Bayer fühlt sich als Vorreiter bei Zukunftsplanung

Leverkusen (dpa) - Die vorausschauende Personalplanung ist in der Fußball-Bundesliga in Mode gekommen, als Trendsetter fühlt sich dabei Bayer Leverkusen.

„Ich lege Wert darauf, dass wir die Vorreiter waren, zusammen mit 1899 Hoffenheim“, sagte Bayer-Vereinschef Wolfgang Holzhäuser, „Borussia Dortmund hat es dann nachgemacht.“ In den Tagen vor dem Freitagsspiel gegen Hoffenheim hat Bayer das 19-jährige Torwart-Ausnahmetalent Bernd Leno und den begehrten Nachwuchs-Innenverteidiger Philipp Wollscheid bis 2017 verpflichtet. Der 22-jährige Wollscheid kommt zur neuen Saison aus Nürnberg.

Bayer 04 hatte vor Jahren damit begonnen, auf junge, oft deutsche Spieler zu setzen und sie zu verpflichten, wenn der Preis noch stimmte. „Wir können uns nicht mit dem FC Bayern München vergleichen. Deshalb haben wir mit dieser Nischenpolitik begonnen“, erklärte Holzhäuser. Während der Werksclub lange Zeit in Brasilien und anderen südamerikanischen Ländern bei der Spielersuche fündig wurde, konzentriert sich Bayer nun auf den nationalen und europäischen Nachwuchs. „Der brasilianische Markt ist tot, da macht es keinen Sinn mehr“, berichtete Holzhäuser.

Außerdem gebe es auf dem deutschen Markt viele, exzellent ausgebildete Jungprofis. „Doch in diesem Becken fischen inzwischen viele“, sagte Holzhäuser. Die Schnäppchenjagd wird damit immer schwieriger, etliche Teenager mit Perspektive werden inzwischen sehr teuer. Für Keeper Leno werden rund acht Millionen Euro an den VfB Stuttgart fällig, Wollscheid dürfte nicht viel billiger sein. Noch tiefer in die Tasche greifen musste Bayer bei André Schürrle, der am Saisonanfang aus Mainz für angeblich fast zehn Millionen Euro an den Rhein kam. Der 21-Jährige dürfte seinen Wert schon gesteigert haben.

Das Entdecken von Talenten hat sich für die Leverkusener oft ausgezahlt. Der Chilene Arturo Vidal, 2007 für fünf Millionen Euro geholt, wurde in diesem Jahr für schätzungsweise das Dreifache an Juventus Turin verkauft.

Auch die Hoffenheimer betreiben eine ziemlich aufwendige Nachwuchsförderung und stehen in Baden-Württemberg im Wettstreit mit Stuttgart und dem SC Freiburg, die den Nordbadenern schon unlautere Abwerbemethoden vorwarfen. Hoffenheim hat in der Ära von Ralf Rangnick vor allem junge ausländische Spieler geholt, die teilweise auch für viel Geld wieder verkauft wurden: Zum Beispiel der Brasilianer Carlos Eduardo, der bei der Verpflichtung 20 Jahre alt war. Er wechselte für 20 Millionen Euro zu Rubin Kasan nach Russland.

Allerdings landeten die Hoffenheimer auch Flops wie den damals 18-jährigen Franco Zuculini. Der von Diego Maradona hochgelobte Argentinier fasste nie Fuß bei 1899. Er hat einen Vertrag bis 2014, ist aber gerade wieder einmal ausgeliehen.

Besonders erfolgreich ist die personelle Perspektivplanung bei Borussia Dortmund, die mit dem Amtsantritt von Trainer Jürgen Klopp 2008 begann und vor allem aus finanzieller Not beim einst vor der Insolvenz stehenden Revierverein geboren wurde. Zu Saisonbeginn hatte der BVB Moritz Leitner (1860 München) und U 21-Nationalspieler Ilkay Gündogan (1. FC Nürnberg) geholt, nun folgte am Donnerstag das Engagement von Juwel Leonardo Bittencourt (Energie Cottbus). Interesse an ihm hatte auch Bayer Leverkusen. „Der Spieler ist hochinteressant, doch mit den Geboten wollten wir nicht mithalten“, sagte Holzhäuser. Rund drei Millionen Euro für einen 17-Jährigen waren ihm diesmal zu viel.