Bayer-Chef Holzhäuser hört im Herbst auf

Leverkusen (dpa) - Wolfgang Holzhäuser gilt als einer der Gründungsväter der Deutschen Fußball Liga und als unbequemer Vordenker. Nun hat er zum 30. September unerwartet seinen vorzeitigen Abschied als Vereinschef von Bayer Leverkusen angekündigt.

Nach dem Einzug in die Champions League ist es für ihn ein idealer Zeitpunkt. „Der dritte Platz in der Bundesliga ist für uns wie ein Titel“, sagte der 63-Jährige am Dienstag. „Wenn es am schönsten ist, soll man bekanntlich gehen.“ Nachfolger an der Spitze des Werksclubs wird Michael Schade, Leiter der Konzern-Kommunikation der Bayer AG.

„In der zu Ende gehenden Saison haben wir unsere sportlichen Ziele mehr als erfüllt und waren bereits zwei Spieltage vor dem Ende der Spielzeit für die Champions League qualifiziert“, sagte Holzhäuser. „Das ist ein idealer Zeitpunkt, um aufzuhören und sich aus der operativen Arbeit bei Bayer 04 nach 15 Jahren zurückzuziehen.“

Dass er nach Ende seines bis 2014 datierten Vertrags aufhören wollte, war kein Geheimnis, der vorzeitige Rückzug kommt überraschend. Holzhäuser wird im Hintergrund die Geschicke von Bayer 04 auch weiter mitbestimmen und in den Gesellschafterausschuss wechseln.

Der diplomierte Betriebswirt Holzhäuser arbeitet seit 1998 für Bayer und wurde 2004 nach dem Rückzug des charismatischen Managers Reiner Calmund alleiniger Geschäftsführer. „Die ersten zwei Jahre waren sehr schwierig. Es war nicht einfach, einem Volkstribun zu folgen“, sagte Holzhäuser. „Alles, was schief lief, wurde an mir fest gemacht, alles, was gutlief, wurde ihm zugeschrieben.“

Vor seiner Tätigkeit beim Werksclub war Holzhäuser 23 Jahre lang für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) tätig. Der Führung des Liga-Verbandes gehörte er viele Jahre als Vizepräsident an. Nach dem Tod des früheren Liga-Präsidenten Werner Hackmann führte er interimsmäßig die Geschäfte des Verbandes.

Seine Hoffnung, in dieses Amt gewählt zu werden, erfüllte sich nicht. Statt des Mannes mit den „schnellen Worten auf der Zunge“ (Holzhäuser) wurde Reinhard Rauball Präsident. „Ich war oft zu vorlaut und habe gesagt, was andere nicht hören wollten, ich bin nicht immer stromlinienförmig“, so Holzhäuser.

Sein designierter Bayer-Nachfolger Schade ist in der Bundesliga eine noch unbekannte Größe. Der 60 Jahre alte Public-Relations-Experte ist allerdings seit März 2007 Mitglied im Gesellschafterausschuss von Bayer 04 und mit den Interna des Profifußballs vertraut. „Er ist ein Fachmann“, sagte Holzhäuser.

Unter Holzhäusers Regie wurde die BayArena zu einem modernen Fußballstadion ausgebaut. Außerdem qualifizierte sich Bayer während Holzhäusers Amtszeit siebenmal für einen Europacup-Wettbewerb und wurde viermal Meisterschaftszweiter. Der Traum vom Titelgewinn ging aber nicht in Erfüllung. „Ob wir das eines Tages mit Bayer realisieren können, ist nicht so wahrscheinlich“, meinte er. Unmöglich sei es aber nicht.