1:3 in Mainz Bayer nach historischem Fehlstart schon unter Druck
Mainz (dpa) - Selbst eine Überdosis Koffein half Rudi Völler nach dem historischen Saisonfehlstart von Bayer Leverkusen nicht aus dem Stimmungstief.
„Das ist schon der sechste Kaffee, aber es wird nicht besser“, beschrieb der Sportdirektor seine Gefühlslage nach dem 1:3 (1:1) beim FSV Mainz 05. „Ein Punkt aus drei Spielen ist zu wenig. Das kann man auch nicht schönreden. Wir müssen schnell punkten, um nicht früh den Anschluss zu verlieren.“
Nach der Gruselsaison im Vorjahr, in der der internationale Wettbewerb mit Rang zwölf klar verpasst wurde, sollte unter dem neuen Trainer Heiko Herrlich eigentlich alles besser werden. Stattdessen ist die Werkself so schlecht in die Bundesliga-Spielzeit gestartet wie noch nie.
Herrlich fand daher ebenfalls deutliche Worte. „Wir haben unheimlich viel Qualität in der Mannschaft. Zur Qualität zählt aber auch eine gewisse Mentalität, nicht locker zu lassen und den Sack zuzumachen. Die fehlt“, kritisierte der 45-Jährige. „Jetzt stehen wir schon ein wenig mit dem Rücken zur Wand.“
In Mainz lieferten seine Schützlinge in der zweiten Halbzeit einen Offenbarungseid, als sie sich nach anfänglicher Dominanz und dem Führungstor durch Dominik Kohr (22. Minute) von kämpferischen Gastgebern den Schneid abkaufen ließen. „Wir haben die Zweikämpfe nicht mehr angenommen, waren naiv“, stellte Stürmer Kevin Volland fest. Bei Völler löste der dramatische Leistungsabfall Ratlosigkeit aus: „Ich habe auch nicht immer eine Antwort parat. Eigentlich gab es keinen Grund dafür.“
Yoshinori Muto (45.), Abdou-Lakhad Diallo (57.) und Suat Serdar (71.) stürzten Leverkusen mit ihren Toren in die sportliche Krise. „Wir wollten natürlich vermeiden, in eine Situation zu kommen, wie sie Bayer im Vorjahr hatte. Jetzt stehen wir unter Druck, das Spiel gegen Freiburg gewinnen zu müssen“, sagte Herrlich.
Bis zum nächsten Sonntag muss er vor allem die Defensivarbeit seiner Mannschaft verbessern, die derzeit die Schießbude der Liga ist. „Acht Gegentore sind viel zu viel“, monierte Herrlich. „Das ist ärgerlich.“ Und Abwehrchef Sven Bender räumte ein: „Gefühlt ist fast jede Chance gegen uns drin.“
Momentan ist niemand in Sicht, der die junge Truppe mitreißt und durch schwierige Spielphasen führt. Gestandene Akteure wie Karim Bellarabi oder Volland laufen genauso ihrer Form hinterher wie die Jung-Nationalspieler Julian Brandt oder Benjamin Henrichs. „Keiner darf auf den anderen zeigen. Wir müssen gemeinsam raus aus der Situation“, forderte Volland.
Ob Argentiniens Nationalspieler Lucas Alario dabei mithelfen kann, ist weiter ungewiss. Bayer wartet immer noch auf die Freigabe des Stürmers durch dessen bisherigen Verein River Plate Buenos Aires und hat deshalb die FIFA eingeschaltet. Völler sieht das Grundproblem aber ohnehin eher vor dem eigenen Gehäuse. „Es heißt immer, wann spielt denn der Alario. Dabei machen wir ja Tore“, sagte der Sportdirektor und stellte fest: „Wir kriegen einfach zu viele Tore rein. Nur mit Zauberern geht es eben nicht.“