2:1-Sieg im Topspiel Bayern danken Schalke - Hoeneß sieht: Geht auch ohne Jupp
München (dpa) - Job erledigt. Der ewige Co-Trainer Peter Hermann konnte seinem erkrankten Chef und Freund Jupp Heynckes nach dem mühsam erkämpften Heimsieg gegen einen mutig auftretenden FC Schalke 04 erleichtert Rapport erstatten.
Von Heynckes kam nach dem 2:1 (2:1) im Topspiel der Fußball-Bundesliga sofort eine SMS mit „Glückwünschen zum Sieg“. Von den Bayern-Profis gab es ebenfalls viel Lob und Anerkennung für den 65-jährigen Hermann, der in seinem erfolgreichen Trainerleben den Chefposten stets gescheut hat und am liebsten der Schattenmann an Heynckes' Seite war und weiterhin ist.
„Bei Bayern gibt es nur eines - gewinnen. Etwas anderes gibt es nicht“, sagte Hermann mit leiser Stimme nach den 90 Chefminuten. „Das ist schon etwas anderes. Man ist schon nervöser“, gestand der Kurzzeit-Chef. Hermann hatte sich nicht im feinen Anzug wie Heynckes an den Spielfeldrand gestellt, sondern seinen Platz wie gewohnt im Trainingsanzug und mit schwarzen Fußballschuhen eingenommen.
„Es fühlte sich auch mit Peter vertraut an“, berichtete Bayern-Star Arjen Robben. „Peter Hermann hat uns gut eingestellt und den richtigen Ton getroffen. Ich glaube, er ist froh und wir sind froh, wenn der Trainer wieder da ist“, sagte Torwart Sven Ulreich. Am Sonntag war das noch nicht der Fall. Heynckes fehlte beim Training.
Für die gute Nachricht an die Bayern-Fans sorgte Ulreich: Der 29-Jährige verlängerte seinen auslaufenden Vertrag bis 2021 und verzichtet damit auf die Chance, bei einem anderen Club womöglich dauerhaft die Nummer 1 zu werden. „Ich weiß, was die Job-Beschreibung hier ist. Das ist, Manuel Neuer zu vertreten, wenn er nicht spielen kann“, sagte Ulreich. Das ist inzwischen seit fünf Monaten der Fall.
Peter Hermann war froh, als der für ihn spezielle Samstagabend überstanden war. Das galt auch für Leon Goretzka. Den Nationalspieler ärgerte die Schalker Niederlage. Aber der 23-Jährige konnte an seiner künftigen Wirkungsstätte zeigen, dass er reif und bereit ist, sich in der nächsten Saison dem Konkurrenzkampf beim FC Bayern zu stellen.
„Wir haben gezeigt, dass wir mit einer Weltklassemannschaft mithalten können“, sagte Goretzka nach dem speziellen Abend auch für ihn: „Ich brauche keinen Hehl daraus zu machen, dass es sich ein Stück weit anders angefühlt hat. Aber ich habe es genossen! Wir haben guten Fußball gespielt, es hat Spaß gemacht. Schade, dass wir uns nicht belohnt haben.“
Das lag besonders an Schalke-Torwart Ralf Fährmann, der beim ersten Gegentor von Robert Lewandowski (6. Minute) unglücklich agierte und beim Siegtreffer von Thomas Müller (36.) wie in der Vorwoche beim 1:2 gegen Bremen schon wieder entscheidend patzte. Er habe den Ball „reingelogen“, sagte Schlitzohr Müller, der aus unmöglichem Winkel traf. Absicht war das Glückstor nicht. „Ich wollte den Ball auf jeden Fall heiß machen und scharf vors Tor bringen. Dass er direkt ins kurze Eck geht, war auch ein bisschen Schicksal“, sagte Müller.
„Raffiniert“ nannte Bundestrainer Joachim Löw die entscheidende Müller-Aktion. Die Schalker Verantwortlichen wehrten derweil eine Torwartdiskussion ab. „Ralle hat uns schon so viele Punkte geholt“, sagte Manager Christian Heidel. Ein Punkt wäre am Samstag verdient gewesen, aber es reichte nur zu einem Tor von Franco di Santo zum 1:1 (28.). „Wir waren total auf Augenhöhe“, urteilte Heidel. „Wenn man so spielt, sind die Punkte nur eine Frage der Zeit“, erklärte Trainer Domenico Tedesco, der mutig drei Angreifer aufgestellt hatte.
Sogar die Bayern sagten „Danke Schalke“. Denn angesichts der Überlegenheit in der Liga - 18 Punkte Vorsprung auf Platz zwei - ist Gegenwehr mit Blick auf die bald anstehenden Prüfungen in Europa willkommen, wie Präsident Uli Hoeneß im „aktuellen Sportstudio“ des ZDF erklärte. „Deutscher Meister werden wir, da bin ich sicher.“
Darum sei er „immer froh, wenn unsere Mannschaft so gefordert wird. Denn es stellt im Hinblick auf die Champions League ein gewisses Problem dar, wenn wir so klar führen, weil die Konzentration und die Motivation ein bisschen nachlässt“, erläuterte Hoeneß: „Schalke hat uns total gefordert. Das brauchen wir, wenn wir in der Champions League etwas putzen wollen.“ Natürlich dann wieder mit Jupp Heynckes auf der Bank.