Nationalspieler Christoph Metzelder („Klopp 2.0“) und andere ihn mit dem Coach von Borussia Dortmund vergleichen. „Es gibt keine Kopien, keine Nachmacher unter den Trainer, die sich irgendetwas angucken und dann so spielen“, sagte Schmidt. „Es gibt im Fußball nur Originale.“
Die Bayer-Profis haben sein modernes Konzept mit schnellem Umschaltspiel und aggressiver Balleroberung erstaunlich schnell in die Praxis umgesetzt. „Er hat einen Plan, und jeder hat das Gefühl, ein Teil dieses Plans zu sein“, sagte Stürmer Stefan Kießling. „Seine Ideen sind beeindruckend, das macht richtig Spaß“, lobte auch Kapitän Simon Rolfes den neuen Chef.
Der im sauerländischen Kierspe geborene Schmidt überzeugt nicht nur durch seine Spielidee, sondern auch mit seinem Führungsstil. „Entspannt und kommunikativ“, beschreibt ihn Rolfes. „So eine Stimmung hatten wir lange nicht mehr in der Mannschaft“, sagte der in kurzer Zeit zum Schmidt-Fan gewordene Schade. „Ich glaube an seine Gestik, Mimik, Rhetorik und seinen Umgang mit der Mannschaft.“
Die Zuneigung beruht auf Gegenseitigkeit und bestätigt Schmidt, von RedBull Salzburg nach Leverkusen und nicht zu Eintracht Frankfurt gewechselt zu sein. „Ich fühle mich total wohl in diesem Verein und in der Gemeinschaft der Mannschaft“, meinte Schmidt. „Wir haben eine sehr gute Arbeitsatmosphäre und können zufrieden sein, dass viele Dinge schon greifen.“
Allerdings ist er nicht nur geholt worden, um national und international mit Powerfußball für Furore zu sorgen, sondern den „Vizekusenern“ endlich einen großen Erfolg zu bescheren. „Ich will den Trainer nicht extrem unter Druck setzen“, hatte Sportdirektor Rudi Völler kurz nach Schmidts Amtsantritt gesagt. „Irgendwann wollen wir wieder einen Titel - und da hoffen wir sehr auf den DFB-Pokal.“