Bayer verspielt Champions-League-Ziel - Völler: „Gefahr“

Leverkusen (dpa) - Bayer Leverkusen ist dabei, alle Ziele der Saison zu verspielen. „Die Gefahr ist da. Da dürfen wir nicht um den heißen Brei rumreden“, sagte Sportdirektor Rudi Völler nach dem 1:4-Debakel im Bundesligaspiel gegen den vom Abstieg bedrohten SV Werder Bremen.

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Er wollte die Situation nicht beschönigen. „Vor drei Wochen waren wir noch Tabellendritter. Nun haben wir drei Spiele hintereinander verloren und viele Verletzte: Das wird schwierig.“

Nach dem Pokal-Rauswurf drei Wochen zuvor durch die Bremer haben die Hanseaten dem Fußball-Werksclub nun einen bitteren Rückschlag im Kampf um einen Champions-League-Platz bereitet. Für die Gäste erzielten nicht nur Fin Bartels (5. Minute) und Claudio Pizarro (55./65./83.) die vier eigenen Treffer, sie sorgten durch Papy Djilobodjis (69.) kurioses Eigentor auch noch selbst für den Bayer-Treffer.

Leverkusens Abstand zum Tabellendritten Hertha BSC (42 Punkte) beträgt schon sieben Punkte. Auch die Aussicht, noch die Qualifikation zur Königsklasse zu erreichen, wird düsterer: Borussia Mönchengladbach, Mainz 05 (je 39) und der FC Schalke 04 (38) haben die besseren Karten.

In dieser ernsten Lage wächst die Kritik an Cheftrainer Roger Schmidt, auch oder weil er zum zweiten Mal wegen seiner noch am Samstag beim FC Augsburg geltende Innenraumsperre nicht coachen durfte. Völler ist nicht der Meinung, dass Schmidts Verbannung in eine gläserne Loge, die Ursache für die Niederlage war. „So kann man es nicht sagen. Es liegt an den Umständen, die wir durchmachen“, sagte er. „Seit ich in Leverkusen bin, hatten wir noch nie so viele verletzte Spieler.“

Um so härter war die Nachricht, dass sich nun auch Außenverteidiger Roberto Hilbert schwer verletzte. Der frühere Nationalspieler erlitt laut Diagnose vom Donnerstag einen Schlüsselbeinbruch, wird sechs Wochen ausfallen und verlängerte die Liste der Lädierten auf acht Profis. „Das ist ein böser Tag für uns gewesen“, resümierte Spielmacher Hakan Calhanoglu bitter.

Abgesehen von der Verletzenmisere und der letzten Niederlagen-Serie ist die Begeisterung über den gelobten Powerfußball á la Schmidt verflogen. Statt der einstigen hohen Spielkultur mit rasanten Offensivaktionen bietet Bayer oft aggressive, kraftraubende Balleroberung und viel Klein-Klein-Gewusel. Eine Taktik, gegen die Werder-Bremens Coach Viktor Skripnik ein simples Rezept fand: „Der Plan war, wir stehen hinten, warten und nutzen mit schnellen Leuten die Räume.“

Ob die Häufung der Verletzungen mit der laufintensiven Taktik zusammenhängt, ist ebenso Spekulation wie das vermeintliche Interesse von RB Leipzig an Schmidt, der in Leverkusen einen Vertrag bis 2019 hat. Schon vor der Werder-Partie hatte der Ex-Coach von RB Salzburg die Gerüchte dementiert: „Ich weiß um die Rückendeckung der sportlichen Führung. Wir alle haben hier große Ziele.“

Was in dieser Saison noch erreicht werden kann, wird sich am Samstag in Augsburg und am 10. März im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League beim FC Villarreal zeigen, bei dem Schmidt wieder am Spielfeldrand stehen darf. „Wir dürfen nicht in Selbstmitleid verfallen“, forderte Völler. Auf die Frage, wie man den Abwärtstrend stoppen könne, antwortete er aber nur vage: „Mit einem Erfolgserlebnis! Daran müssen wir glauben. Wir sind nicht so schlecht, wie wir momentan spielen.“