Labbadia macht „bösen Buben“ Spahic zum Führungsspieler
Hamburg (dpa) - Emir Spahic ist einer der umstrittensten Spieler der Fußball-Bundesliga, doch Bruno Labbadia will den Bosnier beim HSV zur Führungskraft aufbauen.
„Er wird ein entscheidender Teil unserer Achse“, sagte der Trainer des Hamburger SV über den 34 Jahre alten Verteidiger. Nach dessen Rauswurf in Leverkusen infolge einer Keilerei gegen Bayer-Ordner schien die Karriere des Auswahlspielers schon beendet, doch in Hamburg erhält der Routinier eine zweite, wohl letzte Chance zur Bewährung. „Seine Reue wirkte nicht gespielt“, begründete Labbadia seine Entscheidung nach einer langen Unterredung mit dem Bosnier beim gemeinsamen Abendessen.
Als der HSV Anfang Juli den Transfer des sportlich über alle Zweifel erhabenen, wegen seiner Ausfälle aber als „Bad Boy“ dastehenden Heißsporns bekanntgab, schlugen selbst im eigenen Lager die Wogen hoch. Nicht wenige Anhänger glaubten, der HSV hole sich mit dem ganz und gar nicht pflegeleichten Profi neue Probleme ins Haus. Auch Labbadia war skeptisch: „Ganz ehrlich: Ich hatte zunächst auch große Bedenken, obwohl mir immer klar war, dass er eine große Verstärkung für unsere Mannschaft bedeuten würde“, berichtete der Coach hin- und hergerissen. Nach dem Gespräch unter Männern ging der Daumen des erfahrenen Trainers dann aber doch nach oben.
Immerhin habe man „einen Profi der höchsten Qualitätsklasse“ an Land gezogen, betonte Clubchef Dietmar Beiersdorfer. Die Tatsache, dass Spahic ablösefrei ist, eröffnet dem chronisch klammen HSV zudem neuen „Spielraum am Transfermarkt“, wie der Vorstandsvorsitzende ergänzte. „Dank seiner Erfahrung, seiner sportlichen Qualität und seiner Präsenz auf dem Platz kann er zu einem wichtigen Führungsspieler unserer Mannschaft werden“, hofft HSV-Sportdirektor Peter Knäbel.
Labbadia will um den 81-maligen bosnischen Internationalen den in der Innenverteidigung nötigen Umbruch beim HSV umsetzen. Die Routiniers Heiko Westermann und Slobodan Rajkovic erhielten keinen neuen Vertrag, Toptalent Jonathan Tah ist zu Bayer Leverkusen gewechselt. Der Schweizer Johan Djourou und der Brasilianer Cléber Reis bewerben sich um den Platz neben Spahic, der im Training bisher überzeugte.
„Ich will einfach spielen, einen guten Job machen und zeigen, dass ich noch auf hohem Niveau Fußball spielen kann“, betonte Spahic und meldete sehr zu Labbadias Freude Führungsanspruch an. Im Spiel eins nach dreimonatiger Sperre wegen des Prügel-Eklats konnte Spahic bei Jahn Schneverdingen überzeugen und erzielte gar ein Tor. Der erste Härtetest steht am Samstag bei Zweitliga-Aufsteiger Arminia Bielefeld an, doch die Fans konnten schon bestaunen, was Labbadia an dem Neuen schätzt. „Er ist einfach erfahren. Er ist extrem eng und aggressiv am Mann, ist ein Organisator und noch dazu gut am Ball. Das begeistert natürlich“, lobte der Coach.