Bayern-Coach Guardiola nervt Tor-Rechnerei

München (dpa) - 8:0, 6:0 - und jetzt das nächste Schützenfest des FC Bayern? Genervt verzog Pep Guardiola die Mundwinkel, schüttelte den Kopf und überging vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Köln das Gerede von einem neuen Kantersieg.

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„Nächste Frage bitte“, erklärte der Star-Trainer und atmete tief durch. „Unsere Mannschaft ist gut, aber wir können natürlich besser spielen. Jedes Spiel ist eine Gelegenheit, um unser Selbstvertrauen und unser Spiel zu verbessern“, sagte Guardiola vor dem Bundesliga-Spiel der Münchner am Freitag, dem 115. Gründungstag des deutschen Fußball-Rekordmeisters.

Mit dem nächsten Sieg wollen die Bayern in wegweisende Englische Wochen mit K.o.-Aufgaben in Pokal und Champions League durchstarten - und dann fokussierter denn je auftreten. „Wir kommen jetzt in die ganz heiße Saisonphase, das muss uns bewusst sein, da müssen wir den Maschinenmodus und nicht den Gefühlsmodus anwerfen“, forderte Sportvorstand Matthias Sammer im „kicker“. „Jetzt zählt kein Gefühl, wir müssen gnadenlos gierig sein und wieder in diesen gnadenlosen Rhythmus kommen.“

Davor haben die Kölner nicht erst seit den Münchner Tor-Festen gegen Hamburg (8:0) und Paderborn (6:0) Respekt. Zwar gebe es „liebere Orte, wo man hinfährt“, räumte FC-Coach Peter Stöger ein. „Aber wir spekulieren schon damit, dass es hier und da eine riesige Sensation gibt.“ Als zweitbestes Auswärtsteam der Liga, 16 seiner bislang 25 Punkte holten die Rheinländer als Gast, darf die Geißbock-Elf zumindest ein bisschen von großen Coup träumen. Letztmals gewannen die Rheinländer beim deutschen Rekordmeister am 21. Februar 2009 (2:1).

„Der Qualitätsunterschied zwischen uns als Aufsteiger und dem FC Bayern als einem der besten Teams der Welt ist einfach enorm“, erklärte Kölns Manager Jörg Schmadtke. Es könne alles passieren, „von einer Sensation bis zu einer hohen Niederlage“, orakelte Stöger. Sein Team stellt mit nur zwei Gegentreffern in diesem Jahr die beste Defensive der Liga. Aber kann das auch die geballte Münchner Offensivpower stoppen?

12 der vergangenen 13 Heimspiele gewannen die Münchner, die ihre exponierte Stellung an der Tabellenspitze am Ehrentag ausbauen wollen. „Sportlich wünsch ich mir - gerade, weil das Spiel ja auf den Geburtstag fällt - einen Heimsieg in der Bundesliga gegen den 1. FC Köln und dann Anfang März den Einzug in das Viertelfinale der Champions League“, bekundete Präsident Karl Hopfner. „115 Jahre FC Bayern - das ist eine bewegte und erfolgreiche Geschichte, die man mit stolz feiern darf“, betonte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Nach einem Schützenfest feiert es sich natürlich doppelt gut.

Wie Guardiola wollen aber auch die Spieler nichts von neuen Tor-Bestmarken wissen. Denn wie jedesmal nach klaren Rückrundensiegen in Serie kommt reflexartig die Frage nach dem Torrekord von 1972 auf. 101 Tore bejubelte die glorreiche Elf um Bomber Gerd Müller damals. So denke man nicht, wiegelte Franck Ribéry ab.

Drei der nächsten vier Münchner Pflichtspiele finden vor heimischer Kulisse statt, nach dem Köln-Match steht die Pokal-Aufgabe gegen Eintracht Braunschweig an. Nach der Liga-Partie in Hannover kommt es dann in München zum Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Donezk. „Wir müssen marschieren“, forderte Sammer.