Eklat mit Nachspiel Bayer-Coach Schmidt: „Empfinde die Strafe als hart“

Leverkusen (dpa) - Reumütig und geschockt hat Roger Schmidt auf das Urteil des DFB-Sportgerichts reagiert.

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„Ich habe es so akzeptiert, empfinde die Strafe aber als hart und nahe an der höchstmöglichen dran“, sagte der Trainer des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen auf einer Pressekonferenz sichtlich angespannt, fügte aber an: „Ich habe mich nicht gut verhalten und einen Fehler gemacht.“

Für sein provokantes Fehlverhalten beim Bundesligaspiel gegen Borussia Dortmund wurde der 48-Jährige vom DFB-Sportgericht für drei Spiele gesperrt, das Innenraumverbot für zwei weitere Partien wurde bis zum 30. Juni 2017 zur Bewährung ausgesetzt. Außerdem muss er „wegen fortgesetzten unsportlichen Verhaltens“ eine Geldstrafe von 20 000 Euro zahlen.

Bei dem durch den Eklat überschatteten Zwischenrunden-Rückspiel der Europa League am Donnerstag (19.00 Uhr) darf Schmidt noch von der Seitenlinie coachen. Bereits am Sonntag beim FSV Mainz 05 muss die Werkself ohne ihn auskommen. Danach stehen für Bayer 04 noch die Partien gegen Werder Bremen und beim FC Augsburg an, bei denen er auf jeden Fall nicht Regie führen darf. Er darf zwar mitreisen, muss aber eine strikte Kontaktsperre zu den Spielern einhalten.

„Ich versuche in Zukunft daraus zu lernen“, versprach Schmidt mit Bezug auf die Bewährung für zwei Partien. „Ich möchte mich mit allem, was ich habe, weiter für meine Mannschaft und den Club einsetzen, aber so, dass es in dem Rahmen bleibt, dass es für die Schiedsrichter akzeptabel ist.“ Schmidt hatte am Sonntag gegen Dortmund (0:1) für ein Novum in der Bundesliga gesorgt. Nachdem er sich weigerte, die Verbannung auf die Tribüne durch Referee Zwayer zu befolgen, wurde das Spiel für neun Minuten unterbrochen.

Entschuldigt oder den Kontakt zu Zwayer gesucht hat Schmidt nicht. „Nein, habe ich nicht. Er hat ja am Sonntag auch unmissverständlich klar gemacht, dass er nicht so gern mit mir spricht“, sagte er trotzig. Dafür hat er sich am Montag der Mannschaft gestellt. „Ich habe schon gesagt, dass ich es bedauere, weil ich der Mannschaft damit nicht geholfen habe und ihr in den nächsten Spielen nicht helfen kann“, berichtete Schmidt.

„Es ist hart, aber wir müssen nach vorne schauen. Wir haben Aufgaben und Ziele. Das Thema ist soweit für uns abgehakt“, sagte Innenverteidiger Jonathan Tah. Für ihn und seine Mitspieler gilt es nun - mit Hilfe von Schmidt - nach dem 1:0 in Lissabon den Einzug ins Europacup-Achtelfinale zu schaffen. Allerdings fehlen verletzt Abwehrchef Ömer Toprak und Kevin Kampl (beide Muskelfaseriss). Dafür wird Hakan Calhanoglu nach einer Zehenentzündung zurückkehren. Auch ein Comeback von Kapitän Lars Bender nach langer Pause ist möglich.

„Die Strafe ist in Ordnung, wie ich finde. Sie ist im Rahmen, der gerechtfertigt ist“, kommentierte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade die vom Verein akzeptierte DFB-Sanktion. „Roger Schmidt hat seinen Fehler eingesehen und bedauert.“ Sportdirektor Rudi Völler wurde mit einer Geldbuße von 10 000 Euro belegt. Er hatte Zwayer nach dem Abpfiff in einem Fernsehinterview heftig attackiert hatte.

DFB-Interimspräsident Rainer Koch bezeichnete die Strafe für Schmidt als „hart, aber sorgsam bemessen“. Die Vorgänge seien „außergewöhnlich“ gewesen, sagte der ehemalige Vorsitzende des DFB-Sportgerichts im TV-Sender Sky. Zurückhaltend äußerte sich Borussia Dortmund zum DFB-Urteil. „Es war doch klar, dass es Konsequenzen haben würde. Mehr möchte ich dazu nicht sagen“, meinte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

VfB Stuttgarts Coach Jürgen Kramny hält die Drei-Spiele-Sperre für seinen Kollegen Schmidt für ein Signal an alle Bundesliga-Trainer. „Ich denke, das ist ein Zeichen für alle Trainer, in Richtung Schiedsrichter vielleicht etwas reduzierter umzugehen“, sagte er. Damit werde künftig auch für alle Trainer klar sein, „dass man sich da schon im Zaum halten muss“.

Härtere Strafen für Erstliga-Trainer gab es zuvor nur für Norbert Meier und Willi Reimann. Meier, der Ex-Coach des MSV Duisburg, war für drei Monate gesperrt und mit einer Geldbuße von 12 500 Euro belegt worden. Meier hatte in der Partie am 6. Dezember 2005 gegen den 1. FC Köln dem gegnerischen Spieler Albert Streit einen Kopfstoß versetzt. Wegen einer Handgreiflichkeit gegen den Vierten Offiziellen im Spiel bei Borussia Dortmund wurde Willi Reimann, damals Trainer von Eintracht Frankfurt, für fünf Spiele gesperrt. Außerdem musste er eine Geldstrafe von 25 000 Euro zahlen.