Finanzkontrolleure tagen wieder - VfL droht UEFA-Strafe

Wolfsburg (dpa) - Demonstrative Gelassenheit beim VfL Wolfsburg. Auch, wenn diese Woche die UEFA-Finanzkontrolleure wieder tagten.

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Zu laufenden Ermittlungen von Europas Fußballdachverband gegen den derzeit sportlich erfolgreichen Club sagte VfL-Finanz-Geschäftsführer Wolfgang Hotze der Deutschen Presse-Agentur klipp und klar: „Ich kann nicht mehr sagen, als dass wir keine Sanktionen erwarten.“

Die Frage bei Financial Fairplay, um die es der UEFA grundsätzlich geht, lautet: Wirtschaftet ein Verein vernünftig, stehen Ein- und Ausnahmen langfristig in einem kaufmännisch vertretbaren Relation? Bei der hundertprozentigen Volkswagen-Tochter VfL Wolfsburg wollen die Prüfer wissen, ob das Geld des Konzerns in einem akzeptablen Verhältnis zum Werbewert des Clubs steht.

Ob die Untersuchungen gegen den VfL auf der Tagesordnung der Finanzkontrollkammer (FKKK) standen und ob überhaupt Entscheidungen getroffen wurden, ist unklar. Die Europäische Fußball-Union will sich nicht äußern - wegen der „laufenden Ermittlungen“. Auch der VfL wusste von nichts.

Für den Bundesligisten, vor allem aber für den Mutterkonzern Volkswagen steht viel auf dem Spiel. Sollte der Club bestraft werden, hätte VW nicht nur eine Imageproblem. Je nach Begründung der Strafe könnte dies auch Klagen der Aktionäre nach sich ziehen. Dann etwa, wenn Volkswagen den VfL erwiesenermaßen über Gebühr mit Geld aus dem Konzern subventioniert, ohne einen entsprechend hohen Gegenwert - die sogenannte Werbewirkung - zu erzielen.

Der VW-Vorstand um Chef Martin Winterkorn ist laut Aktienrecht generell zur „ordentlichen und gewissenhaften“ Geschäftsführung verpflichtet. Diese Sorgfaltspflicht ist einklagbar, wenn beispielsweise die Dividende leidet.

Sollte die UEFA zu der Auffassung kommen, dass die VW-Zuwendungen im aktuell hohen zweistelligen Millionbereich unangemessen sind, droht eine Strafe. Im schlimmsten Fall dürfte der aktuelle Bundesligazweite kommende Saison nicht in der Champions League spielen.

Mit seinem Umfeld, dem aktuell viertschlechtesten Zuschauerschnitt der Liga von 27 778 und seit 2010 ohne Europapokaleinnahmen hätte der VfL ohne VW keine Chance, den aktuellen Kader zu finanzieren. Tatsächlich ist der Club alles andere als defizitär.

„Wir haben in den vergangenen drei Jahren nur einmal Verlust gemacht und damit liegen wir noch weit von 45 und auch von 30 Millionen Euro entfernt“, sagte Hotze unlängst den „Wolfsburger Nachrichten“. Für die Spielzeiten 2013/2014 und 2014/2015 wäre ein Verlust von 45 Millionen noch erlaubt gewesen. Für die kommenden drei Spielzeiten sind es nur noch 30 Millionen.

Auch deshalb gab Hotze zu: „Langfristig kriegen wir allerdings Probleme, wenn wir nicht in der Champions League spielen.“ Denn die VW-Unterstützungen, mit denen der ausgeglichene Haushalt erzielt wird, steigen offensichtlich von Jahr zu Jahr. „Wenn sie einen Zeitraum über fünf oder sechs Jahren nehmen, dann hat sich der in den Jahren natürlich entwickelt“, berichtete Hotze.

Vielleicht musste die VfL-Geschäftsführung genau deshalb zur UEFA nach Nyon, um das Wolfsburger Modell zu erläutern. „Wir sind dort auf viel Zustimmung gestoßen. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, meinte VfL-Sportchef Klaus Allofs.

Hotze allerdings gab zu: „Aus diesem Vortrag hat die UEFA ihre Fragen entwickelt.“ Anfang Dezember teilte die UEFA nämlich mit, der VfL möge weitere Angaben liefern. So groß kann die Zustimmung also nicht gewesen sein. Dass die UEFA weitere Fragen hatte, legt den Verdacht nahe, dass die FKKK einen anderen - niedrigeren - Werbewert ermittelt hat als VW.