Bayern-Coach Guardiola meidet Thema Vidal
Peking (dpa) - Nach dem stürmischen Empfang des FC Bayern in China verspürte Pep Guardiola keine große Lust, schon einmal über seinen neuen Starkicker Arturo Vidal zu sprechen.
„Ich bin der Trainer und trainiere die Spieler, die ich bekomme“, lautete die knappe Aussage des Trainers zu dem designierten Neuzugang von Juventus Turin. In laufenden Transferfragen sieht er sich nicht als Ansprechpartner.
Daheim in München wurde beim deutschen Fußball-Meister weiter an letzten Details des Millionen-Transfers gearbeitet. Man werde noch „etwas Geduld“ haben müssen, hatte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge schon vor dem Abflug nach China gesagt, dabei aber zugleich kaum noch Zweifel am Kauf von Vidal gelassen.
Der 28 Jahre alte Chilene soll den Weggang von Bastian Schweinsteiger mindestens kompensieren: „Durch Bastian haben wir einen wichtigen Spieler verloren. Es war klar, dass wir einen Typus dieser Art gerne haben wollten“, sagte Rummenigge und blickte positiv nach vorne: „Wenn das klappt mit Vidal, würden wir einen guten Mann dazukriegen.“
Mindestens 35 Millionen Euro soll die Kämpfernatur kosten, womit die Bayern in diesem Sommer knapp 80 Millionen in neue Spieler investiert hätten. Erstmals könnte die 100-Millionen-Marke fallen, denn neben Douglas Costa (30 Mio) könnte noch ein weiterer Offensivmann kommen. „Solange der Transfermarkt auf ist, möchte ich nichts ausschließen. Wir werden in aller Ruhe die Dinge beobachten, ob sich bei uns noch etwas tut“, äußerte Rummenigge ganz allgemein.
Vidals künftige Kollegen wurden nach neun Stunden Flug begeistert in Peking empfangen. Kapitän Philipp Lahm und Co. mussten sich am Flughafen mit Hilfe etlicher Sicherheitsleute einen Weg durch die kreischenden Anhänger bahnen. „Ich habe selten so etwas erlebt. Unglaublich, was da los war. Im Hotel ist auch die Hölle los“, bereichtete Lahm bei einer Pressekonferenz im Olympiastadion.
Nur sieben Stunden nach der Ankunft hatte Guardiola im „Vogelnest“ ein erstes Training angesetzt. Auch wenn Marketingmaßnahmen während des einwöchigen China-Trips im Vordergrund stehen, soll die weitere Saison-Vorbereitung nicht zu sehr leiden. Schon am Samstag steht gegen den FC Valencia mit dem deutschen Weltmeister Shkodran Mustafi das erste von drei Testspielen an. „Wir werden versuchen, so gut wie möglich zu spielen“, kündigte Guardiola an. Er möchte die Spieler in seinem dritten Bayern-Jahr „noch mehr pushen, um am Ende gegen die großen Teams der Welt gewinnen zu können“. Seine Ansage für die Saison 2015/16: „Voll angreifen!“
Franck Ribéry kann das weiterhin nicht. Der am rechten Fuß verletzte Franzose wird den Bundesligastart am 14. August gegen den Hamburger SV verpassen. Immerhin gehe es Ribéry inzwischen besser, berichtete Guardiola: „Ich bin optimistisch und hoffe, dass er auf sein hohes Niveau zurückkommen wird.“
Den strapaziösen Fernost-Trip mitten in der Saisonvorbereitung verteidigte Rummenigge noch einmal als alternativlos. „Wir müssen versuchen, was die Engländer, Spanier und zum Teil auch die Italiener seit zehn Jahren machen, als Bundesligaclubs auch zu machen.“ Asien sei „ein neuer Kontinent, den wir erobern wollen“.
Rummenigge richtete sogar einen Warnruf an die Bundesliga - gerade mit dem Blick auf die im Geld schwimmende englische Premier League. „Wer den Transfermarkt verfolgt, sieht, mit welchen Aktivitäten da in England im Augenblick gearbeitet wird. Die Bundesliga muss aufpassen, dass sie nicht leergekauft wird von England.“
Die Premier League hat für die Spielzeiten von 2016 bis 2019 einen TV-Vertrag mit einem Volumen von 6,9 Milliarden Euro abgeschlossen. Zum Vergleich: Die Bundesliga erlöst im laufenden Vierjahresvertrag insgesamt 2,5 Milliarden. „Die Engländer überholen uns gerade links und rechts im TV-Geld, im Marketing, in Aktivitäten am Transfermarkt, überall.“ Die Bundesliga müsse aufholen und „die Krallen zeigen“.