Völler in der Kritik Bayer Leverkusen im Abstiegskampf
Leverkusen (dpa) - Wie angespannt Rudi Völler derzeit ist, erlebte zuletzt auch Peter Gagelmann.
Den früheren Bundesliga-Schiedsrichter und heutigen TV-Experten bezeichnete der Sportchef von Bayer Leverkusen nach dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg (3:3) öffentlich als „Pflaume“. Worauf VfL-Stürmer Mario Gomez dem früheren DFB-Teamchef Völler wiederum „ein bisschen Wahrnehmungsstörungen“ unterstellte und urteilte: „Das ist kein Sportsmann.“
In erster Linie verschaffte Völler sich wohl nur Luft kurz vor Ende dieser „verfluchten Saison“. Zum einen steckt der Club nach vier Champions-League-Teilnahmen nacheinander mitten im Abstiegskampf. Zum anderen richtet sich die Kritik mehr und mehr auch gegen Völler, der als Gesicht und Ikone des Vereins viele Jahre unangreifbar schien. Soll Ruhe einkehren, muss beim Tabellenletzten Darmstadt 98 am Mittwoch ein Sieg her - sonst stehen die Rheinländer in den folgenden Spielen gegen die Topteams RB Leipzig und Bayern München mit dem Rücken zur Wand.
„Natürlich fokussiert sich hier vieles auf mich. Das mag in der Krise so ungerecht sein wie im Erfolg, weil wir ja hier in einem Team zusammenarbeiten“, sagte Völler der Zeitung „Die Welt“: „Aber das ist okay, es ist Teil meines Jobs.“
Dem 56-Jährigen wird vermehrt vorgeworfen, die Krise der im Sommer mit mehr als 40 Millionen Euro verstärkten Mannschaft entscheidend mitverursacht zu haben. Vor allem dadurch, trotz aller Warnsignale aus der Mannschaft zu lange am dann doch beurlaubten Trainer Roger Schmidt festgehalten zu haben. Und dass der kritisch beäugte Tayfun Korkut die richtige Wahl als Nachfolger bis zum Saisonende ist, lässt sich nach vier Pflichtspielen ohne Sieg auch nicht belegen.
Immerhin tritt Korkut in der angespannten Lage als Daueroptimist und unbeirrbarer Kämpfer gegen die Untergangsstimmung auf. Auch wenn er beteuert, dass er „die Augen nicht verschließt“, sieht er noch eine Chance auf die Europacup-Teilnahme. „So lange wir das Licht oben sehen können, werden wir nicht ins Dunkle schauen“, versicherte der Coach: „Wichtig ist, dass wir nicht anfangen zu zweifeln.“
Angesichts von fünf Punkten Rückstand auf Rang sechs und nur drei Zählern Vorsprung auf Platz 16 ist die Relegation derzeit aber näher als die Europa League. „Mit einem Dreier am Mittwoch kann es schon in die andere Richtung gehen“, sagte Korkut unbeirrt.
Zu allem Überfluss sorgte der im Winter für mehr als zehn Millionen verpflichtete Stürmer Leon Bailey für einen weiteren Nebenschauplatz. Der Jamaikaner hatte den belgischen Boxer Atif Tanriseven Ribera in einem Video im sozialen Netzwerk Snapchat verhöhnt. Ribera drohte ihm daraufhin auf offener Straße und übertrug dies live bei Facebook. Der Vorfall ereignete sich in der belgischen Stadt Genk - wenige Minuten vor dem Wolfsburg-Spiel, wo die Bayer-Offiziellen den Stürmer gerne auf der Tribüne gesehen hätten.
„Diese ganze Aktion missfällt uns, wir werden mit ihm darüber sprechen, auch deutlich“, erklärte Bayer-Pressesprecher Dirk Mesch. Korkut meinte: „Es ist nichts passiert, aber es hätte auch schlimm enden können.“ Der 19-jährige Bailey wird laut Korkut aber nicht offiziell sanktioniert: „Wir können ihn nicht bestrafen für etwas, das wir nicht vorher festgelegt haben.“