Bayer-Königstransfer Calhanoglu polarisiert

Leverkusen (dpa) - Für Bayer Leverkusen ist Hakan Calhanoglu der Königstransfer auf dem Weg in eine wunderbare Zukunft. Nach langem Hin und Her gingen 14,5 Millionen Euro an den Hamburger SV; für einen Fünfjahresvertrag.

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Es stellt sich indes schon jetzt eine Frage: Bleibt's dabei? Bereits kurz nach seiner Verpflichtung ließ der Freistoßkünstler wissen, dass ihm „zwei bis drei Jahre“ unterm Bayer-Kreuz vorschweben. Kurios!

Kein Zweifel: Calhanoglu ist kein Mainstream-Protagonist des Fußballs. Sein Abschied vom HSV kam unter Begleiterscheinungen zustande, die ihm die Fans des Bundesliga-„Dinos“ sicher noch lange Zeit übelnehmen werden. Das Transfergerangel war heftig; eine Krankschreibung des Deutsch-Türken, damals noch in HSV-Diensten, löste heftige Empörung der hanseatischen Anhänger im Internet aus.

Er sei „gemobbt und fertiggemacht“ worden, klagte Calhanoglu. Und: „Ich habe kein schlechtes Gewissen.“ Punkt. Schließlich habe er für den HSV in der einen Saison elf Tore erzielt und mit dazu beigetragen, dass den Hamburgern der erstmalige Abstieg erspart geblieben sei. Und die 14,5 Millionen - na, die seien schließlich auch kein Pappenstiel. „Und dann wurde ich von Fans als Verräter und Söldner beschimpft! Doch das bin ich nun wahrlich nicht“, erboste sich der 20-Jährige.

Sein persönliches Ablösedrama wollte Calhanoglu so schnell wie möglich hinter sich wissen und sich ganz auf den neuen Job bei Bayer konzentrieren. Dort gilt er als einer, der mitreißen, den Spielaufbau und die Kollegen mit seiner Ballfertigkeit inspirieren kann. „Ich denke, dass er in der Offensive eine ganz neue Qualität und Gefahr bringen kann“, sagte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade voller Überzeugung, dass die Millionen top angelegt sind.

Auch Calhanoglu ist gewiss: Seine Entscheidung ist gut. Qualitativ sei die Bayer-Auswahl „viel stärker als die zu meiner Zeit in Hamburg“, ließ er unlängst im „Express“ und in der „Hamburger Morgenpost“ wissen. In Leverkusen seien seine Mitspieler „alle jung und hungrig nach Erfolg“.

Es habe auch ein Angebot von Bayern München gegeben - dennoch entschied sich der türkische Nationalspieler für Bayer und dessen neuen Chefcoach Roger Schmidt, der intensives Angriffsspiel propagiert und mit diesem Stil Calhanoglus Ambitionen heftig entgegenkommt. Da fiel es leicht, eines festzuhalten: „Für mich steht Leverkusen auf Augenhöhe mit dem FC Bayern.“

Die Erwartungen im Rheinland, mit Calhanoglu endlich einen bedeutenden Titel zu gewinnen, sind hoch. Den in Mannheim geborenen Profi ficht das nicht sonderlich an: „Ich kann mit Druck umgehen“, ließ er schon im Trainingslager in Zell am See/Österreich wissen. Er übernähme gern Verantwortung, „auch wenn ich noch sehr jung bin“. Ergo will er „vieles erreichen“ - und am allerliebsten „mit Bayer mal deutscher Meister werden“.

Für Bayer-Sportchef Rudi Völler ist klar: „Mit ihm haben wir ein schwer ausrechenbares, kreatives Element hinzugewonnen“, sagte der einstige Weltklassespieler über Calhanoglu. Und der will sich mit dem Kürzel „LEV“ für Leverkusen total identifizieren: „Lebe einen Verein“ - das bedeutet „LEV“ in der ausgeschriebenen Variante für Calhanoglu. Aber auch für fünf Spielzeiten?